Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

ten und illiquiden Alternatives wie Infrastruktur und Private Equity. Damit fungieren sie als Diversifikator, sorgen imGe- samtportfolio aber dennoch für Flexibilität. In den letzten sieben Jahren gab es auch einige Liquidationen von Fonds für Liquid Alternatives. Wie ordnen Sie das ein? Ahmet Peker: Das Verhältnis von Neugründungen zu Schlie- ßungen ist meist positiv, aber im Zuge der Coronakrise war es umgekehrt. Für neue Fonds war es in diesem Umfeld schwierig, Investoren zu finden. In den Jahren der starken Markteingriffe der Notenbanken war die Performance eini- ger Strategien zudem im Verhältnis zu traditionellen Assets niedriger als sonst. Daher sind dort zum Teil Gelder abge- flossen, und einige Fonds mussten schließen. Das hat aber auch zu einer Erhöhung der Qualität des aktuellen Fondsuniversums geführt. Es gab zudem weitere positive Entwicklungen: Einige Fonds haben ihr Risiko- management weiter geschärft und sich robuster aufgestellt. Sie sind auch transparenter und günstiger geworden. Für Investoren sind das positive Entwicklungen. Wie sind Sie mit der Situation umgegangen, Frau Nitschke? Martina Nitschke: Wir haben unser Team verstärkt, aktuell sind vier Mitarbeiter ausschließlich auf Alternatives geschlüs- selt.Wir möchten perspektivisch noch mehr Inhouse-Kom- petenz aufbauen. Wir arbeiten aktuell noch mit Beratern, aber weniger als in der Vergangenheit. Was genau macht der Berater? Martina Nitschke: Das ist unterschiedlich. Entweder unter- stützt uns der Berater bei der Due Diligence, unterbreitet ad hoc Vorschläge oder steht für Markteinschätzungen zur Verfügung. Haben Ihrer Meinung nach die Assetklassen Infrastruktur, Private Equity und Private Debt keinen Platz mehr in Portfolios? Ahmet Peker: Doch, absolut! Aber man muss sich auch da- rüber im Klaren sein, dass man damit Eigenschaften akzep- tiert, die in gewissen Phasen weniger wünschenswert sind. Der Ausdruck Illiquiditätsprämie besteht aus zwei Wörtern, und man reduziert seine Flexibilität. Die Frage ist nicht, ob man in Private Markets investieren sollte, sondern wie man ein Portfolio hinsichtlich mehrerer Dimensionen richtig balanciert. In Zeiten „guter“ Börsen wurde der Aspekt der Flexibilität in den letzten Jahren von manchen vernach- lässigt. Liquid Alternatives stellen hier ein wertvolles Instru- ment dar, um das Portfolio robuster zu machen. Sie gehören ebenfalls in jedes diversifizierte Portfolio. Sollte der illiquide Anteil größer ausfallen als der liquide Anteil? Martina Nitschke: Die Anleger arbeiten mit einer strategi- schen Asset Allocation (SAA) und einem langfristigen Asset Liability Management (ALM), die sich an der Verbind- lichkeitenseite orientieren. Ausgangspunkt ist die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit die erwartete Zielrendite erreicht werden kann und wie der Einsatz von möglichem Risikokapital aussieht. Die Antwort auf diese Frage ist sehr individuell. Ist der liquide Teil ein Teil der Risikoquote? Martina Nitschke: Ja! Gemäß Anlageverordnung liegt die Risikoquote bei 35 Prozent. Wie viel der 35 Prozent sollten liquide sein? Das ist die Kernfrage! Aber auch Aktien und bestimmte Renten sind aufgrund ihrer Bauart ebenfalls der Risikoquote zuzurechnen. Wir rechnen Liquid Alternatives natürlich zu unserem Risikokapital, das wie gesagt 35 Pro- zent (gemäß Anlageverordnung) betragen darf. Ahmet Peker: Es gibt aber auch Strategien, die die Risiko- quote nicht so stark belasten. Die Entscheidung über die Quote sollte auch nie eine rein quantitative sein, sondern immer qualitativ unterfüttert werden. Aspekte wie Flexibi- lität und Komplexität können nicht in den Optimierer 238 N o . 3/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Ahmet Peker & Martina Nitschke | Empureon FOTO: © VGV » Wir sind weit weg von einem reinen Aktien-Renten-Portfolio. Das hat uns nicht nur auf der Renditeseite geholfen, sondern auch in Jahren wie 2020 und 2022 für Stabilität gesorgt. « Martina Nitschke, Geschäftsführerin Kapitalanlagen bei der Verwaltungsgesellschaft für Versorgungswerke mbH (VGV)

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