Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

228 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S TAAT S FONDS D ie „Invesco Global Sovereign Asset Management Study 2017“ ist die insgesamt fünf- te dieser Art, die einen ver- tieften Einblick in die Entwicklung der Vermögensallokation, die Denkweise der Entscheider in Sovereign Wealth Funds (SWFs) und damit in die Themen, die sie aktuell beschäftigen, gewährt. Was 2013 noch relativ klein begann – damals wurden 43 dieser Investoren befragt –, hat sich nun zu einer Analyse von 97 Kapitalsammel- becken, die in Summe zwölf Billionen US- Dollar managen, ausgewachsen. Segmentierung Wirtschaftliche Herausforderungen betref- fen Staatsfonds in unterschiedlicher Weise, haben sie doch verschiedene Ausgangsposi- tionen bei den Liabilities (Verpflichtungen) und sicherlich nicht den gleichen Risiko- appetit und Anlagehorizont – Zentralbanken werden anders agieren als etwa ein auf Generationensicherung ausgerichteter Fonds wie der norwegische Staatsfonds. Dazu kommt unter anderem eine andere Dynamik beim Funding. Daher ist es sinnvoll, Unter- gruppen mit ähnlich gelagerten Interessen und Reglements zu bilden. Invesco teilt sie in Invest- ment Sovereigns, Liability Sove- reigns, Liquidity Sovereigns, De- velopment Sovereigns und Zen- tralbanken ein. Unter Investment Sovereigns werden Staatsfonds subsumiert, die keinerlei Verbind- lichkeiten haben, einen langfristi- gen Anlagehorizont besitzen und daher ein hohes Exposure zu illi- quiden Assetklassen aufbauen können. Aufgrund dieser Frei- heitsgrade sind auch die Rendite- erwartungen entsprechend hoch. Mit dem Niedergang des Rendite- niveaus konnten sie eine höhere Allokation in illiquiden Assets und dabei interne Managementkapazitäten und Know-how aufbauen. Damit will man in Zukunft einen größeren Teil der Wert- schöpfungskette auf sich vereinen. Aller- dings stoßen die meisten Fonds an ihr Limit bei der Allokation in alternative Anlagen. Unter dem Begriff Liability Sovereigns werden sowohl jene, die bereits Auszahlun- gen vornehmen müssen, als auch jene, die das erst in Zukunft tun müssen, zusammen- gefasst. Letztere können noch ähnlich den Investment Sovereigns anlegen. Für die Auszahlenden gilt es, auch In- und Out- flows entsprechend zu managen. Als Folge des Niedrigzinsniveaus und einer höheren Lebenserwartung benötigen sie – vor allem bei Leistungszusagen – eine steigende Allo- kation in höher rentierlichen Anlagen. Li- quidity Sovereigns managen Assets, um die Volkswirtschaft zu stimulieren, die sehr stark von der Entwicklung der Rohstoffprei- se abhängig ist. Daher ist ihre Auszahlungs- struktur kaum berechenbar, weswegen ein kurzer Anlagehorizont verfolgt werden muss. Die jederzeitige Liquidierbarkeit des Portfolios rangiert hier eindeutig vor Rendi- teüberlegungen. Alternative Assetklassen sind für diese Gruppe somit infolge der Illiquidität dieser Anlagen ausgeschlossen. Was Development Sovereigns anbelangt, so ist die geografische und assetklassenbezoge- ne Vermögensanlage vom Erfordernis, das lokale Wirtschaftswachstum anzukurbeln, geprägt. Oft nehmen sie Kontrollanteile an Firmen, um diese weiterzuentwickeln. Wäh- rend sich andere SWFs mit Allokations- und Renditeoptimierung befassen, wird der Erfolg hier an der Steigerung des Brutto- sozialprodukts und der Schaffung neuer Ar- beitsplätze gemessen. Hier geht es darum, mithilfe von Investments die langfristige Entwicklung strategischer Assets sicherzu- stellen. Development Sovereigns reagieren relativ wenig auf eine Verfehlung von Ren- ditezielen und Trends in der Asset Alloca- tion. Zentralbanken wiederum als „Lender of Last Resort“ managen große Portfolios von Währungsreserven. Kapitalerhalt ist hier sehr wichtig. Dazu kommen Offenle- gungs- und Rechenschaftspflichten, wo- durch Risikoaversion gefördert wird. Hoch liquide Kurzfristanlagen dominieren daher in dieser Gruppe. Während andere SWFs oft einen Home Bias aufweisen, ist es hier umgekehrt: Zentralbanken halten den größ- ten Teil ihrer Assets in ausländischen Wäh- Invesco führt auch 2017 eine Umfrage unter 97 Staatsfonds , staatlichen Pensionsfonds und Zentralbanken durch. Daraus ergibt sich ein interessantes Bild in Bezug auf deren Asset Allocation. Die Sorgen der Sovereign Wealth Funds Makro-Themen, die die strategische und taktische Asset Allocation von Staatsfonds beeinflussen Die Sortierung erfolgte nach der Bedeutung der Themen für die strategische Asset Allocation (SAA). Niedrige Zinsen werden als wichtigsten Makro-Thema auch bei der TAA (taktische Asset Allocation) wahrgenommen. Das Sample beinhaltet keine Zentralbanken und umfasst 20 Staatsfonds. Die Umfrageergebnisse stammen aus dem Frühjahr 2017. Das Maximum für die Brisanz eines Themas liegt bei 10 Punkten, das Minimum bei 0. Quelle: Invesco 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % Chinesische Volatilität Klima- änderungen Schwellen- länder Syrien- krieg Terrorismus Aktien- marktvola- tilität Brexit, Aus- einander- brechen der EU Rohstoff- preise US- Wahlen Niedrige Zinsen 0 % 2 Wichtigkeit für die TAA Wichtigkeit für die SAA FOTO : © FOTOL I A | Z E R BOR 12 Billionen auf Renditejagd

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