Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

gesagt: Erklären Sie unseren Leser doch bitte, was Sie genau tun, Herr Dr. Heldmann. Michael Heldmann: Wenn wir von Faktoren sprechen, dann geht es vereinfacht gesagt um gemeinsame Eigenschaften, die verschiedene börsennotierte Unternehmen aufweisen. Im Grunde sind es drei wirklich bedeutende Faktoren, de- ren Vorkommen in zahlreichen Arbeiten und Studien nach- gewiesen werden konnte: Bewertung,Qualität und Momen- tum. Der grundlegende Aspekt, der seit vielen Jahrzehnten beim Investieren berücksichtigt wird, ist der Faktor der Bewertung. Im Grunde exakt dieselbe Idee, wie sie schon Börsenlegenden wie Benjamin Graham oder Warren Buffett formuliert haben. Nur kommen heute natürlich technolo- gische Hilfsmittel zum Einsatz, die anhand diverser Kenn- zahlen ermitteln, ob ein Unternehmen tatsächlich eine güns- tige Bewertung aufweist. Ferdinand Haas: Vielleicht sollte man ergänzen, dass Sie damit etwas beschreiben, das als Value-Faktor bezeichnet wird. Michael Heldmann: Vollkommen richtig. Ein zweiter bedeu- tender Aspekt beim Factor Investing ist die sogenannte Trendfolge. Dabei geht es imGrunde darum, Unternehmen zu finden, deren Aktienkurs einen insgesamt positiv ver- laufenden Trend, auch Momentum genannt, aufweist, dessen Fortsetzung man erwarten und deshalb auch in die Zukunft fortschreiben darf. Das kann sich auf die weitere Entwicklung der Kursdynamik selbst beziehen, aber auch auf andere Aspekte und Eigenschaften wie zum Beispiel den Trend bei der Entwicklung des Gewinns je Aktie. ImGrun- de versucht man von einer in der Vergangenheit als bestän- dig beobachteten Entwicklung zu profitieren, weil man aus guten Gründen von einer Fortsetzung in der Zukunft ausgeht. Hans Heuser: Fehlt noch die dritte Kategorie, von der Sie gespro- chen haben. Michael Heldmann: Gemeint ist dabei der Aspekt Qualität. Mit diesem Faktor versucht man Unternehmen zu finden, die insbesondere in schwierigen Zeiten eine besondere Wi- derstandsfähigkeit aufweisen.Wenn nämlich wie im vorigen Jahr die Wahrscheinlichkeit einer heraufziehenden Rezes- sion steigt, will man auf Unternehmen setzen, die einen ge- wissen Schutz vor diesem bedrohlicher werdenden makro- ökonomischen Umfeld bieten.Weil ihre Bilanzen zum Bei- spiel weniger Fremdkapital aufweisen, weil sie über höhere Gewinnspannen als ihre Mitbewerber verfügen oder ihr Ge- schäftsmodell möglichst hohe Einstiegshürden aufweist, die das jeweilige Unternehmen vor Wettbewerbern schützen. Hans Heuser: Möchten Sie noch etwas ergänzen, Frau de Groot? Wilma de Groot: Die drei wesentlichen Eckpfeiler oder Kate- gorien des Investierens auf der Basis von Faktoren sind da- mit eigentlich präzise beschrieben und werden in der Regel als Value-, Momentum- oder Quality-Faktor bezeichnet. Wollte man noch weiter ins Detail gehen, so würde man vielleicht noch Aspekte nennen, die eher außerhalb einer rein ökonomischen Betrachtung liegen. Das wäre zum Bei- spiel der sogenannte Small-Cap-Faktor, bei dem man ver- sucht, von einem oft höheren Kurssteigerungspotenzial bei Aktien kleinerer und mittelgroßer Unternehmen zu profi- tieren. In diesem Zusammenhang wäre auch noch der Fak- tor Volatilität zu nennen, der eine Gruppe von Aktien be- schreibt, die markant geringe Kursschwankungen aufweisen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch, dass in der jüngeren Vergangenheit zunehmend neue Faktorthemen aufgekommen sind, die sich nur schwer in die genannten eher traditionellen Kategorien einordnen lassen. Ferdinand Haas: Wie zum Beispiel? Wilma de Groot: Man könnte sie vielleicht als Alpha-Faktoren N o . 3/2024 | institutional-money.com 163 Roundtable Quant Management | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Im Grunde sind es drei wirklich bedeutende Faktoren, deren Vorkommen in zahlreichen Arbeiten und Studien nachgewiesen werden konnte: Bewertung, Qualität und Momentum. « Michael Heldmann, CIO Systematic Equity, Allianz Global Investors

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