Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
Veränderungen haben Auswirkungen auf die betriebliche Altersversorgung. Diese muss sich mit den Anforderungen der Unternehmen weiterentwickeln.“ Damit diese Themen und die Weiterentwicklung der bAV amMarkt präsent sind, postet sie auch immer wieder etwas dazu in den sozialen Medien. Natürlich möchte sie dabei auch, dass ihr Arbeit- geber WTW mit diesen Themen in Verbindung gebracht wird, denn neben den klassischen Managementtätigkeiten wie Budgetplanung und Organisation gehört auch die Außendarstellung zu ihren Aufgaben. Hinter jeder Zusage steht ein Mensch Ihr Weg zur betrieblichen Altersvorsorge hat sich eher zufäl- lig ergeben. „2002 startete ich meine Karriere. Damals war der Arbeitsmarkt eng, sodass es nur eine eingeschränkte Auswahl an offenen Stellen gab.“ Sie entschied sich für ein Beratungsunternehmen, bei dem sie sich zunächst mit der Bestandsführung von Lebensversicherungsverträgen beschäf- tigte. „Dort gab es einen kleinen Bereich, bei dem es um Consulting für Pensionsfonds und Pensionskassen ging. Als hier jemand gesucht wurde, habe ich zugegriffen.Dieser Job hat mich begeistert. Zum einen weil das Aufgabengebiet sehr vielfältig ist – vom Steuerrecht über Bilanzierung bis hin zum Arbeitsrecht und der Kapitalanlage. Und ich sehe hier einen Purpose. Schließlich steht hinter jeder Versor- gungszusage ein Mensch, der später eine Rente erhält. Das begeistert mich bis heute“, erklärt Borst. Mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung bringen Sie setzt sich auch für die Reduzierung des Gender Pension Gap ein. „Die eigenständige Altersversorgung von Frauen ist im Schnitt um 40 Prozent niedriger als die der Männer.“Als Grund dafür sieht sie, dass Frauen oft in Teilzeit arbeiten, um sich um Kinder und die Pflege von Angehörigen zu kümmern. „Das deutsche Steuer- und Sozialversicherungsrecht ist mit der kostenlosen Mitversicherung in der Krankenkasse und dem Ehegatten-Splitting auf die Ein-Versorger-Ehe ausgerich- tet. Die demografische Entwicklung und der Fachkräfte- mangel machen es aber heutzutage erforderlich, dass wir mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung bringen. Dazu muss sich aber einiges ändern“, fordert Borst. Sie schlägt eine bessere Kinderbetreuung und mehr Wertschätzung für Müt- ter vor, die Vollzeit arbeiten. „Auch die Unternehmen kön- nen hier eine Menge tun, indem sie für Eltern eine gute Arbeitsumgebung schaffen“, meint Borst. Wenn sie auch an solchen politischen Weichenstellungen nur beschränkt etwas tun kann, will sie zumindest die bAV so entwickeln, dass möglichst viele Menschen eine gute Betriebsrente erhalten. Hier verweist sie auf den Deutschen bAV-Preis, den WTW mit initiiert hat. „Wir wollen hier moderne und spannende Plandesigns, die einzelne Unter- nehmen eingeführt haben, sichtbar machen! So wollen wir positive Impulse setzen und die bAV insgesamt weiter verbreitern.“Sie verweist gleich darauf, dass die Bewerbungs- frist für den Deutschen bAV-Preis bis Anfang Januar läuft. „Unternehmen können sich jetzt bewerben.“ Hanne Borst fügt an, dass die bAV gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiges Instrument ist, um Mitar- beiter anzuziehen beziehungsweise ans Unternehmen zu binden: „Das Thema ist auch in den Medien viel präsenter als noch vor einigen Jahren. Unsere Studien zeigen, dass Betriebsrenten ab dem Alter von 35 Jahren unter den drei Topthemen rangieren und mit höherem Alter noch höher priorisiert werden.“Den Menschen sei aber Flexibilität wich- tig. „Sie möchten selbst mehr entscheiden können. Das führt zu veränderten Angeboten.“ Und auch das mache die Sache so spannend. ANKE DEMBOWSKI Mathematikerin mit Sinn für Zahlen und Menschen Hanne Borst (47) hat Wirtschaftsmathematik an der Hochschule für Technik in Stuttgart studiert. Seit 2002 ist sie im Bereich der bAV tätig. Nach Stationen bei zwei Beratungs- gesellschaften mit dem Schwerpunkt der Beratung von Versicherungsunternehmen und Maklergesellschaften ist sie seit 2010 bei WTW beschäftigt. Dort leitet sie in Deutschland den Geschäftsbereich Retirement und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Sie verfügt über tiefe Kenntnisse des bAV-Marktes und ist strategische bAV-Beraterin von Großkunden und DAX-Unternehmen. Hanne Borst setzt sich sehr für die bAV ein. So ist sie Mitglied der Deutschen Aktuar- vereinigung (DAV), des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS), des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft betriebliche Alters- versorgung e.V. (aba) sowie der Leitung der Fachvereinigung Mathematische Sachver- ständige der aba. Hanne Borst: „Die bAV ist ein sehr effizientes Medium, um Altersvorsorge zu betreiben, da Skaleneffekte genutzt werden können und häufig der Arbeitgeber sich an den Kosten beteiligt oder sie vollständig übernimmt.“ Sie spricht auf zahlreichen Fachveranstaltungen zu diesem Thema. N o . 4/2024 | institutional-money.com 239 Hanne Borst | WTW Deutschland | PORTRÄT FOTO: © ANKE DEMBOWSKI, WTW
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