Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

Entwicklungsländern – unterteilt werden, um Unterschiede bei Strategie und Umset- zungswegen erkennen zu können. Noten- banken der Industrieländer wurden wieder- um in zwei Kategorien unterteilt, jene mit einem hohen Exposure zu den Finanzmärk- ten und jene mit einem geringen Exposure. Nach der Finanzkrise 2008 zeigte sich, dass vor allem Zentralbanken mit einem hohen Finanzmarkt-Exposure ihre Schätzungen bezüglich der Wahrscheinlichkeit und des Ausmaßes von Drawdowns erhöhten und das Niveau ihrer Reserven anhoben. Damit wollen sie besser für ihre Rolle als „Lender of Last Resort“ gerüstet sein. 2016 setzte sich dieser Trend fort, und Notenbanken mit einem hohen Finanzmarkt-Exposure erhöh- ten ihre Währungsreserven deutlicher als jene mit geringem Finanzmarkt-Exposure oder als die Zentralbanken aus den Schwel- lenländern. Das zeigt die Grafik „Erhöhung der Währungsreserven der Zentralbanken“. Bei den Notenbanken mit hohem Finanz- markt-Exposure steht ein hohes Ausmaß an Liquidität an erster Stelle der Ziele; Invest- mentrenditen und realer Kapitalerhalt ran- gieren weiter hinten. Die befragten Manager erklärten, dass sie nicht in Aktien oder Asset Backed Securities (ABS) investieren woll- ten, da sie ihre Reserven nicht mit Assets korreliert sehen möchten, die lokalen Fi- nanzmarktschocks ausgesetzt sind. Investment Tranches So oder auch Investmentportfolios wer- den bei Zentralbanken die Reserven-Sub- Portfolios genannt, bei denen Renditeden- ken vor Liquiditätsüberlegungen geht. Typi- scherweise starten Zentralbanken hiermit Investment Grade Asset Backed Securities. Mehr als die Hälfte der befragten 30 Noten- banken hat ihre erste Investment Tranche in ABS angelegt und managt diese auch haus- intern, so wie es die Zentralbanken auch mit Investment-Grade-Staatsanleihen halten. In ihren Augen sind die beiden Assetklassen in Bezug auf die Managementerfordernisse und das Risikoprofil vergleichbar. Ein knap- pes Viertel investierte ihre erste Investment- Tranche in Aktien und ein Fünftel in Cor- porate Bonds. Die Umfrage ergab, dass die Notenban- ken auf der Risikokurve weiter hinaufgehen werden, sie möchten vor allem ihre Aktien- und Corporate-Bond-Allokationen erhöhen. Immerhin 68 Prozent der Befragten gaben an, ihr Aktien-Investment-Portfolio auf- stocken zu wollen, 57 Prozent sagten das Gleiche über Corporate Bonds. 39 Prozent planen eine Aufstockung bei US Agency Mortgage Backed Securities und 35 Prozent eine Erhöhung von Agencies, Multilateral Debt (Mehrfachnennungen möglich). Viele Zentralbankenvertreter gaben an, dass sie für diese Assetklassen noch nicht über die nötigen internen Governance-Prozesse oder Risikomanagementkapazitäten verfügten, um diese Assets inhouse zu managen. Dabei scheint es einen regen Austausch unter den Notenbanken im Hinblick auf Governance- Anforderungen und Infrastrukturausstattung zu geben. Gerade bei technischer Beratung, Systemunterstützung, Depotbankdienstleis- tungen und Broker-Beziehungen wittert man Support-Bedarf. Werden externe Ma- nager für anspruchsvollere Assetklassen mandatiert, erwarten Zentralbanken, dass es zum Know-how-Transfer in Bezug auf Er- fahrung, Prozesse und Technologie kommt, damit die Notenbanken ihre eigenen Ma- nagementkapazitäten entwickeln können (siehe Grafik „In welche Assetklassen in- vestieren Zentralbanken zuerst?“). Überraschungen Die Umfrage belegt, dass die Suche nach Anlagealternativen auch vor Staatsfonds und Zentralbanken nicht haltmacht. Ein we- nig zum Nachdenken regt die Tatsache an, dass die bereits seit Jahren gut gelaufenen Aktien und Corporate Bonds in den Invest- mentportfolios der Zentralbanken ausgewei- tet werden sollen. Ebenso überrascht, dass Indien neben Deutschland und den USA eine Safe-Haven-Funktion von SWFs zuge- billigt wird. Von Staatsfonds werden Wäh- rungsschwankungen als Bedrohung wahrge- nommen, weswegen sie wieder einen Fokus auf ihren jeweiligen Heimatmarkt legen. Unsicherheitsfaktoren – und hierin unter- scheiden sich SWFs von klassischen insti- tutionellen Investoren nicht – bleiben poli- tische Risiken und Unwägbarkeiten im Zu- sammenhang mit dem Ende von QE und dem Beginn von QT. DR. KURT BECKER 234 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S TAAT S FONDS In welche Assetklassen inves- tieren Zentralbanken zuerst? Knapp mehr als Hälfte baut ihr erstes Investmentportfolio in ABS auf. Befragt wurden 30 Notenbanken nach ihren Investmentportfolios. Nach den Asset Backed Securities Investment Grade wurden Aktien und Corporate Bonds genannt. Quelle: Invesco Das 1. Investment-Portfolio umfasst: ernat Alt ives 3 % Unter- nehmens- anleihen 20 % Aktien 23 % ABS 54 % Erhöhung der Währungs- reserven der Zentralbanken Nettosteigerung der Währungsreserven als Prozentsatz der AuM von 2015 auf 2016 Notenbanken mit einem hohen Finanzmarkt-Expo- sure erhöhten ihre Währungsreserven 2016 deutlicher als jene mit geringem Finanzmarkt-Exposure oder als die Zentralbanken aus den Schwellenländern. Quelle: Invesco Nettoerhöhung der Währungsreserven als Prozentsatz der AuM: Das 1. Investment-Portfolio umfasst: andere Staatsfonds 1,8 % Zentralbanken Emerging Markets 4,8 % Zentralbanken DM mit niedrigem Finanzmarkt- Exposure 7,5 % Zentral- banken DM mit hohem Finanzmarkt- Exposure 12,0 % Auswirkung von ESG auf die Langfrist-Renditen Mehr als zwei Drittel der befragten Staatsfondsmanager glauben an Renditesteigerungen durch ESG. Ungefähr jeder Achte sieht einen Renditenachteil durch die Anwendung von ESG-Kriterien bei der Vermögensanlage, in etwa jeder Sechste kann keine Ertragsveränderung feststellen. Quelle: Invesco Anteil der Befragten: N Renditen werden schwäch er 13 % ben Renditen blei unverändert 17 % Ver- b esserung n der Rendite 70 %

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