Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
genüber Large Caps auf. Vor wenigen Monaten wurde aus dem Aufschlag jedoch ein Abschlag, wie die Grafik „Historischer KGV-Aufschlag verschwunden“ zeigt. „Die aggres- siven Zinserhöhungen der letzten Jahre haben der Einstel- lung gegenüber Small Caps mehr geschadet als anderen Bereichen, sodass sie mit einem extremen Bewertungs- abschlag gehandelt werden“, erklärt Stokes: „Der jetzige Zeit- punkt scheint ein attraktiver Einstiegspunkt zu sein, um Positionen aufzubauen.“ Nach Ansicht von Nicolas Walewski,Unternehmensgrün- der von Alken Fund und Portfoliomanager des Alken Fund – Small Cap Europe, hat die derzeitige Bewertungsdiskre- panz zwischen Small und Large Caps in den letzten 20 Jah- ren noch nie ein so extremes Niveau erreicht. Für professio- nelle Small-Cap-Investitionen eröffneten sich laut Walewski daher jetzt hervorragende Möglichkeiten, in Nischenunter- nehmen mit attraktiven Wachstumsaussichten zu investie- ren, die von den Anlegern oft nicht verstanden oder auch nicht beachtet werden. „Dies führt zu Ineffizienzen, die ein erfahrener Manager nutzen kann.“ Walewski erwartet, dass kleinere europäische Unterneh- men im Vergleich zu ihren größeren Pendants auch zukünf- tig höhere Wachstumsraten aufweisen werden. Das spiegle sich noch nicht in den Bewertungen wider und berge er- hebliches Performancepotenzial. „Die Anlageklasse dürfte von der bevorstehenden Zinswende und einem robusten wirtschaftlichen Umfeld profitieren“, prognostiziert Walew- ski, um zu erinnern: „Der Blick in die Historie zeigt, dass sich Small Caps langfristig besser entwickeln als Large Caps. Immer wenn sich die Bewertungslücke exzessiv vergrößert hat, war dies ein attraktiver Einstiegspunkt.“ Den geäußerten Optimismus seiner Branchenkollegen teilt der Deutsche Nils Bartram derzeit nicht. Der Aktien- chef von Steinbeis &Häcker hält mit Blick auf den Zyklus- verlauf und die Bewertungen ein Übergewicht von Small Caps für zu früh. Auf die von Institutional Money gestellte Frage, inwieweit europäische Small Caps (aufgrund der bis- lang langjährigen und wohl auch zukünftigen wirtschaftli- chen Schwäche Europas, Stichwort: Deindustrialisierung Deutschlands und Europas) strukturell im Performance- nachteil sind, meint Bartram, dass die Energiewende, der Ukrainekrieg und die zunehmende Abschottung der Märk- te alle Unternehmen zu einer Neusortierung ihrer Liefer- und Vertriebsketten zwingen. Small Caps hätten laut Bartram in der Regel keine international diversifizierten Produktions- und Vertriebsstrukturen. „Mithin sind Investitionen notwen- dig, die die Entwicklung der zukünftigen Cashflows zu- nächst belasten werden. Gerade für kapitalintensive Bran- chen sehen wir hier Herausforderungen, die unseres Erach- tens noch nicht vollständig in den Gewinn- und Cashflow- Schätzungen eskomptiert wurden. Mithin besteht die Gefahr, dass diese Werte auf den ersten Blick günstiger erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind“, erklärt Bartram. Die gleiche Frage beantwortet Stokes etwas anders: „Diese Frage wird uns oft gestellt, und wir würden sagen, dass sie als Argument überbewertet wird. Small Caps sind in der Tat etwas inländischer positioniert als Large Caps – aber nicht in einem extremen Ausmaß. Die meisten von uns besuch- ten Unternehmen, in die wir investieren, sind weltweit tätig oder arbeiten in inländischen Nischenbranchen, in denen es auf Fachwissen oder Produkteignung ankommt.“ Nach Ansicht vonWalewski unterschätzen viele Marktteil- nehmer, dass viele europäische Unternehmen, insbesondere kleinere Firmen, ein gut diversifiziertes Portfolio haben, das auf Wachstumsthemen wie die Energiewende, die Digitalisie- rung und Gesundheits- und Wellnesstrends ausgerichtet ist. Oliveros betont in seiner Fragenbeantwortung gegenüber der Redaktion, dass „das Schöne an der Anlageklasse der Small Caps die Dynamik ist“.Es mag zwar einige strukturelle Schwä- chen geben, aber die Flexibilität und der Unternehmergeist kleinerer Unternehmen und ihrer Manager hätten es der An- lageklasse in der Vergangenheit ermöglicht, sich an Chancen und Risiken anzupassen.„Wir sehen keine strukturellen Nach- teile für kleinere Unternehmen in Bezug auf die Fundamen- taldaten, das heißt die Kapitalrendite oder das Wachstum, die imLauf der Zeit nicht überwunden werden können“, betont Oliveros, um abschließend eine Lanze für das aktive Fonds- management zu brechen: „Der Umbruch ist eine Chance für uns als aktive Manager.“ ANTON ALTENDORFER Investorenstimmung Small Caps auf mittlere Sicht im Vorteil Investoren sind zumindest auf mittlere Sicht durchaus positiv für Nebenwerte gestimmt. Das zeigt eine Onlineumfrage von Institutional Money. In Summe sehen fast 57 Prozent der Teil- nehmer Nebenwerte entweder „stark im Vorteil“ oder „etwas im Vorteil“. Besonders pessimistisch gestimmt („stark im Nachteil“) ist rund jeder Neunte (11,63 %) der Befragten. Quelle: Institutional Money Online, Umfragezeitraum: März bis August 2024 21 % 28,29 % 28,29 % 16,28 % 11,63 % 15,5 % stark im Vorteil etwas im Vorteil gleich aussichtsreich etwas im Nachteil stark im Nachteil N o . 3/2024 | institutional-money.com 205 Small Caps | PRODUKTE & STRATEGIENS FOTO: © VALERIE SIEYES Small Caps gelten derzeit im Vergleich zu Large Caps als günstig bewertet. » Die Bewertungsdiskrepanz zwischen Small und Large Caps hat in den letzten 20 Jahren noch nie ein so extremes Niveau erreicht. « Nicolas Walewski, Unternehmensgründer von Alken Fund und Portfoliomanager des Alken Fund Small Cap Europe
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