Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

I m März hat die Bank of Japan (BOJ) nach 17 Jahren den Leitzins erstmals angehoben. Trotz dieser Maßnahmen verlor der Yen (JPY) gegenüber dem US-Dollar (USD) weiter an Wert. Eine zusätzliche Zinserhöhung im Juli führ- te nur zu einer kurzen Aufwertung, bevor die Währung wieder in die Nähe der 150-Yen-Marke pro USD zurückkehrte. Die Schwankungen des Yen, veränderte Zinssätze, strukturelle Umbrüche und die Einflüsse der Globalisierung werfen Fragen auf: Was treibt diese Entwicklung voran? Aus unserer Sicht wirken hier zwei entscheidende Faktoren: Zum einen bleiben Japans reale Zinssätze trotz nominaler Erhöhungen negativ, was ausländische Währungen für japanische Investoren attraktiver macht. Zum anderen hat die strukturelle Nach- frage nach dem Yen abgenommen, bedingt durch tiefgreifende Veränderungen in Japans Exportsektor über die vergangen zwei Jahr- zehnte. Japan verzeichnete lange Zeit einen Leis- tungsbilanzüberschuss, angetrieben durch eine starke Exportnachfrage, die Exporteure zur Kon- vertierung von USD in JPY zwang. Doch mit der zunehmenden Verlagerung der Produktions- stätten ins Ausland hat sich die industrielle Basis Japans verringert. Infolgedessen werden im Ausland erzielte Ge- winne häufig lokal reinvestiert und fließen nicht mehr zurück nach Japan, was die Nachfrage nach JPY verringert. Diese Veränderung spiegelt sich in der Handelsbilanz wider: Während Japans Leistungsbilanzüberschuss im Jahr 2023 bei 20,6 Billionen JPY bestehen bleibt, wird dieser nun primär durch Einnahmen aus Auslandsinvestitionen anstelle von Exporten generiert. Zusätzlich hat der anhaltende Verlust von Marktanteilen in Branchen wie der Elektro- nikindustrie zu einem Handelsbilanzdefizit von 6,6 Billionen JPY beigetragen. Auch Japans Dienstleistungseinkommen weist mit 3,2 Billionen JPY ein Defizit auf, das ins- besondere auf die steigenden Zahlungen für geistige Eigentumsrechte zurückzuführen ist. Während Japan in der Produktion führend ist, bleibt es bei der globalen Bereitstellung imma- terieller Vermögenswerte wie etwa Software hinter den USA und Europa zurück. Dieser kontinuierliche Zahlungsabfluss verstärkt den Verkauf von JPY. Inflation und der behutsame Kurs der Bank of Japan Voraussichtlich wird die BOJ ihren vorsichtigen Ansatz bei weiteren Zinserhöhungen beibehalten und so eine höhere Inflation in Kauf nehmen. Japan könnte so endlich die Deflation überwin- den, doch die BOJ scheint diese Erholung als fragil einzuschätzen. Seit zwei Jahren liegt die inländische Inflation über der 2-Prozent-Marke, und das Inflationsziel der BOJ bleibt darauf aus- gerichtet, dieses Niveau zu überschreiten, um die Inflation zu stabilisieren. Sollten die Preise für Dienstleistungen, Mieten und Löhne aufgrund des Arbeitskräftemangels weiter ansteigen, könnte die Inflation hoch blei- ben oder sogar noch weiter ansteigen. Wenn die Inflationserwartungen über 2 Prozent steigen, besteht die Möglichkeit, dass der Leitzins eben- falls über 2 Prozent steigt, anstatt im Bereich von 0,5 und 1 Prozent zu verharren. Politischer Wandel In der aktuellen politischen Landschaft richtet der neue Premierminister Ishiba seinen Fokus auf die Erhöhung der Steuern privater Kapitalein- kommen und Unternehmensgewinne, um die Japans wirtschaftlicher Wandel: Die Entwicklung des Yen im Kontext von Zinserhöhungen Eine Analyse der Währungsschwankungen und wirtschaftlichen Einflüsse, die Japans Erholung prägen. EXPERTENMEINUNG ZU JAPANS WIRTSCHAFTLICHEM WANDEL ANZEIGE

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