Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

langsamt. Der Grund für das rückläufige Einmalbeitrags- geschäft: Nach der Zinswende locken Bankprodukte mit attraktiveren Verzinsungen als Lebensversicherer. Bei den lau- fenden Beiträgen konnte das Prämienaufkommen von 2021 bis aktuell hingegen weitgehend stabil gehalten werden. Auch die Stornoaktivität sorgte bei einigen Versicherungs- vorständen für schlaflose Nächte – zumindest bei denjeni- gen Gesellschaften, die zu Niedrigzinszeiten Vertriebswege genutzt hatten, die hohe zinsinduzierte Einmalbeiträge hereingeholt haben. Nach der Zinswende war die Befürch- tung, dass bei den Versicherern Storni und Rückkäufe zu erhöhtem Liquiditätsbedarf führen würden, weil auch das Normalgeschäft nicht gerade für sprudelnde Zuflüsse sorgt. Doch 2023 – und auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2024 – zeigt sich die Stornoquote trotz schwieriger wirt- schaftlicher Umstände nur wenig verändert bei 4,5 Prozent. „Dies zeigt, dass Lebensversicherungskunden doch ziemlich treu sind“, kommentiert Heermann. Rückläufige Stückzahlen Dennoch sinkt die Zahl der verwalteten Verträge – von 82,7 Millionen Policen im Jahr 2021 auf voraussichtlich 79,8 Mil- lionen Policen 2024. „Bisher hatte rein statistisch etwa jeder Einwohner Deutschlands eine Lebensversicherungspolice. Bei einer Einwohnerzahl von 82,7 Millionen kommt das nun nicht mehr ganz hin“, meint Heermann. Zu einem deutlicheren Abrieb als bei der Policenzahl kam es beim Prämienbestand: von fast 100 Milliarden Euro 2021 auf nur noch 89 Milliarden Euro Ende 2023. „Hier spüren die Lebensversicherer, dass die großen Einmalbei- träge Richtung Banken und weniger Richtung Lebensver- sicherer fließen“, meint Heermann und ergänzt: „Wir glau- ben, dass der Abwärtstrend beim Prämienbestand zwar noch nicht gestoppt, aber immerhin verlangsamt ist.“ Schaut man sich die Entwicklung des Prämienbestands bei den einzelnen Versicherungshäusern an, zeigt sich: Wenige Unternehmen – etwa ein Fünftel des Marktes – ver- zeichneten 2023 eine positive Entwicklung. Die Mehrheit der Häuser hatte mehr oder minder hohe Bestandsverluste, meistens getrieben durch Einmalbeiträge. Spartenbeitrag der Lebensversicherung sinkt Abschließend lässt sich feststellen: Die Lebensversicherungs- sparte ist von ihrer Bedeutung her auf dem absteigenden Ast. Zwar stellt die Lebensversicherung noch immer die stärkste Sparte der Branche dar, aber der Vorsprung wird langsam knapp. Von 2010 bis 2023 ging der Anteil der Lebensversicherungen an den Erstversicherungsbeiträgen um 9,6 Prozentpunkte zurück (von 50,5 auf 40,9 Prozent), während die Anteile der privaten Krankenversicherung – und insbesondere der Schaden-/Unfallversicherung – seit 2010 kontinuierlich gestiegen sind. Der Spartenbeitrag des Lebensversicherungsgeschäfts beträgt 2023 nur noch 40,9 Prozent, während die Schaden-/Unfallversicherung einen Spartenbeitrag von 37,6 Prozent liefert. „Allein durch die Beitragsanpassungen wird das Gewicht der Schaden-/Unfall- versicherung steigen. Daher rechnen wir damit, dass die Lebensversicherung bald nicht mehr die prämienstärkste Sparte ist; das wäre dann zum ersten Mal seit 1997 so. Einige Gesellschaften nehmen gar nicht mehr aktiv amMarkt teil, sondern sind in den Run-off gegangen“, berichtet Heer- mann. Er verweist auf die steigende Tendenz der Run-off- Bestände. Von den 89,1 Milliarden Euro gebuchten Brut- toprämien im Lebensversicherungsgeschäft befinden sich 7,5 Milliarden Euro im Run-off, das sind 8,4 Prozent des Bestandsvolumens. Die Lebensversicherer selbst zeigen sich indes zuver- sichtlicher für ihr Geschäft. Laut einer Befragung der Deut- schen Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet aktuell kein Anbieter eine Verschlechterung, aber jeder Fünf- te eine Verbesserung seines Geschäftsverlaufs. ANKE DEMBOWSKI Bestandsverluste prägen die Geschäftsentwicklung Storno verhält sich stabil, Stückzahlen aber weiter rückläufig Der deutliche Rückgang der Einmalbeiträge führt zu erneut rückläufigen gebuchten Bruttobeiträgen. Das laufende Geschäft verläuft hingegen weitgehend robust. Quelle: Assekurata, GDV 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 0 20 40 60 80 100 2021 '22 '23 '24e 2021 '22 '23 '24e 2021 '22 '23 '24e 2021 '22 '23 '24e 2021 '22 '23 '24e + 0,1 % Punkte + 0,1 % Punkte – 1,1 % – 1,3 % – 1,1 % 99,7 92,8 89,0 87,5 63,7 64,3 64,3 64,0 35,9 28,5 24,8 23,5 4,3 4,4 4,5 4,5 82,7 81,8 80,7 79,8 Gebuchte Bruttobeiträge (Mrd. EUR) Davon: laufende Beiträge (Mrd. EUR) Davon: Einmalbeiträge (Mrd. EUR) Stornoquote laufende Beiträge (in Prozent) Gebuchte Bruttobeiträge (Mrd. EUR) 142 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Lebensversicherungen Die ZZR war ein Kraftakt für die Branche und hat die Ertragslage belastet.

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