Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
Unternehmergeist Während die Gewichtung von OECD-Bonds um ein Drit- tel erhöht wurde, sank die durchschnittliche Gewichtung von Aktien von Industriestaaten von 25 auf 24 Prozent- punkte. Emerging-Markets-Aktien wurden gar von sechs auf zuletzt vier Prozent Gewichtung reduziert. Damit ist die Aktiengewichtung aber noch immer relativ hoch. Der Wunsch, in die Realwirtschaft über Eigenkapital- instrumente wie Aktien zu investieren, ist erklärbar mit dem vorherrschenden Unternehmergeist jener Familien, die hin- ter den Family Offices stehen und diese bei Investmentent- scheidungen beeinflussen. Dieser „Entrepreneurial Spirit“ zeigt sich des Weiteren an den relativ hohen Portfolio- gewichtungen von direkt gehaltenem Private Equity (11%) sowie von Private-Equity-Fonds oder Private-Equity-Dach- fonds (11%). Aufgrund der großen Bedeutung von Private Equity für Family Offices (in Summe 22% Portfoliogewichtung) fragte die UBS die Studienteilnehmer nach den größten Sorgen bei diesem Segment. Angesichts höherer Zinsen und damit teurerer Kredite für Finanzinvestoren sowie des im Ergebnis schwierigeren Umfelds für „Exits“sorgen sich 61 Prozent der Family Offices, dass Private-Equity-Verkaufsaktivitäten zu- künftig schwieriger werden und länger dauern könnten. 48 Prozent der Family Offices befürchten darüber hinaus einen Mangel an Liquidität. Trotzdem wollen sie dem Anlageseg- ment Private Equity die Treue halten. Immerhin 71 Prozent aller in Private Equity investierten Family Offices glauben, dass dieses Segment einerseits für mehr Diversifikation auf Portfolioebene sorgt und andererseits langfristig höhere Renditen bringt als öffentlich gehandelte Aktien. Family Offices tätigen Private-Equity-Investments bevor- zugt über Fonds (52%) oder Dachfonds (10%), um einer- seits eine Risikostreuung zu erzielen und andererseits von der Expertise der General Partners (GPs) respektive des Fondsmanagers zu profitieren. Der Family Offices in der Regel innewohnende Unternehmergeist sorgt dafür, dass 38 Prozent aller Family Offices auf Direktinvestments schwören. Das Vertrauen in die eigene Private-Equity-Exper- tise ist bei großen Family Offices, die mehr als eine Milliarde US-Dollar verwalten, besonders stark ausgeprägt: Diese in- vestieren 49 Prozent ihrer Private Equity-Gelder direkt in die Zielunternehmen. „Wir mögen Direktinvestments. Diese machen Spaß. Wir glauben, wir können das. Es steckt in unserer DNA“, erklärt der CEO eines Family Office aus der Benelux-Region dazu. Direktbesitz Bei Immobilien, die eine durchschnittliche Portfoliogewich- tung von zehn Prozent aufweisen (Vorjahr: 13%), wollen Family Offices „pures“ Exposure. Bei „Betongold“ bevorzu- gen Family Offices direkt gehaltene und zu 100 Prozent im Eigenbesitz befindliche Immobilien (52% der Nennungen). Direkte physische Co-Investments und Closed-End Funds, die Immobilien direkt halten, kommen jeweils auf 19 Pro- zent. Direkte investierende Open-End-Fonds bevorzugen lediglich fünf Prozent der Investoren, Börsennotierte Immobilienaktien (REITs) schätzen vier Prozent, Immobi- lien-Dachfonds (wohl aufgrund der doppelten Gebühren- ebene) lediglich ein Prozent. Wie Immobilien haben Family Offices jüngst auch Hedgefonds niedriger gewichtet: Deren Portfolioanteil fiel von sieben auf fünf Prozent. Trotzdem setzen immerhin 33 Prozent der Family Offices auf Seite der alternativen Anlagen auf Hedgefonds zur Erhöhung der Diversifikation. Aktives Management gefragt Die zugrunde liegende Frage, über welche Strategien Family Offices ihre Diversifikation erhöhen wollen, brachte ein interessantes Ergebnis, das Anhänger des aktiven Portfolio- managements interessieren könnte: Immerhin 39 Prozent der Befragten wollen über die „Managerselektion und/oder aktives Management“Risiken reduzieren.Das ist ein Anstieg von vier Prozentpunkten zur Vorjahresumfrage und setzt diese Strategie auf Platz eins – auf den Folgeplätzen „hoch- wertige Anleihen mit kurzer Duration“ (35%) und „Hedge- fonds“ (33%). „Insbesondere in Europa sieht man einen deutlichen Anstieg beim aktiven Management als Strategie zur Portfoliodiversifizierung, was auf das sich derzeit schnell verändernde Marktumfeld zurückzuführen ist“, sagt Kunkel. „Family Offices bleiben somit flexibel und reagieren auf Marktchancen, während sie ihre langfristigen Anlagestrate- gien beibehalten.“ Eines dieser langfristigen Investmentthemen ist „genera- tive KI“, bei Family Offices das beliebteste Anlagethema: Mehr als drei Viertel (78%) der Family Offices geben an, dass dies in den nächsten zwei bis drei Jahren wahrschein- lich ein Investitionsbereich sein wird. Auf Platz zwei liegt „Gesundheitstechnologie“mit 70 Pro- zent (Mehrfachnennungen möglich), auf Platz drei „Auto- mation und Roboter“mit 67 Prozent. Die jeweilige Beliebtheit der einzelnen Themen hängt auch von den Stärken der eigenen heimischen Branchen ab: So wollen 83 Prozent der Family Offices aus den USA, die bekanntlich federführend in „Generative KI“ sind, in dieses Thema investieren. Schweizer Family Offices wollen hin- gegen am liebsten (76%) in „Gesundheitstechnologie“, bei der die Schweiz eine hohe Expertise hat, investieren. ANTON ALTENDORFER 186 N o . 3/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Family Offices » Wir mögen Direktinvestments. Diese machen Spaß. Wir glauben, wir können das. Es steckt in unserer DNA. « Ein CEO eines Family Office aus der Benelux-Region
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