Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
S ie gilt als eine der weltweit einflussreichsten Wissen- schaftlerinnen im Bereich der internationalen Makro- ökonomie und Finanzwissenschaft. Ein besonderes Augenmerk hat Hélène Rey, seit 2007 Ökonomieprofessorin an der London Business School, dabei auf Aspekte wie finanzielle Stabilität, internationale Kapitalströme, die Ent- wicklung von Wechselkursen und das internationale Wäh- rungssystem gelegt. Einem breiteren Kreis bekannt gewor- den ist sie mit dem Nachweis eines globalen Finanzzyklus, der die Wirksamkeit nationaler Geldpolitiken unabhängig vom gewählten Wechselkursregime einschränkt.Wir haben mit ihr über die anhaltende Dominanz des US-Dollars und über die Zukunft der Globalisierung gesprochen. Bevor wir über die Inhalte Ihrer wissenschaftlichen Arbeit sprechen, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur erst vor Kurzem er- folgten Verleihung des Bernhard-Harms-Preises durch das Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Was bedeutet Ihnen ein solcher Preis? Prof. Hélène Rey: Für mich war es eine ganz besondere Aus- zeichnung, und das aus mindestens zwei wesentlichen Gründen. Zum einen habe ich mich intensiver mit dem Leben undWirken von Bernhard Harms auseinandergesetzt, der mit dem Institut für Weltwirtschaft bereits 1914 eines der sechs heute führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gegründet hat.Denn Harms war ein äußerst bemerkenswer- ter Mensch und in vielerlei Hinsicht ein wirkliches Vorbild. Er hat sehr früh die enorme Bedeutung von länderübergrei- Prof. Hélène Rey: „Der Rahmen für fest- gelegte Inflationsziele mit gleichzeitig flexiblen Wechselkursen, der von einer ganzen Reihe von Ländern adaptiert wurde, hat der Welt ohne Zweifel in schwierigen Situationen oft geholfen.“ Von einer schützenden Wirkung flexibler Wechselkurse als einer Art Bollwerk gegen externe makroökonomische Schocks war Professorin Hélène Rey noch nie so recht überzeugt. Und hat das in ihrer wissenschaftlichen Arbeit auch schlüssig begründet. » Ein Begriff wie Deglobali- sierung ist irreführend « 40 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. Hélène Rey | London Business School FOTO: © AMY BIRTCHNELL Es existiert ein glo- baler Finanzzyklus, der die Wirksamkeit nationaler Geldpoli- tiken unabhängig vom Wechselkurs- regime einschränkt.
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