Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

einen entsprechenden individuellen Ergeb- nisbeitrag geliefert. Letzten Endes ist der Investor also mit zwei ETFs konfrontiert, die beide „Emer- ging Markets“ im Namen tragen. Das BlackRock-Produkt fügt sogar noch „Core“ hinzu. Man könnte also meinen, dass diese Definition enger gefasst wird als beim Konkurrenten, es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Während die Divergenzen in dem Schwellenländer-ETF-Beispiel noch relativ einfach aufzuklären sind, wird es bei Konzepten, die Hedgefondsstrategien replizieren, deutlich schwieriger. Nimmt man beispielsweise den JPM Diversified Alternatives von J.P. Morgan, so lässt sich hier aus den Prospekt- angaben nicht mehr ableiten, was da eigentlich gekauft wird. Auch Bloomberg-Daten helfen nicht wei- ter. Demnach kommen hier Strate- gien zur Anwendung, wie sie von „gewissen Hedgefonds verfolgt werden“. Was dann doch als halb- wegs vage zu bezeichnen ist. Bohrt man ein wenig nach, stößt man auf rund 850 physische und synthetische Positionen sowie auf den Hinweis, dass der Fonds von Yazann Romahi – „seit 2009 ein Pionier des Hedge Fonds Beta Investing“ – geleitet wird. Das Produkt wird also aktiv gemanagt, wenn auch nach einem „regel- basierten Bottom-up-Ansatz“. Das aktive Management erklärt auch die für einen ETF relativ hohen Gebühren von 0,85 Prozent – gemessen an den traditionellen Hedgefonds- kosten stellen sie dennoch ein Schnäppchen dar. Kritik an aktiven ETFs Sobald die Begriffe „ETF“ und „aktiv“ gemeinsam in einem Satz vorkommen, run- zeln viele Insider allerdings die Stirn. Zwar sehen auch Manager wie Gerard O’Reilly, der bei Vanguard für passive Strategien im Gegenwert von rund 800 Milliarden US- Dollar verantwortlich ist, „Chancen für aktives Management, die allerdings nicht ausreichend genützt werden“. Andere Fach- leute wie Simon Klein halten davon aber wenig. Der ETF-Profi kann mit aktiv gema- nagten ETFs relativ wenig anfangen. „Ich kann den Sinn nicht ganz erkennen. ETFs können ihre Vorteile nur mit passiver Index- abbildung ausspielen. Alles andere wider- spricht dem Sinn des Produkts.“ Der Begriff „Etikettenschwindel“ steht während des Gesprächs im Raum, wenngleich er auch nicht ausdrücklich fällt. Am Aufwärtstrend des Marktsegments würde dies aber ohnedies nichts ändern. Laut Daten des Internetportals etf.com sind 36 Prozent aller ETF-Neuzulassungen mit aktivem Management ausgestattet. Gemes- sen an den bestehenden 191 aktiven ETFs, die gemeinsam auf eine Kapitalisierung von unter 40 Milliarden US-Dollar kommen, zeigt das doch eine beträchtliche Dynamik. Dass die großen Wall-Street-Banken diesen ETF-Typus favorisieren, hat möglicherwei- se weniger damit zu tun, dass die Produkte sinnvoll sind, sondern liegt eher daran, dass diese Art zu investieren viel mehr ihrer traditionellen Arbeitsweise entspricht, oder wie es Klein formuliert: „Die großen Invest- mentbanken waren in der Regel immer schon sehr alphaorientiert und haben genau aus diesem Alpha heraus ihre Existenz- berechtigung gezogen.“ Da die Investmentbanken mit ihrer Kern- kompetenz – der Jagd nach Alpha – im ETF-Markt bislang nicht den erhofften Absatzboom auslösen konnten, versuchen sie auch über eine zweite Stärke ihr Ge- schäft in diesem Bereich auszuweiten: ihre Nähe zum institutionellen Markt. Von dieser Seite werden gegenwärtig sophistizierte Smart-Beta-Produkte nachgefragt – und das auf eine fast schon exzessive Art und Weise. So zogen laut Amundi-Daten im ersten Halbjahr Smart-Beta-Fonds weltweit rund 32 Milliarden Euro an. Wobei die Institute der Wall Street hier zuletzt erfolgreicher agierten als europäi- sche Häuser. Denn während Goldman Sachs 2016 zwei Milliarden US-Dollar an verwaltetem Vermögen hinzugewinnen konnte, hat die Deutsche Bank rund fünf Milliarden abgebaut. Die Amerikaner punk- ten nicht nur mit den bestehenden guten Kontakten, sondern unter anderem auch mit extrem niedrigen Gebühren. Für das Active- Beta U.S. Large Cap Equity ETF werden Fees von gerade einmal 0,09 Prozent ver- rechnet. Für die Deutsche Bank sieht Klein diese an sich unerfreuliche Marktverschie- bung aber relativ gelassen: „Für uns ist der europäische und hier insbesondere unser Heimatmarkt Deutschland entscheidend.“ Die eigene etablierte Marke beschere hier Vorteile, weshalb man regional und einzel- staatlich gesehen keine Gefährdung der Marktposition orte. Insgesamt zeigt die jün- gere Entwicklung der ETF-Sparte, dass die- ses Segment wohl in eine neue Phase ein- getreten ist. Aktive Fonds werden nicht via Dumpingpreis angegriffen, sondern häufiger auch in ihrem ureigensten Terrain der Alpha- generierung. Während klassische ETFs den Beweis erbracht haben, dass sie Märkte bil- lig abbilden können, müssen aktive ETFs erst noch zeigen, was sie können. HANS WEITMAYR 224 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : E T F FOTO : © CF R A » Der Tracking Error allein kann große Diskrepanzen bei der Performance von gleich lautenden ETFs nicht erklären. « Todd Rosenbluth, Director of ETF and Mutual Fund Research bei der Ratingagentur CFRA » Ich kann den Sinn nicht ganz erkennen. ETFs können ihre Vorteile nur mit passiver Indexabbildung ausspielen. « Simon Klein, Leiter Vertrieb Passive Investments für EMEA und APAC bei der Deutschen AWM, über den Einsatz von aktiv gemanagten ETFs

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