Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

134 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : ZUKUNF T DE R F I NANZ I NDUS T R I E M ehr als 70.000 Milliarden US-Dollar werden welt- weit von Vermögensver- waltungsgesellschaften für institutionelle und private Kunden be- treut. Unterstellt man, dass sie dafür in etwa 30 Basispunkte an Gebühren vereinnahmen, dann verdienen sie damit jährlich rund 230 Milliarden US-Dollar, wovon nach Bran- chenschätzungen rund 85 Milliarden als Gewinn übrig bleiben. Das war die gute Nachricht. Die schlechte lautet: Diese Erträge verteilen sich zuneh- mend asymmetrisch auf die Emp- fänger und könnten in nächster Zu- kunft insgesamt schrumpfen, denn der gesamte Finanzsektor befindet sich im Umbruch. Passive – sprich ertragsärmere – Produkte sind wei- ter auf dem Vormarsch, angesichts rekordtiefer Zinsen stellen die Anle- ger die Gebührenstruktur generell in Frage. Parallel dazu steigen die von der Regulie- rung verursachten Kosten weiter, und über- dies muss man auch noch in neue Techno- logien investieren, wenn man den Anschluss nicht verlieren will. Kurz gesagt: Die fetten Jahre sind möglicherweise vorbei. Selbstwahrnehmung Wie die betroffenen Unternehmen die Lage selbst wahrnehmen, hat das internationale Investment- und Custodian-Haus State Street auch 2017 erhoben. Mehr als 500 institutio- nelle Investoren und Asset Manager wurden zu ihrer Einschätzung der Lage befragt. Die im Juni publizierten Ergebnisse belegen, dass die Finanzunternehmen keineswegs ge- lassen in die Zukunft blicken. 66 Prozent der befragten institutionellen Investoren sind der Ansicht, dass Wachstum in Zukunft unter den derzeit herrschenden Bedingungen zur Herausforderung wird. Nur eine Minderheit der befragten Player meinte, die richtige Strategie zu besitzen. Sie glauben, die benö- tigten operativen Prozesse und die technolo- gische Infrastruktur implementiert zu haben, die die Voraussetzung für weiteres Wachs- tum darstellen. Eine zentrale Erkenntnis der Marktanaly- se besteht somit darin, dass die Finanzinsti- tutionen ein Fundament schaffen müssen, das weiteres Wachstum ermöglicht. Im Klartext heißt dies, dass Investitionen zu tä- tigen sind – sowohl auf Seiten der Vermö- gensverwaltung als auch auf Seiten des Ver- triebs. 81 Prozent der Befragten glauben, dass Asset Manager bessere und mehr In- vestment- und Vertriebskapazitäten benöti- gen, um den Ansprüchen der Investoren zu genügen. Und fast zwei Drittel geben an, ihr Angebot bereits auszuweiten. Zwang zur Größe Nur wer genug Volumen betreut, kann die höheren Anforderungen an Transparenz, Compliance und individuell maßgeschnei- derte Angebote auch finanzieren. Ein Lö- sungsweg besteht daher in Zusammen- schlüssen, ein weiterer in der Auslagerung von Aufgaben, um sich auf die Kernkom- petenzen konzentrieren zu können. Der Zwang zu mehr Größe herrscht dabei nicht nur bei den Vermögensverwaltern. Auch auf Seiten der institutionellen Anleger scheint eine schwierige Phase vor uns zu liegen. 71 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einer Konsolidierung von kleineren Pen- sionsfonds kommen wird. Größere institu- tionelle Anleger benötigen allerdings auch Eine Studie von State Street zur Zukunft der Finanzbranche zeigt, worauf es ankommt, wenn man in der Zukunft als Player der globalen Finanzindustrie erfolgreich bestehen will. FOTO : © FOTOL I A , S TAT E S T R E E T » In einer Welt mit Daten als neuer Wäh- rung wird intelligentes Datenmanagement über Gewinner und Verlierer entscheiden. « Jeff Conway, Chief Executive Officer von State Street EMEA in London Wachstum verzweifelt gesucht Schlüsselstrategien für Wachstum Womit die unterschiedlichen Gruppen der Finanzindustrie Wachstum generieren wollen. Asset Manager  Insurance Companies  Asset Owners  Neue Märkte erschließen: 34 % Einem neuen Vertriebsnetzwerk beitreten: 30 % Steigende Investments in neue Assetklassen: 30 % Ausweitung der Produkt- und Dienstleistungspalette: 29 % Einstieg in neue Märkte: 29 % Verbessertes Ausgaben-Management: 29 % Ausweitung des Sales-Netzwerks: 26 % Investitionen in Mid/Back-Office-Technologie: 23 % Konsolidierung der Portfolio-Positionen: 28 % 34 Prozent der Asset Manager wollen in den nächsten fünf Jahren neue Absatzmärkte erschließen, 29 Prozent ihre Produkt- und Dienstleistungspalette ausbauen und 26 Prozent ihre Vertriebsaktivitäten erhöhen. Quelle: State Street

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