Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

wir hingegen nicht mehr unterwegs, das macht bei uns im Verbund die Deka.“ Nicht ganz freiwillig Ganz freiwillig halten die Depot-A-Len- ker die extrem niedrig verzinsten Papiere nicht. „Etwa zwei Drittel unseres jetzigen LCR-Bestands würden wir auch ohne aktu- elle Regulatorik halten, sozusagen aus be- triebswirtschaftlichen Überlegun- gen, einfach um nicht zahlungsun- fähig zu werden“, schätzt Ahler von der PSD Bank Westfalen Lippe. „Aber ein Drittel müssen wir halten, obwohl wir es aus unternehmeri- scher Sicht nicht tun würden – hier sprechen wir von LCR-Kosten, die wir durch aktives Management möglichst gering halten.“ Im Übrigen muss die Mindest- LCR täglich erfüllt sein, wobei es sich bei dieser Größe um ein Moving Target handelt, da es unter anderem von der Höhe der Kun- deneinlagen abhängt. „Das Kundengeschäft wirkt sich ebenfalls auf das Liquiditätserfor- dernis aus, daher kann die LCR-Quote schon mal um 25 bis 30 Prozent innerhalb eines Monats schwanken. Damit wir ent- sprechend steuern können, sind unsere Kun- denberater gehalten, Bescheid zu geben, wenn ein Liquiditätsbetrag von drei Millio- nen Euro oder mehr zu- oder abfließen soll“, erklärt Peter Neubert, Treasurer der Sparkas- se Baden-Baden Gaggenau. „Sowieso über- prüfen wir fortlaufend, ob wir genügend Puffer zu den hausinternen LCR-Vorgaben haben. Unser Ziel ist derzeit eine LCR- Quote von 110 Prozent; nächstes Jahr wird es mehr, weil dann die gesetzliche Mindest- anforderung auf 100 Prozent angehoben wird.“ Andere Treasurer achten darauf, ihre LCR-Puffer geringer zu halten. „Wir bemü- hen uns, dass wir die LCR nicht übererfül- len, denn dabei würden wir Rendite liegen lassen“, sagt Eser. Ohne Zwang nimmt kei- ner die LCR-Kosten in Kauf. Außerhalb des LCR-Bestands können Depot-A-Manager dann freier investieren. Dennoch halten sich konservative Häuser von allen risikotragenden Assetklassen fern, und an Credit Linked Notes (CLN), Private Equity etc. verschwenden sie keinen Ge- danken. „Manche Banken-Treasurer kaufen jetzt Dinge, die sie vor drei Jahren nicht mit dem Stock angefasst hätten“, bemängeln konservative Depot-A-Steuerer. Allerdings ist nur jenseits von Staatsanleihen und Pfandbriefen Rendite zu holen, wenn auch die Pick-ups nicht gewaltig sind. „Als Asset Manager stellen wir fest, dass Banken im Depot-A-Management mehr und mehr zu einer Barbell-Struktur tendieren. Die Depot-A-Steuerer investieren dabei vor allem an den beiden Enden des Risikospek- trums. Auf der einen Seite sind Anlagen zur Erfüllung der LCR-Quote wie Staatsanlei- hen oder konservative Rentenprodukte ge- fragt und daneben Anlagen zur Erzielung von Erträgen“, beobachtet Benjamin Wen- del, Relationship Manager bei Lupus alpha. Einfallsreich Tatsächlich lassen sich Banken-Treasurer, die Neuem aufgeschlossen sind, inzwischen einiges einfallen, um innerhalb ihrer regula- torischen Leitplanken Rendite zu erzielen. „Wir machen Wertpapierleihgeschäfte auf unseren LCR-Bestand,“ erklärt Neubert. „Wenn es sich um 1A-Ware handelt, kön- nen wir dadurch einen Zusatzertrag von 0,14 bis 0,16 Prozent erzielen – aufs Jahr gesehen.“ Die Wertpapierleihe wickelt er über eine verbundeigene Landesbank oder die DekaBank ab. „Da wir hier im Regelfall sogenannte b.a.w.-Geschäfte plus 32 Tage machen, sind die Papiere schon zwei Tage nach Ausspruch der Kündigung wieder LCR-anrechnungsfähig“, verrät Neubert. Daneben investiert er auch in High Yields. „Studien zeigen, dass High Yields langfristig besser performen als Aktien, da- her investieren wir lieber in High Yields. Hier sind nämlich die Erträge besser plan- bar als bei Aktien. Opportunistisch gehen wir dann aber durchaus auch mal in Aktien, wobei hierbei ein langfristiger Anlagehori- zont mit dividendenstarken Aktientiteln im Vordergrund steht“, so Neubert, „beispiels- weise haben wir unsere Aktienquote letztes Jahr nach dem Brexit-Votum erhöht.“ Auf eine andere Spezialität ist Ahler ge- stoßen und allokiert sie in seinem Haus fast mit der Hälfte des Depot-A-Volumens: ne- gative und positive Basistrades. „Derzeit leiden Investoren unter dem Anleihenkauf- programm der EZB, denn die Zentralbank kauft bestimmte Anleihen in großem Stil auf und drückt damit die Renditen auf ein Minimum“, so Ahler. Weil viele Investoren dorthin ausweichen müssen, steigt auch die Nachfrage nach Anleihen, die die EZB nicht ankauft. So erwirbt die EZB nur An- leihen von europäischen Emittenten. Damit sind beispielsweise kanadische, US-ameri- kanische oder norwegische Anleihen nicht direkt davon tangiert, und diese Länder emittieren teilweise sogar Euro-Anleihen. „Aber auch hier wird man als Investor nicht angemessen für das eingegangene Risiko bezahlt“, findet Ahler. Anstatt über diese Situation zu jammern, dreht er den Spieß einfach um und zieht einen Vorteil aus den Marktverwerfungen, die sich durch das Anleihenkaufprogramm der EZB ergeben. Er investiert in Kreditversicherungen als Sicherungsgeber und erhält eine jährliche Prämie dafür, so wie man es bei Kupons von Anleihen kennt. Hier investiert die Bank ausschließlich in gute bis sehr gute Bonitäten, die im Vergleich zu Anleihen der gleichen Emittenten deutlich höhere Risiko- prämien abwerfen. Das Risiko von Anlei- hen, die die EZB ankauft, wird aktuell nicht mehr dem tatsächlichen Risiko entspre- chend bezahlt. Umgekehrt geht Ahler bei den „negativen Basistrades“ vor: Er inves- tiert in eine Kombination aus Unterneh- mensanleihen und Kreditversicherung (Cre- dit Default Swap – CDS) und Zins- und Währungsabsicherung. „Wir können damit nicht reich werden, aber negative Basis- trades liefern uns einen planbaren Ertrag, und die Erträge liegen rund 150 Basispunk- te über denen einer Bundesanleihe.“ Auch in diesem Marktsegment verzichtet Ahler nicht auf Risikostreuung. Zum einen sucht er selbst mit seinem Team nach negativen 176 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : DE POT A FOTO : © K S K OS TA L B » Unsere Spezialfonds fahren wir mit Absolute-Return-Konzepten, einer Ziel- rendite und einer Verlustobergrenze. « Andreas Götz, Direktor der Kreissparkasse Ostalb, Aalen

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=