Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

Investor, der mit seinen Anlageentscheidungen ja lediglich der Marktentwicklung folgt, nicht in der Lage ist, eine Mehr- performance gegenüber der Benchmark zu erzielen. Sharpe hat uns aber gezeigt, dass auch das aktive Fondsmanagement im Durchschnitt seiner Gesamtheit am Ende zu nichts anderem als einem Nullsummenspiel wird. Ganz einfach weil es im Börsenhandel stets zwei Parteien gibt, den Käufer und den Verkäufer. Das führt dazu, dass letztlich bei einer Transaktion immer eine Partei gewinnt und eine Partei ver- liert im Verhältnis zum Vergleichsindex. Da zudem dabei noch Handelskosten für das Trading anfallen, wird am Ende der durchschnittliche aktive Investor sogar schlechter perfor- men als der Gesamtmarkt. Das ist es ja im Endeffekt, was die Suche nach einem Fondsmanager, der den Markt schla- gen kann, so interessant macht, natürlich neben einer Reihe von weiteren Aspekten. Wie zum Beispiel? Prof. Florian Weigert: Aus den Arbeiten von Eugene Fama und der von ihm entwickelten Markteffizienzhypothese folgt, dass zwar in den Kursen der an großen und entwickel- ten Märkten gehandelten Vermögenswerte alle öffentlich verfügbaren Informationen bereits enthalten sind. Die For- schung hat uns aber auch gezeigt, dass es zum Beispiel in Bezug auf Aktien kleinerer, oft nicht so akkurat bewerteter Unternehmen sehr wohl Ineffizienzen geben kann, die man als Fondsmanager zum eigenen Vorteil nutzen kann. Wir wissen auch, dass bestimmte am Markt zu beobachtende Anomalien auftreten, wie Value,Momentum oder auch die Size-Prämie eines Unternehmens. Damit kann man als Fondsmanager über gewisse Zeiträume hinweg durchaus ei- ne Outperformance erzielen. Es ist aber auch bekannt, dass solche Anomalien nach ihrer Entdeckung oft wieder ver- schwinden oder dass ihre Profitabilität abnimmt, nachdem ihre Existenz in Fachzeitschriften veröffentlicht wurde. Spielt nicht auch die Performancejagd von Investoren eine Rolle? Prof. Florian Weigert: Durchaus, und da beißt sich in gewisser Weise sozusagen die Katze in den Schwanz.Denn die Suche nach guten Managern führt dazu, dass gerade outperfor- mende Fonds starke Mittelzuflüsse gewinnen, weil auch die Investmentgesellschaft selbst die starken Ergebnisse und gu- ten Rankings in ihren Marketing- und Vertriebsaktivitäten zu nutzen versuchen wird.Den Fondsmanager stellt das frü- her oder später vor das Problem, dass er die zufließenden Mittel aus Volumensgründen nicht mehr in seinen besten Ideen unterbringen kann und stattdessen auf andere Aktien oder gar Cash-Positionen ausweichen muss.Das schränkt sei- ne Chancen auf eine weiterhin hohe Outperformance ein oder macht sie sogar vollkommen zunichte. Spezialist für das systemische Risiko Florian Weigert ist seit 2020 Professor für Versicherungswirtschaft und Risikomanagement an der Universität Neuchâtel in der Schweiz. Zuvor war er von 2015 bis 2020 als Assistenzprofessor für Risikoma- nagement und Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen tätig, wo er sich durch seine Forschung und Lehre einen Namen in der akademischen Welt gemacht hat. Seine akademische Lauf- bahn begann Weigert an der Universität Mannheim in Deutsch- land, wo er seinen Bachelor und Master in Economics absolviert hat. Anschließend promovierte er 2015 im Fach Finance, eben- falls an der Universität Mannheim, mit einer Dissertation zum Thema „Essays on Systemic Risk and the Insurance Industry“. In seiner Forschung konzentriert er sich auf systemische Risiken im Versicherungssektor, Risikomanagementstrategien sowie die Stabilität von Finanzmärkten. In der jüngeren Zeit hat er sich stärker dem Investmentthema zugewandt. 56 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. Florian Weigert | Universität Neuchâtel FOTO: © PABLO FACCINETTO » Die Suche nach guten Managern führt natürlich dazu, dass gerade die outperformenden Fonds starke Mittelzuflüsse gewinnen. « Prof. Florian Weigert, Universität Neuchâtel

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