Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
bar sind und zum anderen zu sehr viel niedrigeren Ge- bühren angeboten werden können als klassische fundamen- tale Strategien. Das ist eine der großen Stärken von Factor- Investing-Strategien. Ferdinand Haas: Ist dann der nicht zu verkennende Druck von Seiten der Regulierung auf transparenter und fairer gestaltete Gebühren in der privaten Vermögensverwaltung so etwas wie ein Gamechanger für Ihre Strategien? Erhard Radatz: Definitiv. Ich kenne auf jeden Fall keine andere Art des Investierens, die nach Gebühren vergleichbar hohe Anlageergebnisse erbringt wie das Factor Investing. Wir haben vor fünf Jahren unseren ersten aktiv gemanagten Quant-ETF aufgelegt. Und ich bin nach wie vor von dem Produkt überzeugt, weil ich damit meiner treuhänderischen Pflicht nachkomme. Ich kann meinen Kunden einen Mehr- wert bieten und erhalte dafür einen fairen Anteil an den Gebühren. Aber der Großteil der Outperformance verbleibt beim Kunden, was meiner Meinung nach im Grunde ge- nommen der Sinn der Treuepflicht ist. Denn der Kunde geht ein Risiko ein, also sollte er auch einen Großteil der Rendite erhalten. Hans Heuser: Lässt sich dieser Vorteil in Zahlen fassen? Michael Heldmann: Sehr oft ist die Aufteilung überaus vor- teilhaft für den Investor. Für unsere Gesellschaft kann ich sagen, dass oft mehr als zwei Drittel, wenn nicht mehr als drei Viertel der mit unseren Strategien zusätzlich erzielten Renditen an den Investor und nicht an den Verwalter gehen.Was aus meiner Sicht ein wirklich gutes Geschäft für den Anleger darstellt. Das ist aber nicht der einzige Punkt, den ich aus Sicht eines institutionellen Investors für bedeut- sam halte. Hans Heuser: Was noch? Michael Heldmann: Wenn man als Investor eher klassisch vor- geht und passive Investments mit fundamentalen Strategien kombiniert, dann hat man am Ende ein Gesamtportfolio, das vielleicht immer noch einen relativ niedrigen Tracking Error aufweist.Dann muss man sich die Frage stellen, ob das der effizienteste Weg ist, das zu tun. Und man wird rasch feststellen, dass es oft effizienter ist, das gesamte Portfolio einem Quant-Manager zu überlassen, der einen strikten Prozess auf all diese Vermögenswerte anwendet und nicht nur versucht, bei einem sehr kleinen Teil davon sozusagen die Lichter auszuschießen, was natürlich viel schwieriger ist. Am Ende hat man einen sehr ähnlichen Tracking Error, jedoch mit einer besseren Rendite und einer viel besseren Risikokontrolle, übrigens auch in anderen Kategorien, denn der Tracking Error ist nicht das einzige Maß für das Risiko. Es gibt auch eine Korrelation mit makroökonomischen Faktoren. Sie wollen nicht, dass Ihre Anlagen sinken, wenn alles andere bereits nach unten geht. Das Risikomanage- ment hat mehr Dimensionen als nur den Tracking Error, aber man kann bessere Renditen erzielen. Hans Heuser: Was sagt Ihr nach vorn gerichteter Blick in die Glaskugel für einen Ansatz wie das Factor Investing? Michael Heldmann: Ich denke, man darf weiterhin ein sehr gutes Umfeld für quantitative Strategien erwarten. Wir waren lange Zeit mit einer Situation konfrontiert, in der die Märkte durch zu viel billiges Geld und zu niedrige Zinsen stark verzerrt gewesen sind. Die Rückkehr zu dem, was ich als das alte Normal bezeichnen würde, kann sich eigentlich nur förderlich für Quant-Strategien im Allgemeinen aus- wirken. Denn man entwickelt wie gesagt keine Quant- Strategie für ein Jahr, sondern für einen Zeithorizont von zehn oder 15 Jahren. Die Rückkehr zu einer in gewisser Weise „normaleren“ Marktsituation kann sich eigentlich auch für uns nur positiv auswirken. Wir danken für das Gespräch! HANS HEUSER 170 N o . 3/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Roundtable Quant Management FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Ich kenne keine andere Art des Investierens, die nach Gebühren vergleichbar hohe Anlageergebnisse erbringt wie das Factor-Investing. « Erhard Radatz, Global Head of Portfolio Management, Invesco
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=