Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
Equity-Fonds haben wir Wert darauf gelegt, ein flexibles Pro- dukt zu schaffen, das weltweit in das Private-Equity-Univer- sum investieren kann und den Liquiditätsanforderungen eines breiten Spektrums nicht institutioneller Anleger gerecht wird“, sagt Edouard Boscher, Head of Private Equity bei Carmignac. „Die aktuellen ELTIF-Anlagerichtlinien sind restriktiver als für unseren SICAV-RAIF (bald OGA Teil II), da sie nicht in außereuropäische Fonds investieren dürfen, die von außereuropäischen Managern verwaltet werden. Folglich schließt dies nordamerikanische Fonds aus, die 50 Prozent des weltweiten Private-Equity-Marktes ausmachen, was das investierbare Universum einschränkt.“ Der Carmignac Private Evergreen ist auf Sekundärtrans- aktionen ausgerichtet. „Dabei können viele Portfolios eine Mischung aus europäischen und nicht europäischen Fonds enthalten, die für einen ELTIF nicht in Frage kommen“, so Boscher. „Nichtsdestotrotz sehen wir den ELTIF als eine attraktive Anlageform, um den Zugang zu privaten Märkten für europäische Sparer zu verbessern und eine differenzierte Anlage neben unserem derzeitigen Evergreen-Fonds anzu- bieten, da das Potenzial für eine größere öffentliche Markt- komponente vorhanden ist.Wir verfolgen die aufsichtsrecht- lichen Entwicklungen in Bezug auf ELTIFs genau und zie- hen sie aktiv als Teil unserer Produktentwicklungsstrategie in Betracht.“ Auch Ulla Agesen wartet noch ab: „Es gibt offenbar schon viel Appetit auf den ELTIF 2.0; für uns ist das bisher noch kein Thema.Der ELTIF 2.0 klingt interessant, aber wir brau- chen erst volle Klarheit, etwa wie die notwendigen Risiko- kontrollen und Stresstests aussehen, die durchzuführen sind.“ Sie ist Head of Infrastructure beim Privatmarktfondsanbieter NIO Partners in Kopenhagen und verweist darauf, dass mitt- lerweile viele neue Evergreen-Strategien aufgelegt werden. „Der neue ELTIF hat gute Eigenschaften, die Private Markets – insbesondere Infrastrukturinvestments – für breite Anleger- segmente zugänglich machen können. Wichtig bleibt aber immer, ein gutes Auge darauf werfen, worin man am Ende investiert, unabhängig von der Verpackung. Vermutlich bleibt der ELTIF eher ein Vehikel für Privatanleger oder kleinere institutionelle Investoren“, so Agesen. … andere nutzen die neue ELTIF-2.0-Struktur Andere Gesellschaften sind auf den Zug der neuen ELTIF- 2.0-Struktur aufgesprungen. „Wir haben auf die neue Regu- lierung von ELTIFs gewartet und im September 2024 unse- ren ersten ELTIF auf den Markt gebracht“, erklärt Raluca Jochmann, Head of Private Markets Solutions von Allianz Global Investors. „Der Allianz Global Infrastructure ELTIF legt nach Artikel 8 SFDR offen und richtet sich an Investo- ren, die Vermögensaufbau und Portfoliodiversifizierung mit einem Engagement für Nachhaltigkeit anstreben und kei- nen hohen kurzfristigen Liquiditätsbedarf haben“, erklärt Jochmann. Potenzielle Investments stellen Projekte wie Windparks, Anlagen für grünen Wasserstoff, Rechenzentren, Wasserwirtschaftsunternehmen oder Züge dar. „Für einen geschlossenen Infrastrukturfonds brauchen Sie mindestens fünf Millionen Euro. Mit einer Mindestanlage von 10.000 Euro richtet sich unser ELTIF an kleinere insti- tutionelle Investoren und Privatanleger“, erklärt Jochmann. Dafür gibt es fünf unterschiedliche Anteilsklassen, wobei die Liquiditätsbestimmungen für private und institutionelle Investoren dieselben sind. Besondere Liquiditätsbestimmungen Sie sehen folgendermaßen aus: Der Fonds hat eine Laufzeit von 50 Jahren mit zweimal 25 Jahren Verlängerungsoption. „Die Bewertung erfolgt vierteljährlich, sodass Investoren in jedem Quartal einsteigen können“, so Jochmann. Dabei könnten Anleger gleich das gesamte Geld, das sie investieren möchten, einbringen. Um die Kapitalabrufe und das Liqui- ditätsmanagement kümmert sich das Fondsmanagement. „Wir wollen einen Anteil von etwa 20 Prozent in liquiden Anlagen halten, um Rücknahmen bedienen zu können und um Kapitalabrufe zu steuern.“ Für Investoren gibt es eine dreijährige Lock-up-Periode und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten. „Wir verspre- chen nicht, illiquide Anlagen liquide zu machen. Daher empfehlen wir unseren Investoren den Fonds als Langfrist- investition von zehn Jahren und mehr, auch wenn es sich um einen quasi offenen Fonds handelt“, führt Jochmann aus. Eine weitere Beschränkung stellt das Gating dar: „Pro Quar- tal können bis zu 40 Prozent der liquiden Investments im ELTIF zurückgegeben werden.Weil wir imRegelfall 20 Pro- zent liquide halten möchten, entspricht dies etwa acht Pro- zent des Fondsvermögens pro Quartal. Wenn die liquiden Mittel sinken, sinkt auch der Anteil vom Fondsvermögen, das liquidiert werden kann“, erklärt Jochmann und verweist darauf, dass der Regulator die Liquiditätsbeschränkung als Prozentsatz der liquiden Mittel angegeben haben möchte. Insofern versuchen ELTIFs 2.0 den schwierigen Spagat herzustellen zwischen langfristigen Assets und dem Liquidi- tätsbedürfnis der Investoren. Interesse ist da: Per November 2024 weist der europäische Fondsverband EFAMA 139 ELTIFs in Europa aus. 100 davon sind in Luxemburg domi- ziliert, Frankreich und Italien folgen als weitere relevante Auflageländer. Luxemburg will dieses Vehikel besonders fördern und hat per Gesetz vom 21. Juli 2023 sowohl ELTIFs als auch PEPPs von der Zeichnungssteuer (Taxe d’abonnement) befreit. ANKE DEMBOWSKI N o . 4/2024 | institutional-money.com 271 ELTIF-Regeln | STEUER & RECHT FOTO: © CARMIGNAC » Wir verfolgen die aufsichtsrechtlichen Entwicklungen in Bezug auf ELTIFs genau und ziehen sie aktiv als Teil unserer Produktentwicklungsstrategie in Betracht. « Edouard Boscher, Head of Private Equity bei Carmignac Die EFAMA veröf- fentlicht ein Regis- ter mit den aktuell zugelassenen ELTIFs: im-online.com/ ELTIF424
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