Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

164 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : ME I NUNGS - RADAR | IMMOB I L I EN D as Thema Infrastrukturin- vestments klingt modern, da es eine Folge von Mega- trends wie Bevölkerungs- wachstum, Globalisierung, Urbanisierung, Mobilität und Digitalisierung ist. Tatsäch- lich sind Infrastrukturinvestments aber bis- lang erst vereinzelt in den Investorenport- folios vertreten. Direkte Infrastrukturinvest- ments wie etwa der Kauf eines Stromnet- zes, eines Abwasserkanals oder eines Auto- bahnabschnitts können nur sehr große In- vestoren wie Allianz, R+V oder Munich Re tätigen, die dafür eigene Teams aufgestellt haben. Aber auch die anderen Investoren haben Möglich- keiten, in Infrastruktur zu investieren, beispielsweise über börsengelistete Unter- nehmen wie Flughafen- oder Lagerhausaktien. An- dere lassen sich den Bond- oder Equity-Bereich regulie- rungskonform verpacken oder kau- fen entsprechend ausgerichtete Fonds. Seit Kurzem werden beispielsweise vermehrt Fonds angeboten, die in US Municipals in- vestieren. Sie investieren in US-amerikani- sche Kommunalanleihen, mit denen die Ge- bietskörperschaften ihre städti- sche Infrastruktur wie Was- ser- und Stromversorgung, Schulen, Brücken oder Ähnliches finanzieren. Die Investoren erhoffen sich von Infrastrukturinvest- ments langfristig attraktive Cashflows, teilweise unter sehr geringen Schwankungen – insbe- sondere wenn es um Bereitstellungsinfra- struktur geht. Darüber hinaus erwarten Anleger damit eine Absicherung gegenüber Inflation und eine geringe Korrelation zu anderen Assetklassen. ANKE DEMBOWSKI Meinung: Strom oder Autobahn? FOTO : © DEU T SCHEN A S S E T MANAGEMENT, CURT I S, MA L L E T- P R E VOS T, COLT & MOS L E L L P, R+V V E R S I CHE RUNGSGRU P P E Matthias Meyer, Head of Liquid Real Assets, EMEA & APAC der Deutschen Asset Management » Mit mehr als zwölf Milliarden US-Dollar verwaltetem Vermögen investieren wir für unsere Kunden seit 2008 in börsengelistete Infrastrukturunternehmen. Dabei fokus- sieren wir uns auf Unternehmen, die unsere wirtschaftliche Grundversorgung sicherstellen, indem sie Infrastruktursachwer- te wie beispielsweise Wasserleitungen besitzen und betreiben und ihren Ertrag aus Maut- und Gebühreneinnahmen gene- rieren. Dieses Geschäftsmodell ermöglichte es Infrastruktur- sachwertbesitzern, seit 2002 jedes Jahr ihren Ertrag (EBITA) relativ unabhängig von Markt- und Wirtschaftszyklen zu steigern und somit überzeugende risikoadjustierte Renditen zu erzielen. Unser Investmentansatz bietet Anlegern einen potenziell liquiden und diversifizierten Zugang zur anderweitig schwer zugänglichen Anlageklasse Infrastruktur, welche vor allem für institutionelle Kunden aufgrund der stabilen und zum großen Teil an die Inflation gekoppelten Cashflows interessant ist. « FRAGESTELLUNG: „Wie gehen Sie das Thema Infrastruktur an? Haben Sie bereits investiert und wie? Was planen Sie in Zukunft in diesem Bereich? Was macht Infrastrukturinvestments für Sie attraktiv?“ Agata J. Zdunek, Rechtsanwältin im Be- reich Asset Management & Investmentfonds bei Curtis, Mallet-Prevost, Colt & Mosle LLP in Frankfurt, berät insbesondere institutionelle Investoren zu rechtlichen Fragen der Kapitalanlage » Investitionen in Infrastruktur im Allgemeinen und in er- neuerbare Energien im Besonderen beschäftigen unsere Mandanten, u.a. zahlreiche berufsständische Versorgungswer- ke, und damit auch uns als Berater in zunehmendem Maße. Unabhängig von den sich grundsätzlich recht „dynamisch“ entwickelnden rechtlich-regulatorischen und steuerlichen Rah- menbedingungen scheinen hinreichend geeignete Investment- Opportunitäten am Markt knapp. Aus Investorensicht zu be- rücksichtigen sind insbesondere auch die Internationalität und der nicht selten erhebliche Komplexitätsgrad der (überhaupt) verfügbaren Anlageprodukte. Das zwingend erforderliche um- fassende Infrastruktur-Spezial-Know-how können gerade klei- nere Investoreneinheiten oftmals nicht vorhalten, der externe Einkauf wiederum geht nicht selten mit erheblichen Kosten einher. Die Langfristigkeit von Infrastrukturprojekten bedeutet auch eine Umstellung u.a. in Sachen Risikobeurteilung und -bewertung sowie Investment-Monitoring generell. « Markus Königstein, Bereichsleiter und Asset- klassen-Verantwortlicher für Immobilien und Infra- struktur bei der R+V Versicherungsgruppe sowie Vorsitzender der Kommission Grundbesitz und Infrastruktur beim GDV » Wir investieren seit 2006 zusätzlich in den nichtgeliste- ten Infrastrukturbereich. Die Investitionsmöglichkeiten in Infrastruktur sind breit: von bondgleichen Strukturen in regu- lierten Märkten über immobiliennahe Infrastruktur bis hin zu Private-Equity-nahen Investitionsmöglichkeiten mit entspre- chenden Managementrisiken. Jeder Investor sollte seinen Risikoappetit genau analysieren und überlegen, ob er das Investment versteht und ob diverse „illiquide“ im Verhältnis zu liquiden Investitionen noch sinnvoll sind. In jedem Fall gibt es ein zusätzliches politisches Risiko. Private Infrastruk- turinvestitionen als Substitut für öffentliche Mittel sind durch- aus politisch gewünscht und in der Praxis durch Effizienzstei- gerungen oft volkswirtschaftlich sinnvoll, werden aber leider regulatorisch wenig unterstützt. Generell sind auch im breiten Infrastruktursegment viele Teilmärkte teuer geworden. Wir haben gute Erfahrungen gemacht und investieren weiter selektiv in diesem Markt. « MEINUNGS -RADAR: Infrastrukturinvestments sind gut zur Portfoliodiversifikation, aber wie gehen Investoren dieses Thema an? Direkt oder über Fondslösungen? Listed Infrastructure oder Non-Listeds?

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