Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
an gemeinsame Risikofaktoren“, führt Rafi weiter aus. Ähn- lich verhält es sich bei GPAF: Die Vorhersagbarkeit der un- bereinigten Überrenditen ist bei t – 1 mit 43 Prozent am höchsten und nimmt bei t –4 auf drei Prozent ab. Bei den Renditen, die um FF3 und FF5 bereinigt wurden, steigt die Vorhersagbarkeit überraschenderweise auf 50 Prozent bei t –1, bevor sie auf null Prozent zurückgeht. Für GPFT erreicht die Vorhersagbarkeit der rohen Über- renditen bei t – 1 einen Höchstwert von 68 Prozent und sinkt auf acht Prozent bei t –4. Wie erwartet reduziert die Anpassung an Fama-French-Faktoren die Vorhersagbarkeit auf 45 Prozent bei t –1, was die Rolle gemeinsamer Risiko- faktoren weiter bestätigt. „Darüber hinaus deuten die Ergeb- nisse darauf hin, dass der Einfluss geopolitischer Hand- lungen auf geopolitische Bedrohungen unmittelbar und erheblich ist. Dieser Effekt nimmt jedoch ab, wenn die In- formationen über geopolitische Ereignisse und unsichere Aktivitäten älter werden“, so Ali. Die kurzen Beine Um die Robustheit der Ergebnisse zu bewerten und poten- zielle Verzerrungen aufgrund der Wahl einer einjährigen rollierenden Regressionsperiode zur Berechnung geopoli- tischer Risiko-, Handlungs- und Bedrohungsfaktoren zu reduzieren, führen die Wissenschaftler Sensitivitätsanalysen mit alternativen rollierenden Regressionsperioden von sechs Monaten, zwei und drei Jahren durch. Die Basisanalyse unter Verwendung einer einjährigen rollierenden Regression identifizierte 16 Länder mit einem signifikanten positiven Einfluss geopolitischer Risikofaktoren. Diese Zahl sinkt auf 14 Länder bei Verwendung einer sechsmonatigen rollieren- den Regression, steigt aber auf 20 beziehungsweise 22 Län- der bei zwei- und dreijährigen rollierenden Regressionen. „Dieser Trend deutet darauf hin, dass längere rollierende Regressionsperioden tendenziell eine größere Anzahl von Ländern identifizieren, in denen geopolitische Risikofak- toren Aktienrenditen signifikant beeinflussen“, erklärt Rafi. Ein ähnliches Muster ist demnach für geopolitische Hand- lungs- und Bedrohungsfaktoren zu beobachten. Interessanterweise deuten die unterschiedlichen Über- renditen auch darauf hin, dass die geopolitische Bedrohung einen stärkeren Einfluss auf die Märkte hat als das tatsäch- liche Ereignis selbst. Das hast einmal damit zu tun, dass die Märkte diese Ereignisse in der Regel bereits im Vorfeld einpreisen. Tritt die Eskalation dann ein, ist die Reaktion vergleichsweise verhalten. Dazu passt auch, dass die Pro- gnosekraft des Bedrohungsfaktors länger relevant bleibt als beim Eintritt des jeweiligen Risikoereignisses selbst. Insgesamt erscheint die Studie als ein interessanter Ansatz, um systematisch und markttechnisch geopolitische Risiken zu erfassen. Die Verhaltensweise der unterschied- lichen Faktoren erscheint schlüssig, sowohl was die zeitliche als auch die nationale Aufschlüsselung betrifft. Als offene Frage bleibt die nach der Relevanz weiterer Insassen im viel zitierten Faktorzoo. HANS WEITMAYR Nationale Geopolitik Abgebildet werden die rohen Überrenditen der geopolitischen Risikofaktoren. GPRF GPAF GPTF Koeffizient t-stat Koeffizient t-stat Koeffizient t-stat Argentinien –0,12** –2,01 –0,10* –1,57 –0,08 –1,29 Australien –0,02 –0,44 –0,01 –0,13 –0,04 –1,24 Österreich 0,02 0,25 –0,03 –0,35 0,17*** 3,27 Belgien 0,18*** 2,77 0,17** 2,46 0,32*** 5,88 Brasilien –0,10 –1,09 –0,14 –1,56 0,09 1,05 Kanada 0,06 1,30 0,06 1,28 0,14*** 3,27 China 0,08* 1,68 0,09** 1,97 –0,09*** –2,20 Chile 0,00 –0,01 –0,02 –0,59 0,06* 1,80 Kolumbien –0,07 –1,42 –0,06 –0,92 –0,05 –0,86 Tschechische Republik –0,01 –0,23 –0,03 –0,55 0,09** 2,18 Dänemark 0,10** 1,92 0,11* 1,78 0,21*** 4,91 Ägypten –0,06 –1,24 –0,11** –2,27 –0,06 –1,49 Finnland 0,17** 2,27 0,25*** 3,03 0,28*** 4,13 Frankreich 0,22*** 2,72 0,22** 2,50 0,38*** 5,64 Deutschland 0,28*** 3,62 0,31*** 3,63 0,39*** 5,93 Hongkong 0,10 1,32 0,14 1,46 0,01 0,11 Indien –0,03 –0,78 0,03 0,57 –0,04 –0,99 Indonesien –0,04 –0,69 –0,04 –0,63 –0,08* –1,79 Irland 0,07 1,04 0,02 0,34 0,22*** 4,15 Israel 0,10** 2,40 0,10* 1,97 0,12*** 3,91 Italien 0,18** 2,44 0,17** 2,13 0,33*** 5,17 Japan –0,03 –0,91 –0,02 –0,38 –0,02 –0,53 Malaysia –0,04 –0,81 –0,07 –1,50 0,05 1,17 Mexiko 0,00 0,04 –0,04 –0,60 0,14** 2,75 Niederlande 0,19** 2,32 0,22** 2,44 0,38*** 5,60 Norwegen 0,04 0,74 0,06 0,81 0,17*** 3,89 Philippinen –0,07 –1,54 –0,08 –1,58 –0,09*** –2,12 Polen 0,10** 2,20 0,14** 2,55 0,13*** 3,67 Russland –0,17 –1,18 –0,07 –0,46 –0,11 –0,90 Singapur 0,05 1,06 0,02 0,32 0,03 0,84 Südafrika 0,02 0,44 0,06 0,92 0,02 0,43 Südkorea 0,07 1,37 0,07 1,37 0,08* 1,63 Spanien 0,15** 2,05 0,14* 1,70 0,31*** 4,74 Schweden 0,18*** 2,92 0,20*** 2,89 0,31*** 5,57 Schweiz 0,15** 2,29 0,16** 2,19 0,27*** 4,78 Taiwan 0,03* 0,91 0,04 1,22 0,00 –0,12 Thailand –0,07 –1,64 –0,10** –2,03 –0,05 –1,38 Türkei –0,13* –1,70 –0,19** –2,22 0,15* 1,93 Vereinigtes Königreich 0,14** 2,19 0,13* 1,78 0,30*** 5,71 Vereinigte Staaten 0,10* 1,65 0,06 0,98 0,23*** 4,57 Zusammenfassung # Index Prozent # Index Prozent # Index Prozent (+) Signifikant 16 40 % 14 35 % 23 58 % (–) Signifikant 2 5 % 4 10 % 3 8 % Total 18 45 % 18 45 % 26 66 % In beachtlicher Breite haben die Autoren die Auswirkungen von geopolitischen Risiken in Gestalt dreier unterschiedlicher Faktoren untersucht. Die Faktoren sind in den einzel- nen Ländern unterschiedlich signifikant. In der DACH-Region zeigen die Faktoren sowohl für die Schweiz als auch Deutschland Wirksamkeit. Quelle: Studie Rafi et al. 78 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Geopolitik
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