Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
beteiligung hier noch 2,53 Prozent; 2024 wurde sie auf 2,82 Prozent angehoben“, so Heermann. Aber auch in der Neuen Klassik ist ein Effekt sichtbar: Die laufende Verzinsung stieg von im Schnitt 2,19 (2023) auf 2,58 Prozent (2024). Am geringsten ist der Effekt bei den Fondspolicen (2,10 gegen- über 2,34 Prozent). Geschäftsperspektiven verhalten positiv Die unterschiedlichen Überschussbeteiligungen, aber auch weitere Gesichtspunkte haben Auswirkungen auf die Ge- schäftserwartungen für die einzelnen Segmente der Branche. „Insgesamt zeigen sich die Geschäftsperspektiven für 2024 leicht verbessert und verhalten positiv“, fasst Heermann die Ergebnisse aus der Befragung der Versicherungshäuser zusammen. Die höchsten Geschäftserwartungen ranken sich um Fonds- policen und Berufsunfähigkeitsversicherungen, aber auch die Situation in der bAV wird wieder deutlich besser ein- gestuft. Die Risikolebensversicherung zeigt dagegen ein weitgehend neutrales Bild. Am Ende der Skala steht die Klassik, auch wenn hier die Erwartungen gegenüber den Vorjahren ein wenig angestiegen sind. „Eine Rückkehr zu alten, traditionellen Zeiten ist hier allerdings nicht absehbar“, so Heermann. Neuer Höchstrechnungszins bei 1,0 Prozent Nachdem in den Produktschmieden der Lebensversicherer in den vergangenen Jahren nicht viel passiert ist, könnte sich dies zum 1. Januar 2025 ändern, denn zu diesem Stichtag wird der Höchstrechnungszins von 0,25 auf 1,0 Prozent an- gehoben. „Das ist seit 1994 die erste Anhebung des Höchst- rechnungszinses und damit völlig neues Terrain für viele Produktmanager“, betont Heermann. Die Lebensversicherer dürfen sich Gedanken machen, wie sie ab Januar 2025 ihre Produkte neu aufstellen. Möglich wäre beispielsweise eine Wiederbelebung von Riester-Produkten, weil mit dem höheren Garantiezins eine 100-prozentige Bruttobeitrags- garantie wieder darstellbar ist. Spannend bleibt, wie der politische Umsetzungsprozess aus den Ergebnissen der von der Bundesregierung eingesetz- ten Fokusgruppe private Altersvorsorge aussehen wird. Ziel der Fokusgruppe um Staatssekretär Dr. Florian Toncar war es, für breite Bevölkerungsgruppen ein einfaches, transparen- tes und effizientes Angebot zur Lebensstandardsicherung nach Renteneintritt zu finden. Die Produkte sollten ren- ditestark und günstig sein. Die Kehrseite ist, dass die Anhebung des Höchstrech- nungszinses für Herausforderungen im Vertrieb sorgt.Wäh- rend es bei den Absenkungen des Höchstrechnungszinses kurz davor immer zu einer Art „Schlussverkaufseffekt“kam, kehrt sich dieser Effekt jetzt um. Damit die Kunden nicht warten, bis sie im nächsten Jahr bessere Vertragskonditionen erhalten, bieten einige Häuser eine Umstellungsoption (so- genannte Günstigerprüfung) an, sodass die in diesem Kalen- derjahr abschließenden Kunden mit denen gleichgestellt werden, die erst im nächsten Jahr abschließen. Nachhaltigkeit: Normalisierung der Tonlage Während das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren einen teilweise schrill klingenden Hype erfahren hat, kam es hier zuletzt zu einer Normalisierung der Tonlage. „Wir haben uns die Websites der Versicherer bezüglich der produktbezogenen Nachhaltigkeitskommunikation näher angeschaut“, erklärt Heermann. „Die Versicherer sprechen zwar für sich und ihre Positionierung das Thema Nachhal- tigkeit an, aber nicht unbedingt bezogen auf die einzelnen Produkte.“ Eine Ausnahme stellten Altersvorsorgeprodukte dar. „Hier wird bei 80 Prozent der Produkte ein Link zum Thema Nachhaltigkeit hergestellt – beispielsweise über das Angebot von Artikel-8- und -9-Fonds bei fondsgebundenen Tarifen“, so Heermann. Im Vertrieb stellt Nachhaltigkeit insbesondere aufgrund der seit 2. August 2022 eingeführten Präferenzab- frage ein Thema dar. Durch die Änderung der MiFID-II- Richtlinie wurde die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferen- zen der Kundinnen und Kunden verpflichtend. Einmalbeitragsgeschäft rückläufig Was die Geschäftsentwicklung der deutschen Versicherungs- branche betrifft, kommt die Assekurata-Studie zum Schluss, dass die Situation von Bestandsverlusten geprägt ist, was ins- besondere auf sinkende Einmalbeiträge zurückzuführen ist. „Ein erneut deutlicher Rückgang der Einmalbeiträge im Jahr 2023 führt zu rückläufigen gebuchten Bruttobeiträgen. Das laufende Geschäft verläuft allerdings robust“, beobachtet Heermann. In den vergangenen Jahren sind die Einmal- beiträge um 20,4 Prozent (von 2021 auf 2022) und um 13,1 Prozent (von 2022 auf 2023) zurückgegangen, und auch für das aktuelle Jahr rechnet Assekurata mit einem Rückgang um 5,2 Prozent. Also immer noch Rückgang, aber ver- Der Markt gibt wieder mehr her Schlüsselzinssätze in der Lebensversicherung (in Prozent) Die Versicherer können ihre Garantien wieder aus dem Marktzins bedienen. Die Zinswende führt seit dem Bilanzjahr 2022 zu ersten ZZR-Rückflüssen. Quelle: Assekurata, Deutsche Bundesbank 2015 2010 2004 2020 2024 -1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % ZZR-Aufbau ZZR- Abbau Bund 10Y Bund 30Y Tariflicher Garantiezins LV (Bestand) (kumuliert) in Mrd. EUR 140 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Lebensversicherungen Die Lebensversi- cherer investieren wieder stärker in zinsgebundene Anlagen.
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