Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

In einem Ihrer Vorträge haben Sie von bestimmten Prädiktoren gesprochen, auf die Sie im Zusammenhang mit der Arbeit an einem Working Paper gestoßen sind, das Sie im Juli dieses Jahres gemeinsam mit zwei Ihrer Wissenschaftskollegen von der Uni- versität Neuchâtel und der Technischen Universität München ver- öffentlicht haben. Worum geht es dabei genau? Prof. Florian Weigert: In unserer Studie haben wir die Vor- hersagekraft von Variablen aus vier verschiedenen Katego- rien untersucht, zu welchen in früheren Studien interes- sante Ergebnisse gefunden wurden. In der ersten Kategorie ging es um Aspekte wie die vergangene Performance und die Kosten von Fonds. Die drei weiteren Kategorien betref- fen den verfolgten Investmentstil, die Situation der Fonds- gesellschaft selbst sowie bestimmte Charakteristika des jeweiligen Fondsmanagers. Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse? Prof. Florian Weigert: Es hat sich gezeigt, dass in der For- schung die beiden Aspekte historische Performance und das Rating bei Morningstar nur schwach positiv bewertet werden in Bezug auf ihren Wert als Prädiktor. Beim Rating besteht eine hohe Korrelation zur Performance in der Ver- gangenheit. Und beim Thema Vergangenheitsperformance wurde erkennbar, dass sich zwar die Fähigkeiten eines Managers als beständig erwiesen haben, allerdings erschwe- ren oft steigende Zuflüsse die Umsetzung der besten Invest- mentideen. Letzteres war auch der Grund, weshalb eine zunehmende Fondsgröße einen eher negativen Effekt auf die Performance zeigt. In Bezug auf die Expense Ratio zeigen Fonds mit einer günstigen Kostenstruktur im Schnitt eine bessere Performance. Was lässt sich über den Aspekt Investmentstil sagen? Prof. Florian Weigert: Die bisherige Forschung hat in dieser Hinsicht gezeigt, dass Fonds, die einen hohen Active Share, also eine starke Abweichung zur Benchmark, aufweisen, oft eine Outperformance aufweisen und deshalb als positiv in Bezug auf ihren Effekt auf die künftige Performance gelten können. Das gilt auch für Fonds, die einen systematischen Stil mit regelbasierten Investmententscheidungen zur Re- duktion der Volatilität und der Berücksichtigung von Risi- kofaktoren verfolgen. Auf die Situation der Fondsgesellschaft selbst bezogen haben sich eine hohe Governance-Qualität mit einer guten Anreizsetzung für den Fondsmanager sowie dessen persönliches Investment in seinem Fonds als positiver Effekt auf die Wertentwicklung gezeigt. Als negativ heraus- gestellt hat sich die Zugehörigkeit einer Fondsgesellschaft zu einer Investmentbank, da die jeweiligen Fonds oft als eine Art „Finanzierungshilfe“ für schlecht laufende Aktienposi- tionen der jeweiligen Bank genutzt werden. Und in Bezug auf die Charakteristika der Managerpersönlichkeit? Prof. Florian Weigert: Hier zeigt die Forschung vier Effekte, die sich als durchweg positiv auf die künftige Fondsper- formance erweisen. Das ist an erster Stelle die Ausbildung, insbesondere wenn der jeweilige Manager eine akademische Ausbildung oder eine Promotion vorweisen kann. Bei Managern mit Erfahrung in Rezessionsphasen zeigt sich vor allem in volatilen Märkten die Fähigkeit zur Outperfor- mance. Das gilt auch für Manager mit eigener Branchen- erfahrung etwa in Industrie oder Dienstleistung sowie für solche Fondsmanager, die durch ihr Netzwerk über eine gute Verbindung zu ihren Peers verfügen. Zu welchem Ergebnis sind Sie bei der Anwendung dieser Er- kenntnisse gekommen? Prof. Florian Weigert: In unserem Arbeitspapier stellen wir eine vergleichsweise einfache, aber leistungsfähige Methode zur Verbesserung der Vorhersage der Wertentwicklung von Investmentfonds vor. Unter dem Einsatz von verschiedenen Techniken des maschinellen Lernens haben wir einzelne Vorhersagevariablen zu einem zusammengesetzten Prädiktor kombiniert. Dieser kombinierte Ansatz integriert Informa- tionen aus 19 gut etablierten rendite- und bestandsbasierten Prädiktoren aus der Literatur. Damit haben wir über 4.400 58 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. Florian Weigert | Universität Neuchâtel FOTO: © PABLO FACCINETTO » William Sharpe hat uns gezeigt, dass die benchmark- adjustierte Performance auch von aktiv handelnden Fondsmanagern am Ende ein Nullsummenspiel ist. « Prof. Florian Weigert, Universität Neuchâtel

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