Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

M it Donald Trump wurde nach Einschätzung von Jeremy Siegel, emeritierter Professor of Finance der Wharton School of Business, der kapitalmarktfreundlichste Präsident aller Zeiten gewählt. Dass Siegel mit dieser Ansicht nicht allein dasteht, konnte man an der Marktentwicklung unmittelbar nach der Wahl feststellen. Besteht also nun endlich einmal ein ungetrübter Anlass, euphorisch zu sein? Nun, abgesehen davon, dass „Euphorie“ im emotionalen Spektrum professioneller Anle- ger nichts verloren hat, gibt es ernst zu nehmende Fachleute, die gerade in diesen Tagen wenig Grund dafür sehen. Einer davon ist Marc Rowan, der Gründer von Apollo Global Management (AuM: 700 Milliarden US-Dollar). Apollo investiert ausschließlich via Alpha-Strategien und sucht dabei primär nach Unterbewertungen und günstigen Ertrags-Risi- ko-Profilen. In einemMitte November aufgezeichneten Ge- spräch mit Nicolai Tangen, CEO des norwegischen Staats- fonds Norges Bank Investment Management (auf YouTube abrufbar), hält der Wall-Street-Veteran jetzt eine eher vorsich- tige Gangart für angebracht. Die beträchtlichen Research- Ressourcen seines Hauses nütze er derzeit lieber dafür, in der Kapitalstruktur an oberster Stelle zu stehen, als angesichts enger Spreads in nachrangigen Papieren nach akzeptablen Risiken zu suchen. Es gebe Zeiten, in denen man das Risiko senken sollte, und Perioden, in denen eine höhere Risikobe- reitschaft sinnvoll ist. Für Rowan wird dies wieder der Fall sein, wenn wir die nächste Korrektur, die wie stets früher oder später eintreten werde – hinter uns haben. Auf die kon- kreten Gefahren angesprochen, die seine Zurückhaltung auslösen, spricht Rowan an erster Stelle über geopolitische und an zweiter Stelle über politische Risiken. Primär sind es aber die Bewertungsniveaus, die Apollo auf die Bremse treten lassen. Interessanterweise ist Rowan derzeit für die US-Wirt- schaft insgesamt sogar sehr optimistisch. Er verweist dabei auf gleich mehrere Stimuli, die sich günstig auswirken soll- ten. Parallel zu dem bereits vorliegenden Wirtschaftswachs- tum bei geringer Arbeitslosigkeit liege der Impuls aus dem vor drei Jahren beschlossenen Infrastrukturinvestitionspro- gramm mit einem Volumen von zwei Billionen US-Dollar noch in der Zukunft – bisher sei davon noch nichts umge- setzt. Vor zwei Jahren wurde darüber hinaus im CHIPS and Science Act beschlossen, 280 Milliarden US-Dollar für Inves- titionen in Halbleiter- und ähnliche Technologien bereit- zustellen, auch hier sei noch nichts passiert. Und schließlich habe auch der Inflation Reduction Act bisher noch keine einzige Fabrikeröffnung bewirkt. Zudem seien die USA seit drei Jahren größter Empfänger ausländischer Direktinvesti- tionen. Neben der Bewertungproblematik und politischen Risiken sieht der Apollo-Gründer noch eine Gefahr, die vor allem institutionelle Anleger betrifft: das hohe Maß an In- dexierung und Korrelation. Phänomene wie Liability Driven Investment bewirkten, dass viele Investoren zur selben Zeit auf denselben Risiken säßen. Die Hoffnung, im Krisenfall aus ihren AAA- und AA-Papieren rauszukommen, habe sich etwa für britische institutionelle Anleger im Jahr 2022 als Trugschluss erwiesen. Rowan, dessen Unternehmen sich intensiv mit nicht börsennotierten Anlagealternativen wie Private Equity und Private Debt beschäftigt, hält übrigens auch den globalen Trend zu „täglicher Liquidität“für grund- sätzlich bedenklich, vor allem dann, wenn es um Investitio- nen mit sehr langen Anlagehorizonten geht. Wir wünschen Ihnen an dieser Stelle wieder einen angeneh- men Jahreswechsel und würden uns freuen, Sie am Institutional Money Kongress 2025 begrüßen zu dürfen. Gerhard Führing und Mamdouh El-Morsi Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi Kein Grund für Euphorie BRIEF DER HERAUSGEBER 4 N o . 4/2024 | institutional-money.com

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