Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

vorrangige Kreditlinien zur Verfügung, während Private- Debt-Kreditgeber Laufzeitkredite anbieten, die nachrangig gegenüber Bankkrediten sind. Bei Buy-out-Deals verlangen Private-Debt-Kreditgeber deutlich höhere Spreads als Bank- kredite. Insbesondere weisen Private-Debt-Buy-out-Kredite im Vergleich zu anderen (Non-Buy-out)-PD-Krediten einen zusätzlichen Spread von im Mittel 0,7 Prozentpunkten auf. Dieses Muster scheint geeignet, die Marktmacht von Privat- kreditgebern – gegenüber Banken – bei der Bereitstellung von LBO-Krediten widerzuspiegeln. In einem weiteren Schritt beleuchten die Autoren, wie sich der Anstieg von Private Debt auf die Kreditvergabe durch Banken auswirkt. Dabei untersuchen sie, wie Bank- kreditnehmer ihre Abhängigkeit von Bankkrediten anpas- sen, sobald sie zum ersten Mal auf Private Debt zurückgrei- fen. Interessanterweise stellt man fest, dass sobald ein Bank- kreditnehmer anfängt, bei PD-Kreditgebern Kredite aufzu- nehmen, auch seine Neigung steigt, neue Bankkredite auf- zunehmen, hauptsächlich in Form von Kreditlinien. Nach dem Zugang zu Private Debt setzen die meisten Bank- kreditnehmer nicht nur ihre Kreditbeziehung zu Banken fort, sondern nehmen auch zusätzliche Bankkredite auf.Mit- hilfe einer Eventstudie zeigen die Autoren, dass die Wahr- scheinlichkeit, einen neuen Bankkredit, insbesondere eine neue Kreditlinie, zu erhalten, innerhalb eines Quartals nach der ersten Nutzung von Private Debt durch einen Kredit- nehmer sprunghaft ansteigt (siehe Grafik „PD-Aufnahme trig- gert Kreditwünsche“) . Die Bedingungen der ausstehenden Bankkredite ändern sich auch als Reaktion auf den Zugang des Kreditnehmers zu Private Debt. Die Autoren dokumentieren, dass der Private-Debt-Zugang mit einer Erhöhung der Kreditzusage- größe sowie der Spreads auf bereits bestehende Bankkredite verbunden ist. Das heißt, sobald ein Kreditnehmer auf Pri- vate Debt zugreift, gewähren die Banken zusätzliche Kredite, indem sie den Rahmen für bestehende Kredite erweitern, verlangen dafür jedoch höhere Spreads. Solche Anpassun- gen an ausstehenden Bankkrediten können beispielsweise durch eine Neuverhandlung von Krediten erfolgen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bankkreditneh- mer nach der Aufnahme von Privatkrediten stärker auf Bankkredite, insbesondere Kreditlinien, angewiesen sind,was jedoch mit höheren Spreads verbunden ist. Infolgedessen ist der Zugang zu Private Debt auch mit einer Erhöhung der Verschuldung auf Unternehmensebene und einem Rück- gang des Zinsdeckungsgrads verbunden, das heißt mit höheren Zinsaufwendungen im Verhältnis zum Gewinn; außerdem sinkt der Anteil der Bankkredite an den Gesamt- schulden, und die Gesamtsumme der Bankkredite in US- Dollar steigt. Rückkoppelungseffekte? NachdemHaque,Mayer und Stefanescu gezeigt haben, dass die Aufnahme von Private Debt die Nutzung von Bankkre- diten durch Unternehmen beeinflusst, untersuchen sie, ob das Erschließen dieser zusätzlichen Finanzierungsquelle auch Risiken für ausstehende Bankkredite birgt. Die Resul- tate der Analyse zeigen, dass Doppelkreditnehmer im Ver- gleich zu reinen Bankkreditnehmern in Zeiten von markt- weitem Stress höhere Inanspruchnahmen und höhere Ausfallrisiken ihrer Bankkreditlinien aufweisen. Die Grafik „Steigende Ausfallrisiken bei Bankkrediten“ illustriert, dass die Medianausfallwahrscheinlichkeit von Bankkrediten, die zwi- schen einem und zwei Prozent liegt, nach der zusätzlichen Private-Debt-Kreditaufnahme steigt. Der Wert der Median- ausfallwahrscheinlichkeit im 75. Perzentil nach der PD-Emis- sion liegt dann zwischen 2,5 und 4,0 Prozent. Der Haupt- grund liegt wohl darin, dass Doppelkreditnehmer tenden- ziell über weniger materielle oder besicherbare Assets verfü- gen als Nur-Bankkreditnehmer. Stress-Event Covid-19 Die Autoren nutzen die Covid-19-Pandemie als Schock für den Liquiditätsbedarf der Unternehmen und erfassen so marktweite Notlagen. Anschließend untersuchen die Auto- ren, wie sich Covid-19 auf die Inanspruchnahme von Kre- ditlinien und die von den Banken geschätzten Ausfallwahr- Steigende Ausfallrisiken bei Bankkrediten Wenn Bankschuldner zusätzlich PD aufnehmen, steigen Ausfallrisiken für Banken. Quartalsweise Entwicklung des Medians und des Interquartil-Abstands (Differenz zwi- schen 25. und 75. Perzentil) des Ausfallrisikos von Bankkrediten. Die Medianausfall- wahrscheinlichkeit weist nach Aufnahme von PD-Schulden keine starken Veränderungen auf. Jedoch zeigt sich im 75. Perzentil eine wesentlich höhere Ausfallswahrscheinlichkeit bei ausstehenden Bankkrediten. Quelle: Studie 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 Median Interquartils-Abstand Quartale, bezogen auf die erstmalige Aufnahme von Private Debt Ausfallswahrscheinlichkeit in Prozent 92 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Kapitalstruktur FOTO: © CARNEGIE MELLON UNIVERSITY » Die Kofinanzierung von US-Firmen neben Private Debt setzt Banken bei Marktstress höheren Risiken betreffend Linien und Ausfallrisiken aus. « Simon Mayer, Assist. Prof. of Finance, Carnegie Mellon University, Tepper School of Business in Pittsburgh, Pennsylvania

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