Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
Im Segment Wohnimmobilien dürfte das Schlimmste überstanden sein. Seit Jahres- beginn gehen die Bewertungen wieder leicht nach oben. Von den Höchstständen aus dem Jahr 2022 sind wir jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Talsohle durchschritten N ach wie vor sind die Immobilienquoten in den institutionellen Portfolios relativ hoch. Geschul- det ist dies aber womöglich weniger der Lust der Investoren auf Immobilienbesitz als der Tatsache, dass sich diese Assetklasse durch eine geringe Liquidität und einen komplizierten Exit auszeichnet. Immobilienportfolios werden bereinigt Betrachtet man Versicherungsunternehmen als repräsentativ für die Investorenseite, bestätigt sich dies. Zumindest zeigt das das diesjährige „Trendbarometer Immobilienanlagen der Assekuranz“, für das EY Real Estate eine Umfrage unter rund 30 Versicherungsunternehmen durchgeführt hat. „Mehr als 80 Prozent der Assekuranzunternehmen möchten ihre Im- mobilienquote derzeit stabil halten.Während 2023 noch 14 Prozent ihr Immobilienportfolio weiter ausbauen wollten, plant dies nun niemand. 19 Prozent hingegen wollen ihre Immobilienquote senken, und 25 Prozent möchten künftig mehr Immobilien verkaufen als kaufen. Zudem beabsichti- gen in der kurz- bis mittelfristigen Planung 68 Prozent der Befragten eine Bereinigung ihres Portfolios“, erklärt Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. Dass momentan keines der befragten Häuser seine Im- mobilienquote weiter ausbauen will, zeigt, dass den Investo- ren die Lust auf Neuinvestitionen in diese Assetklasse ver- gangen ist. Der Renditeabstand zu festverzinslichen Wertpa- pieren lockt derzeit nur wenige hinter dem Ofen hervor, auch wenn im Jahresverlauf 2024 für festverzinsliche Anla- gen wieder sinkende Renditen erwartet werden. Zwar tragen sich die meisten Immobilien noch durch ihre Mieteinnahmen, aber mit Wertsteigerungen lässt sich aktuell nicht rechnen – eher mit dem Gegenteil. „Vor zwei bis drei Jahren konnten Sie eine Immobilie einfach hoch- werfen, und irgendeiner hat schon zugegriffen – der Preis war dabei fast nebensächlich“, beobachtet Alexandre Grellier den Markt. Er ist CEO und Co-Founder der Transaktions- plattform Drooms, die Datenräume für Immobilien anbie- tet. „Bis noch vor zwei Jahren sind viele Immobilien zu Preisen gekauft worden, die überhaupt nicht durch die Miet- einnahmen gerechtfertigt waren“,meint Grellier. Krachende Pleiten wie die der Signa Holding oder des Projektentwick- lers Gerchgroup erhöhen den Angst-Level, sodass die gesam- te Assetklasse Immobilien derzeit viele Bedenkenträger sieht. Ein weiteres Negativsignal sandte kürzlich der offene Immo- Immobilienquoten verändern sich kaum Die Immobilienquote der Versicherer stagniert mit 13,1 Prozent auf einem relativ hohen Stand. Die Immobilienquote der Versicherer verändert sich zum Vorjahr kaum (2024 13,1 % vs. 2023 13 %), weil ein Exit in dieser Assetklasse auch nicht so schnell vonstattengeht. Aktuell geht keines der befragten Häuser davon aus, seine Immobilienquote zu steigern. 19 Prozent der Befragten wollen ihre Immobilienquote jedoch senken. Quelle: EY 6,6 % 13,1 % 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % 19 % Steigen Gleichbleiben Fallen 14 % 81 % 0 % 68 % 16 % Immobilienquoten im historischen Vergleich 2024 2023 Trend der Immobilienquote 210 N o . 3/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Wohnimmobilien FOTO: © DEUTSCHE ZINSHAUS GMBH » Wenn jemand nicht verkaufen muss, dann macht er das derzeit nicht, insbesondere, wenn er noch eine vernünftige langfristige Finanzierung hat. « Moritz Kraneis, Geschäftsführer der Deutsche Zinshaus Gesellschaft mbH
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