Institutional-Money Kongresskatalog 2024

N icht ohne Grund gehört Olivier Blanchard zu den meistzitierten Ökonomen weltweit. Auch nach seinem Rückzug aus dem Universitäts- betrieb des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge veröffentlicht er regelmäßig Analysen zu seinen bevorzugten Themen. Neben der Geldpolitik und den Ar- beitsmärkten gehört dazu die Auseinandersetzung mit den Hintergründen von Spekulationsblasen und Finanzkrisen. Bekennender Neokeynesianer Der 1948 im französischen Amiens geborene Blanchard hat den größten Teil seines Berufslebens in den USA verbracht. Nach seiner Promotion in Wirtschaftswissenschaften am MIT lehrte er zunächst an der Harvard University, um 1982 als Professor für Makroökonomie ans MIT zurückzukehren, wo er von 1998 bis 2003 als Vorsitzender den Fachbereich Wirtschaft leitete. Im Jahr 2008 ließ Blanchard sich beurlauben, um seine Arbeit als Berater und Leiter der Forschungsabteilung des Internationalen Währungsfonds aufzunehmen, woraus am Ende sieben Jahre wurden. Im Frühjahr 2015 wechselte er als Senior Fellow zum Peter- son Institute for International Economics. Blanchard gilt als Neokeynesianer. Darauf ange- sprochen, gibt er sich zwar skeptisch gegenüber der- art einfachen Kategorisierungen, nennt aber zwei grundlegende Ideen, die sein Denken bestimmen. Erstens: Auf kurze Sicht bestimme die Gesamt- nachfrage das Ergebnis. Wenn Menschen oder Unternehmen bereit seien, mehr Geld auszugeben, werde die Wirtschaft im Allgemeinen stärker wachsen, zumindest für eine gewisse Zeit. Und zweitens: Ausgaben- und Port- folioentscheidungen hingen in hohemMaß von den Erwar- tungen der Marktteilnehmer für die Zukunft ab. Blanchard ist Autor zahlreicher Bücher, darunter zwei Kompendien über Makroökonomie. Sein 2012 erschienenes Werk mit demOriginaltitel „Macroeconomics“gilt als eines der weltweit meistverkauften Lehrbücher zum Thema. Wenig Optimismus kommt auf, wenn Olivier Blanchard über die Politik der Noten- banken spricht. Eine Verlangsamung des Wirtschaftsmotors sei nötig, aber niemand kenne die optimale Drehzahl. Am Institutional Money Kongress spricht er Klartext. Der Ausnahme- Ökonom STARREFERENTEN | Institutional Money Kongress 2024 10 FOTO: © MÉLANIE CHAIGNEAU Olivier Blanchard scheut sich nicht, das Zwei-Prozent- Ziel der meisten Notenbanken infrage zu stellen. Olivier Blanchard VORTRAG » 10. April 2024 » Großer Saal | 16.30– 17.20 Uhr Die Geldpolitik findet aktuell nicht die richtigen Antworten Nach einem einführenden Referat wird sich Olivier Blanchard beim Institutional Money Kongress 2024 den Fragen von Chefredakteur Hans Heuser stellen.

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