Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

Martina Nitschke: Mit der geplanten neuen Infrastruktur- quote möchte man in Deutschland institutionelle Anleger motivieren, in diesen Bereich zu investieren. Da liegt es für den Regulator nahe, die neue Infrastrukturquote zu schaf- fen. Das heißt aber nicht, dass diese neue Quote von den Investoren in Deutschland auch genutzt wird und die ge- planten politischen Ziele damit erreicht werden. Warum ist gerade jetzt der Wunsch der Investoren da, sich wieder liquider aufzustellen? Martina Nitschke: Die Entwicklungen, die zu den schnell und stark steigenden Zinsen geführt haben, also Corona und der Ukrainekrieg, hätte niemand so vorhersehen kön- nen. Mit mehr Flexibilität im Portfolio hätte man die Mög- lichkeit, z.B. auch jetzt noch mehr auf der Rentenseite inves- tieren zu können. Auch uns war das möglich, da wir unser Portfolio durch eine stärkere Mischung von liquiden und illiquiden Assets möglichst flexibel gehalten haben. Ahmet Peker: Der Wunsch nach mehr Liquidität und Flexi- bilität kommt auch durch ökonomische und geopolitische Risiken.Wir sind aktuell wahrscheinlich in einer Übergangs- phase von höheren zu niedrigeren Zinsen, was einhergeht mit einer wirtschaftlichen Abschwächung und damit ver- bundenen Unsicherheiten.Hinzu kommen die potenziellen Krisen auf der Welt, etwa eine weitere Eskalation in Nahost oder mögliche Handelskriege zwischen China und der west- lichen Welt. Das sind Phasen, in denen sich Investoren wohler fühlen, wenn sie im Portfolio flexibler und liquider sind. Oft ist das vielleicht nur ein Reflex, aber es hält auch die Möglichkeit offen, Investitionsgelegenheiten in solchen Phasen auszunutzen. Was heißt das für institutionelle Anleger? Martina Nitschke: Die Schnelligkeit und Heftigkeit von Kri- sen hat in den letzten 20 Jahren zugenommen.Heute muss man sich tatsächlich anders aufstellen, vorausschauender planen, und dafür sollte man auch ein anderes Mindset mitbringen. Jetzt sind resiliente, diversifizierte und liquidere Portfolios wichtig. In unserer strategischen Asset Allocation haben daher Alternatives – liquide wie illiquide – einen festen Platz. Ahmet Peker: Die richtige Balance bei Alternatives ist je nach Anleger sehr individuell – die liquiden und nicht liquiden Teile müssen auch nicht gleich groß sein, das hängt von dem restlichen Portfolio, den Rendite-Risiko-Zielen, der Re- gulatorik und Ähnlichem ab.Wichtig ist, dass beide Formen von Alternatives enthalten sind. Wie sind Sie derzeit aufgestellt, Frau Nitschke? Martina Nitschke: Ich vertrete ja verschiedene Versorgungs- werke, die alle individuelle Bedürfnisse haben. Wir stellen unsere Portfolios möglichst breit auf, um unterschiedliche Renditequellen zu nutzen und von Diversifikationseffekten zu profitieren.Wir sind weit weg von einem reinen Aktien- Renten-Portfolio. Das hat uns nicht nur auf der Renditeseite geholfen, sondern auch in Jahren wie 2020 und 2022 für Stabilität gesorgt. Zudem gibt es eine Reihe von Neben- bedingungen wie die schon erwähnte Liquidität und die Regulatorik. Und welche Eigenschaften von Liquid Alternatives brauchen Sie, damit diese im Portfoliokontext sinnvoll sind? Martina Nitschke: Sie sollten Zugang zu einer Renditequelle bieten, die man sonst nicht im Portfolio hat, und sich über einen Marktzyklus möglichst unabhängig von Aktien und Renten entwickeln. Es ist auch wichtig, dass die Frequenz der Anteilsscheingeschäfte des jeweiligen Fonds zur Liqui- dität der gehaltenen Anlageinstrumente passt. Herr Peker, was ist Ihr Argument, warum man Liquid Alterna- tives mit ins Portfolio aufnehmen sollte? Ahmet Peker: Sie bieten attraktive Rendite-Risiko-Profile und diversifizieren das Portfolio. Sie sind aber auch eine Brücke zwischen traditionellen liquiden Assets wie Aktien und Ren- Interesse an Hedgefonds und alternativen Strategien Ahmet Peker ist Managing Partner der Empureon Capital Manage- ment GmbH. Zuvor war er von 2018 bis 2023 bei der FERI Trust GmbH im Bereich Institutionelle Kunden Deutschland tätig, den er ab Anfang 2020 bis zu seinem Austritt auch leitete. In dieser Funktion war er gesamthaft für die Betreuung von institutionellen Anlegern zuständig. Er ist seit seinem Abschluss 2005 als Diplombetriebswirt im Bereich Asset Management tätig. Nach dem Studium war er zunächst Consultant bei der Ernst & Young AG. Ab 2007 war er als Senior Portfolio Manager für die Konzeption und das Management unterschiedlicher Fonds, darunter auch Dach- Hedgefonds und quantitative Prämienstrategien, bei der Deka Invest- ment GmbH zuständig. Ahmet Peker ist seit 2009 Chartered Alter- native Investment Analyst (CAIA) und leitete über neun Jahre ehren- amtlich das Germany Chapter der CAIA Association. Er ist Autor und Herausgeber von verschiedenen Publikationen wie Büchern und Artikeln und war Mitglied in Arbeitsgruppen bei nationalen und internationalen Verbänden. Zudem ist er regelmäßig als Sprecher auf Konferenzen und an Universitäten aktiv. » In Zeiten ›guter‹ Börsen wurde der Aspekt der Flexibilität in den letzten Jahren von manchen vernach- lässigt. Liquid Alternatives stellen hier ein wertvolles Instrument dar, um das Portfolio robuster zu machen. « Ahmet Peker, Managing Partner der Empureon Capital Management GmbH N o . 3/2024 | institutional-money.com 237 Ahmet Peker & Martina Nitschke | Empureon | PRODUKTE & STRATEGIEN

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