Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
D ie ČNB (Česká národní banka), also die Tschechi- sche Notenbank unter ihrem Gouverneur Aleš Michl mit Erfahrung in der internationalen Finanzindustrie, hat Großes vor.Der neue Mann an der Spit- ze ist mit der derzeitigen Anlage der Devisenreserven nicht glücklich und schickt sich an, mit theoretischer Unterfütte- rung der Asset Allcation seinen Stempel aufzudrücken. Leicht hatten es die Prager in den letzten 20 Jahren nicht, wiederholt mussten auch Verluste gemeldet werden, und die Bank wies phasenweise ein negatives Eigenkapital auf. Laut Bloomberg lagen die Renditen bei bescheidenen zwei Pro- zent jährlich. Gouverneur Aleš Michl will diesen Wert im langfristigen Schnitt auf vier Prozent Rendite verbessern. Erschwert wird dies unter anderem dadurch, dass in Landes- währung berichtet wird und die starke tschechische Krone (CZK) bei der Diversifikation der Devisenreserven regelmä- ßig Kopfschmerzen bereitet. Die Währung ist auch schuld am zeitweise negativen Eigenkapital. Eine Diversifikation der Devisenreserven in andere Währungen löste einen entspre- chenden Wertberichtigungsbedarf aus. Beispielsweise stand der Euro 2003 bei 29 bis 30 CZK je Euro, heute bekommt man den Euro schon für ungefähr 25 tschechische Kronen. Interessanterweise liefert der Notenbankchef selbst einen Einblick in die geplante Vorgangsweise, mit der man das ehrgeizige Ertragsziel in Angriff nehmen will. In der im Herbst 2023 publizierten Research Note „Balancing Vola- tility and Return in the Czech National Bank’s Foreign Exchange Portfolio“konzentrierten sich Aleš Michl und sei- ne Co-Autoren Tomáš Adam und Michal Škoda auf einen Teil der Rentabilität der Tschechischen Nationalbank, näm- lich die Erträge aus den Devisenreserven der ČNB in CZK. Die Devisenreserven der ČNB sind im internationalen Ver- gleich hoch. So liegt das Niveau bei etwa 50 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts (siehe Tabelle „Große Player“ und Grafik „Nationales Schwergewicht“) und machen etwa 98 Prozent der Aktiva der ČNB aus. Etwa zwei Drittel der Devisenreserven wurden während der unkonventionel- len Wechselkurspolitik der ČNB erworben, also in der Zeit von November 2013 bis April 2017. Die grundlegende For- schungsfrage lautete: Kann man die erwartete Rendite erhö- hen? Gibt es einen gangbaren Weg, um das Gleichgewicht zwischen Volatilität und Rendite im Portfolio der Devisen- reserven zu erhöhen, ohne das Risiko, gemessen an der Vo- latilität, des Portfolios signifikant zu erhöhen? Die Volatilität wurde als Risikomaß gewählt, weil sie ein grundlegendes und universelles Risikomerkmal ist. Diese Frage hat Auswir- kungen auf die Rentabilität der ČNB. Zugleich betrachtet man die Aktivseite der Zentralbankbilanz unabhängig von Die Tschechische Notenbank (CˇNB) verfolgt unter ihrem neuen Gouverneur Aleš Michl einen aktiven Ansatz, um die Rentabilität ihrer Devisenreserven zu verbessern, ohne dabei mehr Volatilität akzeptieren zu müssen. Prag sattelt um Große Player Anteil der Notenbankdevisenreserven in % am jeweiligen BIP im Zeitablauf 2011 2016 2022 Hongkong 114,8 Hongkong 120,4 Schweiz 136,6 Singapur 85,0 Schweiz 97,6 Hongkong 135,0 Litauen 65,0 Saudi-Arabien 83,1 Tschechien 61,5 Island 56,2 Singapur 77,8 Saudi-Arabien 54,6 Thailand 47,2 Bulgarien 46,7 Thailand 49,0 Schweiz 45,9 Tschechien 43,7 Bulgarien 48,9 Ungarn 34,4 Thailand 40,9 Israel 44,2 Philippinen 32,1 Mauritius 40,6 Kroatien 41,8 Bulgarien 29,9 Island 34,6 Albanien 30,8 Israel 28,5 Israel 30,9 Nordmazedonien 29,8 Ähnlich der Schweiz rückte Tschechien in dieser Quotenbetrachtung vor, da man das Erstarken der eigenen Währung durch Bilanzausweitung und Umschichtung beschränken wollte. Quelle: IWF 190 N o . 3/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Nationalbankpolitik Tschechien FOTO: © Cˇ NB » Wir planen, den Anteil der Aktien an unseren Devisenreserven auf fast 30 Prozent zu erhöhen. « Aleš Michl, Gouverneur der ˇCNB © ˇCeská národní banka in Prag
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