Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

N o. 3/2017 | www.institutional-money.com 211 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : NON - P E R FORMI NG LOANS Aber auch Unternehmen als Gläubiger haben unbestreitbare Vorteile von in Verzug geratenen Forderungen, die über Debitos verkauft werden. In der Bilanz müssen bei Zahlungsstörungen nämlich Rückstellungen gebildet und ebenfalls Mitarbeiter für die Forderungsbetreibung abgestellt werden. Im Fall eines Konkurses drohen Intransparenz bezüglich der zu erwartenden Quote und eine lange Verfahrensdauer. Auch hier schafft ein Forderungsverkauf eine rasche Problemlösung. Auch Insolvenzverwalter sind unter den Verkäufern. Schnellerer Durchlauf Zeit ist Geld, und Zeit wird durch den sy- stematisierten elektronischen Verkaufspro- zess in den unterschiedlichen Etappen des Prozesses jede Menge gespart. Beispiels- weise schätzt Debitos die Zeitersparnis in der Verkaufsvorbereitung auf bis zu 40 Pro- zent gegenüber einem klassischen Offline- Verkaufsprozess. So gibt es standardisierte Data Tapes für jede Assetklasse und vorge- fertigte Vertragsschablonen für Vertraulich- keitsvereinbarungen, die sogenannten NDAs (Abkürzung für Non-Disclosure Agree- ments) sowie SPAs (Sales and Purchase Agreements; Vereinbarungen über den Kauf von Forderungen). Das über die Onlinebörse stattfindende Zusammenführen von Ver- kaufs- und Kaufwilligen spart Schätzungen zufolge gar 90 Prozent der Zeit eines her- kömmlichen Verkaufsvorgangs von NPLs; findet doch ein automatischer Abgleich der Interessen von Verkäufern und Kaufwilligen statt. So kann ein potenzieller Käufer festle- gen, an welchem Typus von Forderungen aus welcher Region und welcher Größe er interessiert ist. Kommt dann ein passendes Verkaufsangebot herein, wird er automatisch benachrichtigt. Bei sensiblen Transaktionen besteht umgekehrt auch die Möglichkeit für den Verkäufer, nur bestimmte registrierte In- vestoren zum Bieten einzuladen. Diese Form von geschlossenen Transaktionen wird man als Verkäufer dann wählen, wenn nicht jedermann wissen soll, dass man auf der Geberseite bei bestimmten Krediten (et- wa besicherten Immobilienkrediten) ist. De- bitos berät den potenziellen Verkäufer, welche Adressen zum Tender eingeladen werden sollten, und schöpft dabei aus seiner Erfahrung bei ähnlich gelagerten Fällen. Denkbar ist auch, dass etwa eine spanische Bank wiederum nur registrierte spanische Investoren einladen möchte, am Bieterpro- zess beispielsweise für spanische notleidende Immobilienkredite teil- zunehmen. In diesen Fällen spricht man von sogenannten „Invitation only“-Transaktionen. Auch eine au- tomatisierte Long-/Short-List-Funk- tionalität steht dem Verkäufer zur Verfügung. Koordinationsaufwand In der Due-Diligence-Phase, wo NDAs und SPAs heruntergeladen, unterfertigt be- ziehungsweise diskutiert und dann wieder hochgeladen werden, gibt es eine Zeiter- sparnis um zirka die Hälfte. Ein standardi- sierter Q&A-Prozess mit Real-time-Ver- ständigungen bei Fortschritten in Bezug auf Fragen und Antworten sowie Dokumenten vervollständigt das Bild. Eine elektronische Handelsplattform für Forderungen hat nicht nur die Standardisie- rung der Assetklassen und Dokumentation inklusive der NDAs und SPAs auf ihrer Habenseite zu verbuchen. Hinzu kommt die Offene Forderungen und Non-Performing Loans: Feine Trennlinien Debitos teilt das Forderungsuniversum in Subsegmente ein. R echt des Gläubigers, bei Vertrags- bruch des Schuldners – und der ist bei Verzug von zwei Kreditraten nach zwei Mahnschreiben gegeben –, den Vertrag zu kündigen (außerordentliches Kündigungsrecht). Damit ist die Bank frei, den Kredit weiterzugeben. Der Schuldner wird darüber informiert, wer sein neuer Gläubiger ist, kann dagegen aber nichts unternehmen. In Deutschland gibt es das Spezifikum, dass in manchen Kreditverein- barungen etwa von Sparkassen mit ihren Kunden festgehalten ist, dass der Kredit- geber die Forderung nicht abtreten darf (Zessionsverbot). In diesen Fällen erhält der Gläubiger für die Einschränkung seines Handlungsspielraums bei Leistungsstörun- gen eine Entschädigung durch einen Auf- schlag von zirka 0,5 Prozentpunkten auf den Kreditzins. Die Käufer der NPLs sind hervorragend mit Topanwaltskanzleien und Servicing-Un- ternehmen vernetzt, die dann die Forde- rungen gerichtlich betreiben beziehungs- weise bei Vorliegen eines rechtskräftigen Titels eintreiben. Typische Servicedienstleis- ter sind Firmen, die Mobilien- und Immo- bilienversteigerungen durchführen. Natür- lich gibt es auch Käufer, die versuchen, die erworbenen NPLs zu höheren Preisen wieder in einer Auktion loszuschlagen. Wachsendes Problem in Europa Offene Forderungen oder Non-Perfor- ming Loans (NPLs) belasten die Bilanzen vieler europäischer Unternehmen und Geldinstitute. Laut einer Statistik der Euro- pean Banking Authority (EBA) ist der Anteil an NPLs in den vergangenen Jahren um knapp 50 Prozent gestiegen. Aktuell be- läuft sich der Markt für offene Forderun- gen in Europa auf mehr als 1,3 Billionen Euro – mit steigender Tendenz. Damit steigen natürlich auch die potenziellen Geschäftsmöglichkeiten für Debitos. » Debitos ist eine attraktive Alternative, um Kredite zu verkaufen. « Thorsten Brogt leitet das Geschäftsfeld mit notleidenden Kreditportfolios bei Engel & Völkers Investment Consulting FOTO : © ENGE L UND VÖL K .

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