Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
integriert werden. Dessen Ergebnisse sollten zwar die Basis sein, die Entscheider sollten diese aber feinadjustieren, um die genannten Kriterien zu berücksichtigen. Alternativ kann man im Optimierer mit einer Mindestquote für eine Asset- klasse arbeiten. Der Aufwand je Assetklasse ist häufig sehr ähnlich. Amerikanische Universitätsfonds haben Hedge- fondsquoten von zehn bis 15 Prozent und sogar mehr. Der Pensionsfonds für die Wissenschaftler am CERN hat bei- spielsweise eine Quote von 14 Prozent in Hedgefonds. Eine Quote von unter zwei bis drei Prozent ist für die meisten wahrscheinlich wenig sinnvoll. Sonst merken Sie den Per- formance- beziehungsweise Diversifikationseffekt auf Port- folioebene nicht. Martina Nitschke: Das ist richtig, und zudem kostet Struktu- rierung auch Geld. Wir wollen nicht nur Kosten mit einer Assetklasse haben. Der Anteil sollte schon bemerkbar sein. Bei uns machen Hedgefonds aktuell zirka fünf Prozent des Portfolios aus. Wie sollte Ihrer Meinung nach die Neuausrichtung der Portfolios stattfinden? Und wie viel Zeit nimmt so ein Portfolioumbau in Anspruch? Martina Nitschke: Liquid Alternatives sind kein begrenzender Faktor, wenn Sie in den Markt rein wollen. Es hängt ein wenig davon ab, ob Sie mit einem Berater zusammenarbei- ten oder sich schon selbst Asset Manager angesehen haben. Je nachdem kann es inklusive interner Prozesse ein paar Monate bis zu einem Jahr dauern, bis ein Portfolio aufge- baut ist. Die wichtige Frage ist aktuell, ob man freie Mittel dafür hat oder etwas verkaufen oder umschichten muss. Was sind die wichtigsten Kriterien, wenn man einen Asset Manager für Liquid Alternatives auswählen soll? Ahmet Peker: Ich war lange auch auf der anderen Seite und habe Dach-Hedgefonds gemanagt. Aus meiner Sicht ist es wichtig zu verstehen, wo die Rendite herkommt. Die Ren- ditequelle muss klar und nachvollziehbar sein. Transparenz und geringe Komplexität sind wichtig, damit der Investor ein genaues Verständnis von den Stärken und Schwächen des Konzepts hat. Der Ursprungsgedanke von Liquid Alterna- tives ist ja, dass es sich um abgesicherte Fonds handelt, schließlich enthält die älteste Form der Strategie das Wort „hedge“. Bei ungesicherten Strategien sollte man eher vorsich- tig sein. Das sind dann die Positionen, bei denen man viel verlieren kann. Insofern würde ich auch auf ein reduziertes Verlustpotenzial und gute Erholungschancen nach Draw- downs achten. Wichtig ist zudem, dass die Teams schon langjährige Erfahrung haben, auch in Krisenzeiten. Es gab jetzt lange Zeit unproblematische Börsen, da vergisst man diese Punkte manchmal und wird in Crashphasen wieder daran erinnert. Neben den Renditechancen sollte man sich auch fragen: Kann das Team eine Krise meistern? Hat es genügend Erfahrung, um auch in Tail Events gut zu sein? Martina Nitschke: Das ist absolut korrekt. Es steht und fällt alles mit einer guten Due Diligence wie bei anderen Asset- klassen auch. Man muss realistisch sein, was Erwartungen angeht, und klare Wertentwicklungsprofile bevorzugen.Wir kommunizieren unsere Ergebnisse und Planungen auch sehr engmaschig zu unseren Gremien. Es ist uns sehr wich- tig, an unseren Managern dicht dran zu sein. Herr Peker, Sie sind vor etwa einem Jahr mit Empureon gestartet. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung, und was sagt das über Liquid Alternatives aus? Ahmet Peker: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung unseres Unternehmens und der Empureon-Fonds. Deren Volumen beträgt per Ende August 2024 in Summe knapp 750 Millionen Euro. Wir sehen aber auch weiterhin starkes Interesse an den Fonds. Viele Anleger erwarten wieder fallende Zinsen und sehen sich verstärkt nach Liquid Alter- natives um. Das ist auch ein Indiz dafür, dass insbesondere institutionelle Investoren eine bessere Balance zwischen liquiden und illiquiden Alternatives anstreben. Wir danken für das Gespräch! ANKE DEMBOWSKI » Liquid Alternatives sollten Zugang zu einer Renditequelle bieten, die man sonst nicht im Portfolio hat und die sich über einen Marktzyklus möglichst unabhängig von Aktien und Renten entwickeln. « Martina Nitschke, Geschäftsführerin Kapitalanlagen bei der Verwaltungsgesellschaft für Versorgungswerke mbH (VGV) Kapitalanlage für mehrere berufsständische Versorgungswerke Martina Nitschke trägt in der VGV Verwaltungsgesellschaft für Versorgungswerke mbH in Berlin als Geschäftsführerin die Verant- wortung für die Kapitalanlagen, die Personalentwicklung und die Zentralen Dienste. Sie vertritt die Interessen von mehreren berufs- ständischen Versorgungswerken und ist aktuell für ein Volumen von mehr als 20 Milliarden Euro verantwortlich. Für die VGV mbH ist sie seit 2003 im Einsatz. Als Kapitalanlegerin ist sie seit 30 Jahren mit Herz und Verstand am Markt aktiv und tritt insbesondere für das Thema Nachhaltigkeit und für die Schaffung von optimalen Strukturen und Ressourcen ein. Nach einer Bankausbildung und einem anschließenden Studium mit dem Schwerpunkt Finanz- und Versicherungswirtschaft wurde sie 2020 Certified Expert in Sustainable Finance (Frankfurt School of Finance & Management). N o . 3/2024 | institutional-money.com 239 Ahmet Peker & Martina Nitschke | Empureon | PRODUKTE & STRATEGIEN
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