Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024

achtet Mitchinson. Als Beispiel nennt er Hitachi, ein Unter- nehmen, das bereits mehrere Umstrukturierungen vorge- nommen hat. „Es gibt aber immer noch etliche Unterneh- men in Japan, die Hunderte Tochtergesellschaften haben, von denen viele nicht zumKerngeschäft gehören.“Panasonic ist ein Paradebeispiel. „Der Konzern bietet alles: von Strom- versorgungen für Tesla über Küchengeräte und Fernseher bis hin zum Bau von Häusern. Bei der hohen Anzahl von Tochtergesellschaften kann Panasonics CEO sich im Schnitt nicht mal einen Tag pro Monat mit jedem einzelnen Ge- schäftsbereich beschäftigen. Bei so wenig Aufmerksamkeit bleibt die Profitabilität auf der Strecke“, verweist Mitchinson auf den Umstrukturierungsbedarf. Seit August bewegt ein prominenter M&A-Fall den japa- nischen Markt. Die kanadische Convenience-Store-Kette Alimentation Couche-Tard (ACT) hat eine 30-Milliarden- Dollar-Offerte für 7-Eleven Japan unterbreitet, das bisher größte Übernahmeangebot eines ausländischen Unterneh- mens. „In der Vergangenheit war 7-Eleven Japan nicht sehr investorenfreundlich und wurde daher an der Börse zum Discount gehandelt. Dann kam ACT mit seiner Übernah- meofferte. Früher hätte sich bei einer derart großen Über- nahme die japanische Regierung eingeschaltet, aber jetzt lässt sie ACT gewähren“, sagt Ogoshi und verfolgt gespannt, ob der Deal abgeschlossen wird. „Wenn er zustandekommt, wird das womöglich weitere ausländische Investoren ermu- tigen, sich japanische Unternehmen näher anzusehen. Die Bewertungen sind nämlich immer noch niedrig“, unter- streicht Ogoshi. Dauer der Transformation Wie lang die Transformation in Japan anhalten wird? „In den USA und in Europa hat die Transformation, die Hin- wendung zum Shareholder Value, deutlich früher als in Japan begonnen, und sie ist immer noch nicht beendet“, meint Mitchinson. Der Nachhall aktivistischer Investoren wie Carl Icahn, Bill Ackman oder Paul Singer mag in den Medien nicht mehr so prominent behandelt werden wie noch vor einigen Jahren, „aber die Aktivitäten des schwedi- schen Finanzinvestors Cevian bei Bilfinger und Thyssen- krupp oder von Active Ownership Capital (AOC) bei Stada sind noch nicht sehr lang her“, sagt Mitchinson und verweist auf die aktuellen Verhandlungen zwischen Commerzbank und UniCredit. „Letztendlich wird die Wirtschaft nach einer sinnvollen Umstrukturierung dynamischer, reaktionsfähiger und schneller sein“, ist er optimistisch, was die Verbesserung der Ergebnisse betrifft. Auch Siemens finalisiere seine Um- strukturierung erst jetzt und habe seine Unternehmens- struktur dabei deutlich verbessert. Mit ihrem Japan-Optimismus sind Mitchinson und Ogoshi nicht allein. Auch die DWS äußert sich positiv in ihrem Marktausblick vom Oktober 2024: „Japanische Unternehmen bauen zunehmend Verflechtungen ab und setzen verstärkt auf Aktienrückkäufe und weniger auf das bislang gängige Horten von Bargeld. Das dürfte sich positiv auf den Aktienmarkt auswirken“, heißt es imMarktausblick. Lilian Haag, Fondsmanagerin und Spezialistin für japani- sche Aktien der DWS, will allerdings noch abwarten: „Wir stufen den japanischen Aktienmarkt momentan noch nicht hoch, da wir noch abwarten wollen, wie sich das veränderte Wechselkursniveau US-Dollar / japanischer Yen auf die kom- menden Ergebnisprognosen der exportorientierten Unter- nehmen auswirkt.“ Ende der Carry Trades Sie spricht damit ein weiteres Japan-Thema an, denn die Änderung des Wechselkursverhältnisses bleibt nicht ohne Konsequenzen. „Die extrem niedrigen japanischen Zinsen sorgten dafür, dass der Yen niedrig bewertet war. Japanische Investoren investierten im Ausland, teilweise mit zinsgünstig geliehenemGeld aus Japan. Über Jahre hinweg waren diese Carry Trades äußerst profitabel und warfen Renditen von zehn Prozent und mehr ab“, so Mitchinson. Als die Bank of Japan (BoJ) nun im Sommer 2024 die Zinsen erhöhte, wur- den die Carry Trades schlagartig weniger attraktiv. „Das hat auch Auswirkungen auf die Länder außerhalb Japans. Die große Frage ist: Was passiert, wenn Japan kein Geld mehr exportiert? Das könnte höhere Finanzierungskosten für die USA und für Europa bedeuten“, meint Mitchinson. Lilian Haag verweist darauf, dass der Carry – als Differenz zwischen dem Zinsniveau der zweijährigen US-Staatsan- leihen und der zweijährigen japanischen Staatsanleihen – immer noch rund 3,6 Prozent beträgt. „Das ist zwar nicht mehr so hoch wie Ende Juli, aber immer noch attraktiv. Insofern dürfte sich der Carry seit der starken Korrektur Anfang August wieder aufgebaut haben“, meint die Exper- tin.Die Auswirkungen auf andere Länder hält sie für schwer einschätzbar, „da es keine Angaben darüber gibt, in welche Investments das Geld aus den Yen-Krediten geflossen ist“. Im Vergleich zu den übrigen asiatischen Ländern sieht Ogoshi Japan an der Spitze. Zwar habe auch China ein Wirtschaftspaket verabschiedet, „aber Chinas Problem ist in erster Linie der Immobiliensektor. Darauf zielen auch die angekündigten Maßnahmen ab“, so Ogoshi. Trotzdem würde es sich positiv auf Japans Wirtschaft auswirken, wenn die angekündigten Maßnahmen in China greifen und sich die ökonomische Situation dort erholen würde. ANKE DEMBOWSKI 232 N o . 4/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Japan FOTO: © T. ROWE PRICE » Der japanische Markt bietet echte Chancen für Investoren, denen es gelingt, Unternehmen zu identifizieren, die die Reformen gut umsetzen. « Daniel Hurley, Associate Portfolio Specialist in der International Equity Division bei T. Rowe Price Die Investoren fordern bessere Renditen für die Aktionäre und Rückkäufe statt nur leistungsschwache Überkreuzbeteili- gungen.

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