Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

Emerging-Markets-Aktien in der Regel er- halten: Denn über eine Börsennotiz verfü- gen vorwiegend kapitalintensive, reifere und damit auch weniger dynamisch wach- sende Unternehmen aus Branchen wie Fi- nanzen, Bergbau oder Energieversorgung. Leider ist bei diesen Unternehmen aber oft- mals auch der Staat als Miteigentümer an Bord oder hat über Gesetze oder andere re- gulatorische Instrumente einen wachstums- dämpfenden Einfluss. Das ist aber nicht gerade das, was sich Anleger von einem „dynamischen“ Schwel- lenländerinvestment erwarten. „Im Allgemeinen sind schnell wachsen- de kleine und mittlere Unternehmen mit einem Unternehmenswert von weniger als 500 Millionen US-Dol- lar an den öffentlichen Märkten der Schwellenländer generell unter- repräsentiert, da viele von ihnen privat geführt und in Familienbesitz sind“, erklärt Mobius. Daher ermöglicht gerade ein Private-Equity-Investment Investoren ein Engagement in diesen Unternehmen und eine Partizipation an deren zukünftigen Gewinnen. „Junge kleine und mittlere Pri- vatunternehmen, die von Private-Equity- Anlegern gesucht werden, bieten in der Regel ein höheres Engagement in Wachs- tumssektoren wie etwa Konsum, Industrie und Technologie, die historisch betrachtet alle vom wachsenden Wohlstand der Mittel- schicht in den Schwellenländern profitie- ren“, ergänzt Mobius. Performancevergleich Franklin Templeton verglich in sei- nem Paper die historische Perfor- mance von Emerging Markets Private Equity mit der Performance des MSCI Emerging Markets über diver- se Zeitfenster. Da Performancezahlen für Privatmarktanlagen in den Schwellenländern in kumulierter Form nicht wirklich auf jeder Finanz- seite im Internet – wie der Dow Jones 30 oder der DAX 30 Index – veröf- fentlicht werden, griff Franklin Tem- pleton auf den von Cambridge Asso- ciates (CA) berechneten Emerging Markets Private Equity & Venture Capital Index zurück. Der Index hat jedenfalls eine hohe Aussagekraft, denn er beruht auf Daten von mehr als 600 Private-Equity- und Venture- Capital-Fonds, die in den Schwellenländern investieren (einschließlich vollständig liqui- dierter Partnerschaften), die zwischen 1986 und 2016 gegründet wurden. Das Ergebnis des von Franklin Templeton im April 2017 vorgenommenen Vergleichs per Stichtag 30. September 2016 lautet: Über nahezu alle Zeitfenster über drei, fünf, zehn, 15, 20 und 25 Jahre (einzige Ausnahme: 15 Jahre) hatte weltweites Emerging Markets Private Equi- ty gegenüber dem MSCI Emerging Markets Index (Brutto) die Nase vorn. „Trotz weit verbreiteter Marktvolatilität und regelmäßi- gen geopolitischen Unwägbarkeiten in den Schwellenländern werden Private-Equity- Anleger auf lange Sicht für das Eingehen dieser Risiken angemessen entschädigt“, betont Mobius. Kritischer zweiter Blick Institutional Money ist der von Franklin Templeton angeführten Datenquelle nachge- gangen und sah sich die allerneuesten im August 2017 von Cambridge Associates veröffentlichten Performancezahlen per Stichtag Ende erstes Quartal 2017 an (siehe Tabelle „Renditevergleich“) . Auch bei un- serem Vergleich weist Emerging Markets Private Equity gegenüber dem MSCI Emer- ging Markets Index klare Performancevor- teile auf – nunmehr sogar im 15-Jahres-Be- trachtungszeitraum. Ein genauerer Blick zeigt aber auch, dass EM Private Equity auf regionaler Ebene über längere Zeitfenster Investoren nur bedingt jene Renditen bringt, die diese zur Erreichung ihrer eigenen Ziel- renditen benötigen. Das gilt insbesondere für die Region Lateinamerika und Karibik, wo es nur auf Sicht von zehn bis 15 Jahren einigermaßen akzeptable Renditen gibt. Bei kürzeren und sehr langen Zeiträumen hat diese Region enttäuschende Performance- beiträge geliefert. In der Praxis werden institutionelle Investoren ihre Privat-Equity- Engagements jedoch über mehrere Fonds und viele Länder und Regionen streuen, um schwächelnde Regionen nur partiell zu spü- ren und jedenfalls auch von boomenden Re- gionen zu profitieren. Falls Investoren doch einen regionalen Schwerpunkt gesetzt hät- ten: Im Rückblick wäre Asien eine weise Wahl gewesen, dort erzielten Private-Equi- ty-Investoren über fast alle beobachteten Zeitfenster die höchsten Renditen. Interessant ist auch der Blick auf die jüngsten Entwicklungen „beim Duell“ des breit aufgestellten CA Emerging Markets Private Equity & Venture Capital Index mit dem MSCI Emerging Markets Index. Nach dem langjährigen hartnäcki- gen Abwärtstrend beim MSCI Emerging Markets von Mitte 2011 bis zum wohl marktbereinigenden Sell-off im Januar 2016 feiern bör- sennotierte Schwellenländeraktien seit diesem finalen Ausverkauf ein Comeback. Das zeigt sich mittler- weile auch im Performancever- gleich von Cambridge Associates: Kurzfristig haben die traditionell hochvolatilen EM-Aktien das im 218 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : EME RG I NG MARK E T S PR I VAT E EQU I T Y FOTO : © F R ANK L I N T EMP L E TON » Emerging Markets Private Equity ist als Anlageklasse noch immer untergewichtet und damit günstig bewertet. « Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group Weltweiter Vergleich Nordamerika war im Rückblick besser. Emerging Markets Private Equity hat seit 2005 aufgrund des Eintretens vieler Risiken im Vergleich zu Private Equity in Nordamerika oder Europa nur bedingt überzeugt. Antizyklisch agierende Investoren orten aber gerade darum in den Schwellenländern großes Aufholpotenzial. Quelle: Preqin 8 % 9 % 10 % 11 % 12 % 13 % 14 % 15 % 16 % 17 % 6 % 8 % 10 % 12 % Schwellenländer Nordamerika Europa Standardabweichung vom Netto-IRR Median-Netto-IRR

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