Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

with ‚Permazero‘“ ist dabei noch relativ druckfrisch, es wurde im Mai dieses Jahres publiziert. Sucht man in der Folge nach weiterem Kontext, wird man bei „Respon- ding to a Shadow Banking Crisis: The Les- sons of 1763“ fündig. Hier muss man je- doch ein wenig tiefer im Archiv graben, dieses Paper erschien bereits im Juni 2012. In ihrer aktuelleren Arbeit stellen die Autoren jedenfalls genau die Frage, die nahe- zu jeden Marktbeobachter und -teilnehmer derzeit massiv beschäftigt: „Was werden die langfristigen Konsequenzen der aktuellen Notenbankpolitik sein?“ Laut William Roberds kann man in der Historie durchaus Antworten finden. Denn: „Die Notenbank- politik post 2008 wird oft als ,beispiellos‘ bezeichnet. Tatsächlich gibt es aber nur wenige monetäre Phänomene, die das auch wirklich sind.“ Quinn und Roberds verwei- sen auf die bereits erwähnte Bank of Ams- terdam, die von 1683 bis 1795 ein de facto Nullzins-Regime auf das Äquivalent einer Repo-Rate hatte. Annualisiert lag der Zins- satz bei 0,5 Prozent. Zweck der Bank Doch alles der Reihe nach. Zunächst ein wenig Hintergrund: In den Niederlanden kamen Händler im „goldenen Zeitalter“ mit vielen fremden Münzsorten in Berührung. Daher war innerhalb der „Republik der Sieben Vereinigten Niederlande“ wie in den Ländern ihrer Handelspartner eine Vielzahl unterschiedlicher Münzen im Umlauf, deren Wert nicht sofort erkenntlich war. Auch waren öfter minderwertige Münzen – „Scheidemünzen“ – im Umlauf, bei denen der auf ihnen angegebene Betrag stark vom tatsächlichen Wert des Edelmetalls abwich. Geldwechsler und Wechselstuben waren in dieser Zeit unverzichtbar. Dort konnte gegen eine Gebühr der absolute und relative Wert verschiedener Münzen in Erfahrung ge- bracht werden. Die Geldwechsler waren aber nicht immer vertrauenswürdig. Die „Amsterdamsche Wisselbank“ wurde von der Stadt Amsterdam im Jahr 1609 ge- gründet, um stabiles Geld im Umlauf zu ha- ben, das den reibungslosen Kreislauf der Wechsel gewährleisten sollte. Diese Wech- sel fungierten wiederum als internationale Zahlungsmittel unter Kaufleuten von Ams- terdam über Hamburg und London bis in die Neue Welt. Mit der Gründung der Bank wurden alle Kaufleute in Amsterdam, die Wechsel ab einer Summe von 600 und spä- ter 300 Florin ausstellten, verpflichtet, ein Konto bei der Wisselbank zu führen. Die Wechsel mussten über diese Konten erfüllt werden. Die fällig gewordenen Beträge wurden bargeldlos von Konto zu Konto transferiert. Kontogebühren fielen keine an. Allerdings waren die Kosten für eine De- potauflösung bis ins Jahr 1683 relativ hoch. N o. 3/2017 | www.institutional-money.com 143 T H E O R I E & P R A X I S : NUL L Z I NS PHA S EN Die Niederlande wurden durch ihre Handelsaktivitäten reich und mächtig. Die Kehrseite der Medaille: eine Unzahl an Währungen mit unterschiedlichem innerem Edelmetallwert. Die Wisselbank sollte als reines Wechselinstitut zunächst nur dieses Währungschaos beseitigen, mutierte dann aber zu einer Notenbank mit Ähnlichkeiten zu unseren alten Bekannten EZB und Fed.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=