Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
D ie strategische Planung von Banken und deren Auswirkungen auf die finanzielle Performance werden seit Jahrzehnten untersucht.Die Ergebnis- se sind jedoch uneinheitlich. In den USA zeigen mehrere Studien eine leicht negative Beziehung zwischen Rentabili- tät und Planungsfähigkeit, andere finden nur eine moderate Korrelation zwischen Planungs- und Performancemess- größen. Weitere Studien aus den 1990er-Jahren behaupten wiederum, eine positive Beziehung festgestellt zu haben. So wollen Miller und Cardinal in einer Metaanalyse einen generell positiven Zusammenhang zwischen Planung und Performance ermittelt haben.Hopkins und Hopkins finden zudem eine gegenseitige Verstärkung zwischen strategischer Planung und finanzieller Performance in Banken. Die Bundesbank-Ökonomen Lotta Heckmann-Draisbach und Christoph Memmel haben sich vor diesem Hinter- grund zusammengesetzt und beschlossen, im Rahmen ihres Papers „How Good are Banks’ Forecasts?“ – und unter Zu- hilfenahme eines den Autoren zufolge „einzigartigen Daten- satzes“, der aus vier Erhebungszyklen der sogenannten Nied- rigzinsumfeld-Umfrage (LIRES) besteht – eine starke Ant- wort auf die folgende Frage zu geben: Sind Banken gut beim Prognostizieren ihrer eigenen Ergebnisse? Und hat die Prognosestärke oder -schwäche Auswirkungen auf das eige- ne später tatsächlich erfolgte Ergebnis? Die Datenlage ZumHintergrund: LIRES enthält Planungs- und Prognose- daten deutscher Banken für jeweils fünf Projektionsjahre so- wie reguläre Berichtsdaten über die tatsächlichen Ergebnisse der Institute. „Dadurch können wir die von den Banken ein- gereichten Prognosen mit den realisierten Ergebnissen ver- gleichen – sowohl im Querschnitt als auch aufgrund der mehreren Erhebungszyklen in einer Zeitreihenanalyse. Unsere Analyse bietet somit einen einzigartigen Einblick in die Fähigkeit kleiner und mittelgroßer deutscher Banken, ihre Kennzahlen präzise zu planen, sowie in den Zusam- menhang zwischen Planungsgenauigkeit und Performance. Darüber hinaus analysieren wir die von den Banken gelie- ferten Zinserwartungen, um deren Sicht auf das Zinsniveau während der Niedrigzinsphase näher zu beleuchten“, erklärt Heckmann-Draisbach. Die Autoren verwenden vier Erhebungszyklen der Nied- rigzinsumfeld-Umfrage (LIRES), die gemeinsam von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Deutschen Bundesbank alle zwei Jahre unter allen klei- nen und mittelgroßen Banken in Deutschland durchgeführt wird. Sie wurde in den Jahren 2015, 2017, 2019 und 2022 erstellt und liefert in jedem Zyklus weitgehend ähnliche In- formationen: Die Banken melden ihre Ausgangswerte sowie Planungsdaten für die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Bilanz für die nächsten fünf Jahre, Prognosen zu ver- schiedenen Zinsszenarien und zusätzliche Informationen wie beispielsweise das erwartete Zinsniveau. Sie nutzen Deutsche Banken neigen dazu, ihre künftigen Ergebnisdaten konsequent zu unterschätzen. Aus Sicht zweier Bundesbank-Ökonomen ist das ein Zeichen von „Irrationalität“ – mit faktischen Rückkopplungseffekten auf die eigene Performance. Irrationale Selbsterkenntnis Prognose vs. Fakten Der Vergleich sollte eigentlich sicher machen. In den verschiedenen Zyklen der Niedrigzinsumfeld-Umfrage (LIRES) liefern die Banken sowohl historische Ausgangswerte (dunkelgrau) als auch Prognosen (hellgrau). Der Datensatz wird dann mit den tatsächlichen Daten zusammengeführt. Quelle: Studie DBB 2015 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2017 LIRES-Zyklen Jahr Berichtete Daten 2022 2019 116 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Bankenprognosen
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