Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

aus unterschiedlich. Absolut und relativ am größten fiel dieses Rendite-Gap bei der Gruppe der Investment Sovereigns aus. Diese 12 SWFs haben im Schnitt 2016 nur eine Rendite von 2,6 Prozent erzielt und bleiben damit um 3,7 Prozentpunkte hinter ihrer Zielrendite von durchschnittlich 6,3 Prozent. Sie konnten damit nur etwas mehr als 40 Prozent ihrer angestrebten Rendite einfahren. Ebenfalls weit zurück bleiben die Development Sovereigns, die anstelle von durchschnittlich 7,7 Prozent lediglich 4,6 Prozent und damit 3,1 Prozentpunkte weni- ger, als anvisiert erzielten. Die Staatsfonds sehen sich wohl auch in Zukunft mit einem Rendite-Gap konfron- tiert. Die Bewertungen der risikobehafteten Assets sind in den letzten Jahren kontinu- ierlich gestiegen, und die Hinwendung zu alternativen Investments wie Infrastruktur hat angesichts von Angebotsengpässen zu Verzögerungen bei der Mittelzuteilung ge- führt. Traditionell haben die Liability Sover- eigns ihr Fixed-Income-Exposure gegen- über der Inflation gehedgt, während die Gruppe der Investment Sovereigns ihr Inflationsexposure offenlässt. Das habe laut Invesco-Experten dazu geführt, dass Invest- ment Sovereigns das größte Rendite-Gap aufweisen, weil die Volkswirtschaften in den Industrieländern auf den Wachstums- pfad, verbunden mit steigenden Inflationsra- ten, zurückgekehrt sind. Während auch die Liquidity und die Development Sovereigns in den Interviews durchklingen ließen, dass sie unter den niedrigen Zinssätzen litten, sind bei diesen beiden Gruppen die Invest- mentrenditen nur sekundär bedeutsam, da Liquiditäts- beziehungsweise Ent- wicklungsziele vorrangig sind. Privatmarktanlagen Der Appetit der Staatsfonds nach alternativen Anlagen ist schon seit Längerem im Steigen begriffen. Im Report 2016 wies Invesco darauf hin, dass das hohe Ausmaß an Wettbe- werb unter den Investoren um Pri- vate-Equity- und Infrastrukturanlagen und der damit verbundene Investiti- onsnotstand bei Real Assets dazu führten, dass sich die Investment Ma- nager der SWFs verstärkt Immobi- lienanlagen zuwandten. Die Wettbe- werbssituation bei Private Equity und Infrastruktur hat sich 2016 noch ver- schärft, weil die Anzahl erfolgversprechen- der Deals gering ist und alle Großinvestoren Kapazitäten nur bei den Topquartil-Mana- gern mit entsprechend überzeugendem Track Record platzieren möchten. Die Gra- fik „Staatsfonds, bitte warten“ illustriert, dass sich bei Real-Asset-Anlagen 2016 der Zeitraum zur Unterbringung der Zielvolu- mina ausgeweitet hat. Bei Infrastruktur er- warten die befragten Staatsfondsvertreter 2017 im Schnitt bereits vier Jahre (nach dreieinhalb im Jahr zuvor). Nachdem die Wartezeit bei Immobilien mit zwei Jahren nur halb so lange als bei Infrastruktur aus- fällt, wird klar, warum Real Estate als Asset- klasse bei SWFs am Vormarsch ist: Das Geld kann in der halben Zeit zum Arbeiten gebracht werden. Das Sample der Grafik besteht 2016 aus 21 und 2017 aus 35 SWFs. Zentralbanken bleiben außen vor. Outflow-Risiko steigt Die Wahrscheinlichkeit des Abrufs von Assets aus dem Staatsfondsvermögen steigt. So hat Norwegens Regierung erstmals 2016 die Substanz des Staatsfonds angegriffen und 100 Milliarden Kronen zur Abdeckung des Haushaltsdefizits ins Budget geholt. Da- zu kommt, dass infolge schwacher Roh- stoffpreise das Funding des Staatsfonds zu- rückgegangen ist. Letzteres gilt auch für SWFs generell, die in den letzten drei Jah- ren mit schwächeren Inflows konfrontiert waren. Die erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Mittelabzugs hat bei Investment Sovereigns und Liquidity Sovereigns dazu geführt, dass der Liquidität im Portfolio erhöhtes Augen- merk geschenkt wird. Bestimmte Invest- ment Sovereigns haben als Reaktion darauf eine taktische Cash- oder Geldmarktfonds- quote eingerichtet. Staatsfonds leiden zu- nehmend unter diesem Liquiditätsdilemma: Einerseits sollen sie kurzfristig liquide sein, um Outflows bewerkstelligen zu können, andererseits suchen sie gleichzeitig Zugang zur Illiquiditätsprämie, um höhere Renditen zu lukrieren. Politische Herausforderungen machen die Allokationsbestrebungen nicht leichter, dazu kommt noch die Unsicherheit in Bezug auf die weitere Entwicklung der Geldpolitik in den Industriestaaten. Restrik- tionen betreffend illiquide Investments sind sowohl interner als auch externer Natur. Zum einen gibt das Investmentkomitee oft nur wenig Spielraum bei der Allokation in illiquide Assets, zum anderen ist der Zu- gang oft alles andere als leicht. Dieser hohe Unsicherheitsgrad führt dazu, dass viele SWFs nicht willens sind, ihre strategische Asset Allocation anzupassen. Die Grafik „Veränderungen in der Asset Allocation seit 2013“ zeigt, dass das SWFs ihre Asset Allocation quasi eingefroren haben und weiter auf die traditionellen Assetklassen Aktien und Anleihen setzen. Ein wichtiges Ziel der Staatsfonds ist es, ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln, durch Internationalisierung und Investment- partnerschaften Managementkosten zu ver- ringern und ihre Handlungsfähigkeit auszu- weiten. Geopolitische Risiken haben dazu geführt, dass SWFs zu einer erhöhten Kon- zentration von mutmaßlichen „Safe Haven“- Anlagen in den USA, Deutschland und Indien Zuflucht nahmen und – entgegen ur- sprünglicher Diversifikationsbestre- bungen – den Fokus auf Inlandsan- lagen richteten, um dem Wechsel- kursrisiko auszuweichen. Geheimwaffe Indien Während sich viele Schwellenlän- der angesichts fallender Rohstoff- preise in den letzten Jahren schwer- taten, legte die indische Wirtschaft als notorischer Rohstoffkonsument ein stabiles Wachstum an den Tag und wurde von den Staatsfonds als interessanter Wachstumsmarkt klas- sifiziert. Das mag einerseits an den marktwirtschaftlichen und steuer- rechtlichen Reformen der Regierung Modi liegen, andererseits aber auch 230 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S TAAT S FONDS Staatsfonds, bitte warten Alternative Anlagen im Real-Assets-Bereich brauchen immer mehr Zeit. Die befragten Staatsfondsvertreter gaben an, für die Platzierung ihrer dem Thema Infrastruktur gewidmeten Gelder aktuell vier anstelle von dreieinhalb Jahren zu benötigen. Auch bei der Unterbringung von Private- Equity-Geldern müssen sie länger warten als letztes Jahr. Quelle: Invesco 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5 % 4,0 % Hegdefonds Immobilien Private Equity Infrastruktur Zeitraum zur Platzierung der Assets 2017 2016 3,5 4,0 2,3 2,4 2,0 2,0 1,7 1,5

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