Institutional Money Kongress 2023

I n Zeiten wie diesen tut man wahr- scheinlich gut daran, zwischen de- struktiven Untergangspropheten und konstruktiven Warnern zu unterschei- den – zur zweiteren Sorte gehört der Öko- nom Barry Eichengreen. Der Berkeley-Mann verfügt über eine reiche Vita an mahnenden, aber niemals alarmistischen oder markt- schreierischen Aussagen und Analysen – nicht zuletzt auch zu europäischen Themen, ist seine Forschungstätigkeit doch relativ eng mit dem Kontinent verbunden. So gehörte Eichengreen zum internationalen Beirat des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. Im Rah- men des Copenhagen-Consensus-Projekts 2004 arbeitete er an Lösungsmöglichkeiten für die Gefahr finanzieller Instabilitäten. Glo- bal machte er sich unter anderem einen Na- men, als er während der Asienkrise für den Internationalen Währungsfonds tätig war. Unumkehrbarer Fehler? Trotz aller Besonnenheit ist Eichengreen aber auch um klare Worte nicht verlegen. So erklärte er im Jahr 2015: „Ich bleibe dabei: Die Einführung des Euro war eine der größ- ten ökonomischen Fehlentscheidungen des 20. Jahrhunderts. Sie lässt sich jedoch nicht mehr zurückdrehen, weil die Kosten für die Auflösung des Euroraums einfach zu hoch sind – selbst für Deutschland.“ Deutschland selbst hat er zuletzt vor einer drohenden Deindustrialisierung gewarnt. Die chinesische Frage Bemerkenswerterweise zeigt er sich puncto Auflösung der Globalisierung jedoch gelas- sener als einige seiner Kollegen. Während nicht wenige anlässlich der durch die Covid- Pandemie und die Russland-Invasion offen- gelegten Schwäc gungswege und L Globalisierung Eichengreen eine unwahrscheinlich zu lang gewachs sei demnach im V Marktes eine min Das jedoch gilt keiner Eskalation den Vereinigten republik China k cher Fall eintrete „das Ende der rung, wie wir sie k wie der US-Ök die langfristigen kofaktoren im gl len Wirtschafts füge einschätzt. VORTRAG 19. April 2023 Großer Saal | 9.25–10.15 Uhr Das Ende der Globalisie- rung, wie wir sie kennen Ist die Globalisierung schon tot oder nur totgesagt? Berkeley-Starökonom Barry Eichengreen jedenfalls hält die Todesnachricht für verfrüht – wird aber ausarbeiten, welches Szenario die Globalisierung, wie wir sie ken- nen, dann doch beenden könnte. der Ikone Der Berkeley-Ökonom Barry Eichengreen gehört seit Jahrzehnten zu den klarsichtigsten Beobachtern der globalen Ökonomie. Er sagte die Probleme des Euro voraus – aktuell warnt er vor anderen Extremrisiken. Berkeley-Ökonom ARRY EICHENGREEN B war unter anderem Politikberater des IWF und im internationalen Beirat des ifw in Kiel. Barry Eichengreen hen der globalen Versor- ieferketten das Ende der ausgerufen haben, hält n abrupten Kollaps für . Dazu sei das System en. Was wir jetzt sehen, ergleich zur Größe des imale Neuausrichtung. nur so lange, als es zu des Konflikts zwischen Staaten und der Volks- ommt. Sollte ein sol- n, so wäre das Globalisie- ennen“, onom Risi- oba- ge- 16 I NS T I TUT I ONA L MONE Y KONGR E SS 2023 | S TARRE F ERENT EN F O T O : © T I M F L AV O R

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