Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
weise in Höhe der Inflationsrate, um das Stiftungskapital in seinem Realwert zu erhalten. Das ist uns auch im langjähri- gen Mittel gelungen, abgesehen von Phasen wie jüngst, als die Inflationsrate sehr stark gestiegen ist. Zudem versuchen wir, einen gleichmäßigen Fördermittelfluss zu gewährleisten. Warum ist die Gleichmäßigkeit vergebener Mittel wichtig? Michael Dittrich: In einem Jahr mit extrem hohen Förder- mitteln hätten wir möglicherweise gar nicht das Personal, um diese vollständig in Projekten umzusetzen. Und in Jah- ren, in denen es schlechter läuft, hätten wir zwar die Leute, aber nicht genügend Projekte, die wir finanzieren könnten. Daher versuchen wir, unsere Erträge zu glätten, um einen möglichst gleichmäßigen Fördermittelfluss zu gewährleisten. Unser Zielkorridor liegt bei etwa 50 bis 60 Millionen Euro, die wir jährlich ausschütten wollen. Und das haben wir in den vergangenen Jahren auch geschafft. Was kennzeichnet die Projekte, die die DBU fördert? Michael Dittrich: Unsere übergeordneten Bereiche betreffen Themen wie die Umwelttechnik und die Umweltforschung, aber auch die Umweltkommunikation sowie den Natur- schutz. Innerhalb dieser größeren Gruppen haben wir be- stimmte Förderbereiche zu Aspekten wie Energieversor- gung, Kreislaufwirtschaft und weiteren Themen gebildet. Geht die Initiative immer von Ihnen aus? Michael Dittrich: Neben den thematischen Förderbereichen haben wir einen offenen Themenbereich, damit jede gute Idee zum Schutz der Umwelt in Deutschland eine Anlauf- stelle zur Unterstützung findet. Zudem veröffentlichen wir Ausschreibungen zu Förderinitiativen, bei denen sich aus unserer Sicht eine konzentrierte Bearbeitung lohnt. Das kann etwa ein Thema wie die Pestizidvermeidung in der Landwirtschaft sein.Wir sprechen dabei Hochschulen sowie kleine und mittelgroße Unternehmen an, die dann oft gemeinsam an solchen Themenstellungen arbeiten. Und nach welchen Gesichtspunkten erfolgt die Vergabe? Michael Dittrich: Im Grunde sind es drei entscheidende För- derkriterien, die erfüllt sein müssen. Ein Projekt muss erstens innovativ sein. Wir fördern nichts, was schon Stand der Technik ist. Als Zweites sollte eine messbare und vor allem signifikante Entlastung der Umwelt damit verbunden sein. Und drittens sollte ein Projekt modellhaft sein, weil wir nicht nur einem einzelnen Unternehmen in seiner spezi- fischen Situation helfen wollen. Die Ergebnisse sollten auf eine ganze Branche und Betriebe in ähnlicher Größen- ordnung übertragbar sein, nur dann erreichen wir einen Multiplikator-Effekt und damit letztlich auch die Förderung der Allgemeinheit, da wir eine gemeinnützige Einrichtung sind. Deshalb müssen unsere Projektpartner sich auch verpflichten, ihre Ergebnisse Dritten zu branchenüblichen Gepflogenheiten zugänglich zu machen.Wir sichern damit, dass alle von den Ergebnissen profitieren, die mit unseren Mitteln gefördert worden sind. Wer entscheidet denn, welche Vorhaben gefördert werden? Michael Dittrich: An der Spitze unserer Stiftung steht ein 16- köpfiges Kuratorium, das von der Bundesregierung berufen wird. Zur einen Hälfte sind das Vertreter der öffentlichen Hand, in der Regel Staatssekretärinnen und Staatssekretäre der Ressorts, die mit unserer Arbeit verbunden sind, also Umweltministerium, Forschungsministerium, Finanzminis- terium und auch das Bauministerium.Dazu gehören Vertre- ter der großen im Bundestag vertretenen Parteien, aber auch der Umweltminister des Landes Niedersachsen sowie ein Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Die andere Hälfte der Kuratoriumsmitglieder sind Vertreter der Zivil- gesellschaft, neben den Gewerkschaften, der Wirtschaft und der Wissenschaft sind auch noch andere gesellschaftlich relevante Gruppen vertreten.Über die Jahre sind die meisten Entscheidungen einvernehmlich getroffen worden, weil wir sehr faktenorientiert arbeiten. Politische Streitthemen wie die Diskussion um die Atomkraft spielen für uns keine Rol- le, da es Themen der Großindustrie sind, an denen wir als 72 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Michael Dittrich | Deutsche Bundesstiftung Umwelt FOTO: © JOSE POBLETE » Unsere Projektpartner müssen sich verpflichten, ihre Ergebnisse Dritten zu branchenüblichen Gepflogenheiten zugänglich zu machen. « Michael Dittrich, Leiter Kapitalanlagen, DBU Realwert des Stiftungskapitals erhalten und gleich- zeitig für einen gleichmäßigen Förderfluss gesorgt.
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