Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
auf Investorenseite immer wichtiger gewordene Integration von Nachhaltigkeitsaspekten. In dieser Beziehung fällt auf, dass unser Ansatz als eine Strategie mit einem sehr niedrigen Tracking Error oft als willkommene Alternative zu einem rein passiven Ansatz Anklang findet. Nur einige Zahlen da- zu: Vor 20 Jahren haben wir bei Robeco im Quant-Bereich ein Volumen im geringen Milliardenbereich gemanagt. Vor zehn Jahren waren es bereits mehr als 20 Milliarden Euro und heute stehen wir bei über 75 Milliarden Euro. Ferdinand Haas: Aber es fällt doch schon auf, dass gerade Factor Investing in erster Linie ein spezielles Kundensegment anzu- sprechen scheint. Es sind doch vor allem sehr gewichtige Anleger wie die großen Staatsfonds, die sich dieses Instruments bedienen und weniger die kleinen Institutionen oder Privatanleger. Michael Heldmann: Nach unseren Erfahrungen gibt es mitt- lerweile ein sehr breites Anlegerspektrum, das Investieren auf Basis von Faktoren in Betracht zieht – in erster Linie wegen der damit nachweislich erzielbaren Ergebnisse. Wir decken mit unserem Angebot die gesamte Kundenband- breite aus allen Bereichen ab, angefangen von Unternehmen über Stiftungen bis hin zu Altersvorsorgeeinrichtungen und Staatsfonds, inzwischen sind sogar auch Privatanleger darun- ter. Dass es Ihrer Einschätzung nach vor allem die großen Staatsfonds sind, die verstärkt auf Faktorstrategien zurück- greifen, hat meiner Ansicht nach auch andere Gründe. Ferdinand Haas: Was meinen Sie konkret? Michael Heldmann: In den Portfolios großer Staatsfonds spielt aufgrund von deren Volumen das Thema Kapazität eine be- sondere Rolle. Auch in einer sehr gut geführten fundamen- talen High-Conviction-Strategie lassen sich Anlagevolumina in Größenordnungen von, sagen wir, 50 Milliarden Euro oder eventuell sogar mehr nicht so ohne Weiteres parken oder managen. Das zwingt den Investor geradezu, sein Port- folio stärker zu diversifizieren beziehungsweise auf andere Anlageformen wie zum Beispiel quantitative Investments auszuweichen. Außerdem entsprechen seine Ziele hinsicht- lich der erwarteten Überschussrendite und des anzustreben- den Tracking Errors in der Regel viel mehr dem quantitati- ven Investment. Erhard Radatz: Bei dieser Frage spielt aber noch ein ganz anderer Aspekt eine wichtige Rolle. Denn eines würde ich schon sagen: Je anspruchsvoller ein Kunde ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einen vergleichsweise hohen Anteil an Faktorstrategien in seinem Portfolio hält. Das hängt vor allem damit zusammen, dass unsere Branche ihre Kunden mit der Zeit dazu gebracht hat, mehr Wert zu legen auf eine möglichst gute und einleuchtende Story als auf den tatsächlichen Nachweis einer langfristig überdurch- schnittlichen Rendite. Hinter einer Faktorstrategie stehen nun einmal weniger die vermeintlich einleuchtenden Ge- schichten als vielmehr ein eher komplexes Konstrukt, das aber langfristig gute Erträge bei durchaus günstigen Kosten ermöglicht. Das stellt zumindest eine Art Hürde dar, wenn man jemanden, der sich daran gewöhnt hat, seine Anlage- strategie auf der Basis von überzeugenden Storys aufzu- bauen, für das Factor Investing überzeugen will. Hans Heuser: Im Retailvertrieb sind es aber immer noch die guten Storys, mit denen viele Berater ihre Kunden von einer Stra- tegie oder einem bestimmten Produkt zu überzeugen verstehen. Was meist auch einhergeht mit deutlich höheren Gebühren. Erhard Radatz: Aus meiner Sicht war es noch nie eine kluge Entscheidung, den Tracking Error eines Kundenportfolios zu erhöhen, um eine höhere Gebühr zu rechtfertigen. Des- halb besteht aus meiner Sicht einer der größten Vorteile von Factor-Investing-Strategien darin, dass sie zum einen skalier- 168 N o . 3/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Roundtable Quant Management FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Eine zunehmende Passivierung des Marktes hat zumindest nicht gegen uns gearbeitet. Wenn überhaupt, hat es eher geholfen. « Wilma de Groot, Leiterin Factor Investing Equities, Robeco
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