Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
Die Stichprobe umfasst 2.917 einzelne Doppelkreditneh- mer, die etwa die Hälfte aller Private-Debt-Kreditnehmer aus- machen. Diese Kreditnehmer sind hauptsächlich in Sekto- ren wie Software, IT, Gesundheitsdienstleistungen, gewerbli- che Dienstleistungen und anderen technologieorientierten Branchen tätig. Im Vergleich zu reinen Bankkreditnehmern verfügen Doppelkreditnehmer über weniger Sachanlage- vermögen, sind im Schnitt größer, stärker verschuldet und weisen höhere von der Bank geschätzte Ausfallwahrschein- lichkeiten ihrer Kredite auf. Darüber hinaus sind Private- Debt-Kredite größer, werden häufiger in Form von Laufzeit- krediten vergeben und haben höhere Spreads und längere Laufzeiten als Bankkredite. Beispielsweise betragen die mitt- leren und medianen Spreads bei Private-Debt-Krediten etwa 600 Basispunkte, während sie bei Bankkrediten zwischen 120 und 170 Basispunkten liegen. Anhand der Stichprobe von Bank- und PD-Krediten an Doppelkreditnehmer analy- sieren die Autoren zunächst die Unterschiede und die Sub- stituierbarkeit zwischen Bankkrediten und privaten Schul- den. Sie kontrollieren alle zeitlich variierenden Kreditneh- mermerkmale einschließlich der Kreditnachfrage und der Private-Equity-Unterstützung, durch Kreditnehmer-Zeit-Fixe Effekte oder Kreditnehmer-Zeit-Kredit-Fixe Effekte. Das heißt, die Regressionen vergleichen Kredite, die demselben Kreditnehmer innerhalb des gleichen Jahres und Quartals gewährt wurden, wobei sich der Unterschied daraus ergibt, ob der Kreditgeber eine Bank oder ein Private-Debt-Kredit- geber ist. Insbesondere werden die Ergebnisse nicht von Krediten bestimmt, die an verschiedene Kreditnehmer- segmente hinausgereicht wurden. Ergebnisse Die Autoren stellen fest, dass Private-Debt-Kredite in der Regel höher sind, weitere Spreads aufweisen und längere Laufzeiten haben als Bankkredite derselben Art, wenn beide innerhalb desselben Jahres und Quartals an denselben Kreditnehmer vergeben werden. Darüber hinaus ist es im Vergleich zu vergleichbaren Bankkrediten weniger wahr- scheinlich, dass Private-Debt-Kredite vorrangig besichert sind. Das heißt, Private-Debt-Ausleihungen sind im Allgemeinen nachrangig und haben im Insolvenzfall eine niedrigere Prio- rität als Bankkredite desselben Kreditnehmers. Darüber hinaus sind Private-Debt-Kredite häufiger als Laufzeitkredite und weniger wahrscheinlich als Kreditlinien strukturiert, die meist von Banken bereitgestellt werden. Zusammengefasst bedeutet dies, dass Private-Debt-Kreditgeber, wenn sie und Banken denselben Kreditnehmern Kredite gewähren, ein höheres Kreditrisiko eingehen, indem sie Laufzeitkredite mit längerer Laufzeit und einer niedrigeren Position in der Kapi- talstruktur als Banklaufzeitkredite bereitstellen, während Banken in erster Linie relativ vorrangige Kreditlinien mit kürzeren Laufzeiten ausreichen. Bei gemeinsamer Kredit- vergabe erzielen Private-Debt-Kreditgeber höhere Kredit- spreads, die eine Risikokompensation oder bestimmte ver- tragliche Bestimmungen widerspiegeln können, die Banken oft nur ungern gewähren, zum Beispiel Payment-in-Kind- (PIK)-Merkmale. Die Ratingagentur Fitch hat Ende März 2024 festgestellt, dass ein Trend in Richtung PIK-Charakte- ristika bei PD-Krediten besteht (siehe Grafik „Steigende PIK- Einnahmen bei BDCs“) . Wichtig ist, dass die Unterschiede zwischen Bankkrediten und Private Debt bei Leveraged-Buy-out-Deals noch ausge- prägter sind. Bei diesen Transaktionen gibt es eine klare Seg- mentierung der Kreditvergabe. Banken stellen in der Regel PD-Aufnahme triggert Kreditwünsche Private Debt bedeutet mehr Appetit auf Bankkredite und Bankkreditlinien. Grafische Darstellung des Differenz-von-Differenzen-Ansatzes. Vor der Private-Debt- (PD)-Kreditaufnahme (grauer Balken) liegen die Werte nahe null, während sie zum Zeit- punkt des PD-Zugangs und im Quartal danach sehr positiv sind; die Differenz-von- Differenzen-Schätzungen gehen zwei Quartale nach der PD-Mittelaufnahme wieder gegen null. Die Koeffizienten für Kreditlinien (oben) sind dabei deutlich größer als für Laufzeit- kredite (unten). Sobald ein Bankkreditnehmer PD in Anspruch nimmt, zeigt dieser Kredit- nehmer folglich eine erhöhte Neigung, auch neue Bankkredite, vor allem Kreditlinien, aufzunehmen. Quelle: Studie -0,05 % 0,00 % 0,05 % 0,10 % -0,02 % 0,00 % 0,02 % 0,04 % 0,06 % -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Wahrscheinlichkeit einer neuen Banken-Kreditlinie Wahrscheinlichkeit der Aufnahme eines neuen Bankkredits Quartale vor bzw. nach der erstmaligen Private-Debt-Aufnahme Quartale vor bzw. nach der erstmaligen Private-Debt-Aufnahme Wert des Diff.-von-Diff.-Ansatzes Wert des Diff.-von-Diff.-Ansatzes 90 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Kapitalstruktur FOTO: © FEDERAL RESERVE BOARD OF GOVERNORS » Banken und Private-Debt-Kreditgeber bieten offenbar unterschiedliche und nicht vollkommen substituierbare Fremdfinanzierungen an. « Sharjil Haque, PhD, Ökonom beim Federal Reserve Board of Governors in Washington D.C.
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