Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

gen, die die Wahrscheinlichkeit einer Währungskrise erklären, iden- tifiziert sind“, kann man mit der Konstruktion eines Währungskri- senfrühwarnsystems beginnen. In der Definitionsgeschichte von Währungskrisen haben sich in die- sem Kontext zwei dominierende Denkschulen etabliert. Die erste ba- siert schlicht auf der Abwertung der betreffenden Währung in einem gewissen Zeitraum. Die vielleicht prominentesten Ökonomen dieses Ansatzes sind Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart. Die Starökono- min hat auf dem Institutional Mo- ney Kongress des Vorjahres einen viel beachteten Vortrag zum Thema Staatsschulden gehalten. In ihrem 2009 erschienenen Beststeller „This Time is Different“ orten die beiden Wissenschaftler eine Krise, wenn die betreffende Währung gegenüber dem Dollar oder einer anderen rele- vanten Ankerwährung 15 Prozent oder mehr an Wert verliert. Ein zweiter Ansatz bei der Defi- nition von Währungskrisen basiert auf dem Exchange Market Pressure (EMP) Index in der Ausarbeitung von Eichengreen et al. aus dem Jahr 1996. Dieser Ansatz bezieht sich wiederum auf eine frühe Arbeit von Girton und Roper aus dem Jahr 1977. Ziel eines EMP Index ist es, aus verschiedenen ma- kroökonomischen Variablen eine Währungskrise zu identifizieren. Die drei veränderlichen Variablen, die in den ursprünglichen Eichen- green-Index einfließen, sind: Wech- selkurs, Reserven und Zinsen. Übersteigt die Standardabweichung des Index in Bezug auf den Durch- schnitt den Wert von 1,5, spricht man von einer Währungskrise. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses System um diverse Variablen und statistische Werkzeuge verfeinert, die zugrunde liegende Gleichung sieht aber folgendermaßen aus: Δei,t drückt die Veränderung des Wechsel- kurses einer lokalen Währung im Vergleich zum Dollar zum Zeitpunkt t aus. Δ(ii,t-i*t) bildet die Abweichung des Spreads zwi- schen dem lokalen Zinssatz und den Dollar- zinsen aus. (%Δri,t – %Δr*t) entspricht der prozentuellen Veränderung des Spreads zwi- schen den internationalen Reserven, die inner- halb und außerhalb der Lan- desgrenzen gehalten werden. In der Wahl des Datensets zur Definition einer Währungskrise orientieren sich Emin und Aytac an Reinhart und Rogoff. Insge- samt werden 35 der Weltbank entnommene makroökonomische Variablen von 69 Volks- wirtschaften aus den Regionen Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika, Nordamerika und Ozeanien für den Zeitraum 1970 bis 2010 ausgewertet. Anschließend werden die Daten logistisch regressiert und so ihr mög- licher Einfluss auf die Währungskrisen er- fasst. Laufen ließen die Autoren die Daten gegen die beiden genannten Methoden zur Bestimmung einer Krise: also einmal gemäß A posteriori war die Größe des Bootes ein Frühindikator für den unvorhergesehenen Ausgang des Brexit-Votums und den daraus resultie- renden Einbruch des Pfund. Finanzmathematiker feilen an Modellen, die derartige Überraschungen etwas wissenschaftlicher vorhersehen sollen. N o. 3/2017 | www.institutional-money.com 153 T H E O R I E & P R A X I S : WÄHRUNGS KR I S EN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=