Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

Werden Infrastrukturinvestments bald Core? Falls ja, dann könnte es sich hier um eine Win-win-Situation handeln. A uf alternative Assets spezialisierte Asset Manager sind über die Einführung der Infra- strukturquote hocherfreut, und vieles spricht dafür, dass es sich hier um eine echte Win-win- Situation handelt. Rendite muss stimmen Frank Dornseifer vom Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI) fordert, dass trotz allen politischen Wollens für mehr private Infrastruk- turinvestments auch das Rendite-Risiko-Ver- hältnis stimmen muss: „In erster Linie müssen Altersvorsorgeeinrichtungen für ihre Anleger, Versicherungsnehmer, Versorgungsempfänger etc. dezidierte Renditeziele verfolgen. Und da- nach wird die strategische und taktische Asset Allocation ausgerichtet. Mit anderen Worten: Standorte und Assets stehen im Wettbewerb.“ Diesem Wettbewerb könnten Infrastrukturan- lagen standhalten, meint Miriam Uebel, stellver- tretende Leiterin des institutionellen Geschäfts in Europa beim Asset Manager Legal & General. Attraktiv aus Investorensicht sei insbesondere die geringe Volatilität der Cashflows mit ihren planbaren und stabilen Auszahlungen. „Dies gilt insbesondere für verbindlichkeitsorientierte Investoren. Und nicht zuletzt stellen Infrastruk- turinvestments eine Möglichkeit zur Diversifizie- rung dar“, so Uebel. Aufgrund der Vorteile habe sich das Investoreninteresse an Infrastruktur- investments inzwischen auch wieder erholt, stellt Miriam Uebel fest. „Sicherlich haben die Zinserhöhungen 2023 ihre Spuren beim Appetit der Investoren auf Infrastrukturanlagen hinter- lassen, aber das hat sich inzwischen wieder ein Stück weit entspannt. Zwar liegen wir noch unter dem Niveau von 2022, aber im ersten Halbjahr 2024 konnten die Asset Manager das Fundraising im Bereich Infrastruktur wieder steigern. Die Investoren sind eindeutig interessiert.“ Sie ver- weist darauf, dass ein guter Teil der Infrastruk- turunternehmen einen hohen Fremdkapitalanteil hat, sodass die aktuellen Zinssenkungen für eine gewisse Entspannung auf der Finanzierungs- seite sorgen. Raluca Jochmann unterstreicht die große Bandbreite, die diese Assetklasse bietet, sie ist Head of Private Markets Solutions von Allianz Global Investors. Die Gesellschaft hat ein breit diversifiziertes indirektes Exposure in Infrastruk- tur im Angebot, über Primaries und Co-Invest- ments sowie direkte Strategien im Infrastruktur- Equity- und -Debt-Bereich. „Für defensiv ausge- richtete Investoren wie etwa Versicherungen bieten wir Investment-Grade-geratete Loans im Infrastrukturbereich; für chancenorientierte In- vestoren haben wir auf der High-Yield-Seite Sub- ordinated-Debt-Möglichkeiten und auch Equity- Investments“, verweist Jochmann auf unter- schiedliche Chance-Risiko-Strukturen innerhalb der Assetklasse. Beispiel Dänemark Australien dürfte eines der ersten Länder gewe- sen sein, das Infrastruktur privatisiert und für private Investoren zugänglich gemacht hat, aber heute gibt es Infrastrukturinvestitionen überall auf der Welt. In Dänemark hat man mit Investi- tionen in Private Markets einschließlich Infra- struktur gute Erfahrungen gemacht. Anfang 2023 wurde dort die Quote auf 20 Prozent an- gehoben. „Dänische Investoren waren Early Adopters, was Anlagen in illiquide Assets be- trifft“, meint Ulla Agesen, Head of Infrastructure beim Privatmarktfondsanbieter NIO Partners in Kopenhagen. „Vor sechs Jahren hatten sie im Schnitt 20 Prozent in Illiquids investiert; Ende 2023 waren es bereits 23 Prozent; Infrastruktur macht davon im Schnitt etwa fünf Prozent aus.“ Industriens Pension, einer der größten däni- schen Pensionsfonds, hat aktuell zwölf Prozent seines Vermögens in Infrastruktur allokiert, sagt sie. Früher waren es Immobilien, die stark im Fokus der dänischen Investoren standen. „Heute erhöhen sie ihre Allokationen hauptsächlich in den Bereichen Infrastruktur, Private Debt und Private Equity“, beobachtet Agesen. Immobilien machen hingegen nur noch neun Prozent der Assets in Dänemark aus. „Vor einigen Jahren zählten Infrastrukturanlagen noch zu den Core- Assets und brachten konservative Erträge aus der Geschäftstätigkeit. Heute können sie auch PE-Charakteristika aufweisen und auf Wachstum ausgerichtet sein“, beobachtet Agesen einen Wandel innerhalb der Assetklasse. Sie betont, dass Infrastrukturanlagen nach wie vor ein guter Diversifikator seien. „Meistens er- füllen sie unverzichtbare gesellschaftliche Funk- tionen. Daher haben sie eine hohe Resilienz und entwickeln sich robust.“ Aber natürlich müssten Manager und Investoren eine gute Liquiditätspla- nung vornehmen, etwa durch rollierende Invest- ments, die regelmäßig für Cashbacks sorgen. Und auch innerhalb der Assetklasse sei auf eine gute Streuung zu achten. „Während Covid haben wir gesehen, dass es nicht gut ist, sich nur auf Trans- port und Flughäfen zu konzentrieren. Auch eine regionale Streuung sei sinnvoll, „weil immer auch Gegen- oder Rückenwind aus der regulatorischen Ecke kommen kann“. Sie verweist auf die unan- genehmen Überraschungen mit Solaranlagen in Spanien und steuerliche Probleme bei Windkraft- anlagen in Norwegen. „Derzeit sehen wir gute Opportunitäten in den USA und Australien, aber auch in einigen Schwellenländern.“ Dort herrsche zwar ein großer Bedarf an Infrastrukturinvestitio- nen, aber man benötige dafür eine höhere Risi- koprämie. Datencenter aktuell im Fokus Jochmann sieht aktuell die größte Nachfrage von Investorenseite in zwei Megatrends: Klima- und Energy Transition sowie digitale Kommuni- kation. „Investoren interessieren sich für Wind- park-Developer und -Operater, Battery Storage, aber auch für die neuen Technologien im Be- reich Green Ammoniak und Wasserstoff. Auf der Digitalisierungsseite stehen derzeit Investments in Rechenzentren, Funktürme und Glasfasernet- ze stark im Fokus“, beobachtet Jochmann, „aber auch in den Sektoren Transport, Wasser und Ab- fallmanagement sehen wir sowohl Bedarf als auch gute Investitionsmöglichkeiten.“ In den von AllianzGI neu aufgelegten ELTIF können all diese Sektoren einfließen. Uebel erwähnt, dass es auch Konzepte gibt, die die beiden großen Trends zusammenführen: „Es ist ja bekannt, dass Datencenter einen erheb- lichen Energiebedarf haben. Mittlerweile werden Datencenter gebaut, die Vorrichtungen haben, um ihre Prozesswärme abzuscheiden und zum Beispiel ins Fernwärmenetz einzubringen. So ent- wickelt sich der Sektor weiter“, erklärt Uebel. Die Investoren interessierten sich für solche Konzep- te, zumal sie auch einen starken Nachhaltigkeits- bezug haben. So berichtete Legal & General jüngst über die Genehmigung eines hyperscale Datencenters in London-Newham. 750 Millionen Pfund werden dort investiert, und das Projekt wird während der Bau- und Betriebsphase mehr als tausend qualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Florian Martin von der KGAL hat aktuell Repowe- ring von Windkraftanlagen, Investments in das Wasserstoffkernnetz und Batteriespeicher zur Verbesserung der Netzstabilität im Fokus. All diese Untergruppen von Infrastruktur machen deutlich: Regierungen und Regulatoren werden nicht umhinkommen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Appetit der Investoren nicht nur bleibt, sondern weiter steigt. Und an Investitionsmöglichkeiten für Investoren wird es auf absehbare Zeit nicht mangeln! 266 N o . 4/2024 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Infrastruktur-Grenze

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