Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

sion vergleichen die Autoren die Veränderung des Anteils der US-amerikanischen institutionellen Anleger zwischen Ende 2002 und 2003 für französische oder deutsche Unter- nehmen mit US-Investorenanteil bei vergleichbaren Unter- nehmen in anderen großen westlichen Ländern, die starke politische Beziehungen zu den USA aufrechterhielten, indem sie Truppen in den Irak entsandten – also Groß- britannien und Australien. Signifikanter Investorenrückzug Das Ergebnis zeigt, dass der Koeffizient des Interaktions- terms „Beobachtete Region × Beobachtungszeitraum“nega- tiv und statistisch signifikant ist. Dies deutet darauf hin, dass US-Institutionen auf eine abrupte Verschlechterung der bila- teralen politischen Beziehungen zu den USA reagieren, indem sie ihre Investitionen in französische oder deutsche Unternehmen reduzieren. Tatsächlich ist das Ergebnis nicht nur statistisch, sondern auch ökonomisch signifikant. Denn der Koeffizient von minus 0,011 bedeutet, dass der Widerstand gegen die von den USA geführte Irak-Invasion den Anteil der US-amerika- nischen institutionellen Anleger an französischen oder deutschen Unternehmen um deutliche 1,1 Prozentpunkte zurückgehen ließ, was einem Rückgang von 9,4 Prozent gegenüber demDurchschnittswert des Anteils der US-ame- rikanischen institutionellen Anleger entspricht – der wiede- rum bei 11,7 Prozent lag. Case 2: Der Trump-Sieg von 2016 Ein weiterer externer Schock, den die Autoren betrachten, ist die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten am 8. November 2016. In Anbetracht der Tatsache, dass Hillary Clinton in fast allen landesweiten und Swing-State-Um- fragen vorn lag, war Trumps Sieg unerwartet. Damit ist es unwahrscheinlich, dass das Wahlergebnis zuvor mit den Aktieninvestitionen US-amerikanischer Institutionen im Ausland korreliert war. Darüber hinaus kündigte sich mit Trumps Sieg und angesichts seiner häufigen Kritik an China in zahlreichen Fragen wie Handelsungleichgewicht, Wäh- rungsmanipulation oder Diebstahl geistigen Eigentums eine mögliche Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China an. Diesmal vergleichen die Autoren die Veränderung des Anteils der US-amerikanischen institutionellen Anleger zwi- schen Ende 2016 und 2017 für chinesische Unternehmen mit der von vergleichbaren Unternehmen in anderen Län- dern des asiatisch-pazifischen Raums – und zwar Australien, Japan und Korea. Sie schließen 2018 bewusst aus dem Betrachtungszeitraum aus, da der Beginn des Handelskriegs zwischen den USA und China im Jahr 2018 die Fundamen- taldaten der Unternehmen verändern und die Ergebnisse verfälschen könnte. Das Ergebnis zeigt, dass der Koeffizient des Interaktions- terms „Beobachtete Region × Beobachtungszeitraum“ auf dem 90-Prozent-Niveau negativ und statistisch signifikant ist. Dies deutet darauf hin, dass US-Institutionen auf eine abrup- te Verschlechterung der bilateralen politischen Beziehungen zu den USA reagierten, indem sie ihre Investitionen in chi- nesische Unternehmen reduzierten. Das Ergebnis ist zwar statistisch weniger stark belastbar aber ökonomisch durchaus signifikant: Denn der Koeffi- zient von minus 0,018 legt nahe, dass die Amtseinführung von Trump als US-Präsident den Anteil der US-amerikani- schen institutionellen Anleger an chinesischen Unterneh- men um 1,8 Prozentpunkte gesenkt hat. Angesichts der Tatsache, dass Trump bei Redaktions- schluss hinter Kamala Harris lag, erscheinen die Paralleli- täten zwischen der Vergangenheit und einem zukünftigen potenziellen Wahlsieg Trumps also durchaus gegeben. HANS WEITMAYR Investorenverhalten bei Polit-Friktionen Irakkrieg und Trumpsieg führten zu Investoren-Rückzug Abhängige Variable: Institutionelle Anteile USA Irakkrieg Trump-Sieg Beobachtete Region × -0,011** -0,018* Beobachtungszeitraum (-2,20) (-1,98) Unternehmensgröße 0,011* 0,003 (1,78) (0,30) Buch/Kurs 0,010*** 0,002 (2,64) (0,27) Kapitalrendite 0,012 0,005 (1,64) (0,32) Schulden/Vermögen 0,077** 0,067 (2,55) (1,11) Dividendenrendite 0,065 0,366* (0,69) (1,82) Cash 0,039 -0,012 (0,77) (-0,35) Insider-Anteile 0,000 -0,106*** (0,02) (-2,74) Umsatzwachstum 0,007 -0,004 (0,89) (-1,03) ADR 0,022** -0,017*** (2,35) (-3,70) Governance -0,027 -0,249* (-0,76) (-1,85) BIP-Wachstum -0,744** 0,296 (-2,29) (0,33) Jahrfixe Effekte Ja Ja Unternehmensfixe Effekte Ja Ja Beobachtungszeitraum 2002–2003 2016–2017 Beobachtete Region Frankreich & Deutschland China Kontrollgruppe Australien und Australien, Japan, UK und Südkorea Anzahl der Beobachtungen 516 268 R2 0,976 0,938 Sowohl zu Beginn des Irakkriegs als auch unmittelbar nach dem Wahlsieg von Donald Trump ging das Engagement in Ländern, mit denen es zu Spannungen kam, statistisch relevant zurück. Quelle: Studie Jun Myung Song et al. | ***/**/* 99/95/90 Prozent Konfidenz 74 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | US-Wahlen

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