Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
D ass die „Magnificent Seven“ fast ein Viertel des aktuellen US-Aktienmarktes darstellen und natur- gemäß auch den marktkapitalisierungsgewich- teten klassischen MSCI World Index (US-Gewicht: 70%) dominieren,wurde von viele Beobachtern kritisch kommen- tiert – seit 2008 war die Konzentration bei Aktien nicht mehr so hoch wie heute. Abseits davon ist das Wissen um das Ausmaß der Indexkonzentration in anderen Regionen oder Marktsegmenten – speziell auch für Europa – aber eher gering. Wie steht es nun tatsächlich um aktive euro- päische Aktienfonds, wie gehen diese mit dem Problem der Konzentration um? Einerseits zeigt die Kapitalmarktfor- schung, dass hochkonzentrierte High-Conviction-Fonds per- formancemäßig die Nase vorn haben sollten, andererseits bekommt man derlei Mehrerträge aber eben nicht ohne Klumpenrisiken.Mit anderen Worten: Über im historischen Vergleich ungewöhnlich hohe Gewichtungen weniger Aktien in Indizes sollte man zumindest Bescheid wissen. Diese Gemengelage näher zu untersuchen und Licht ins Dunkel zu bringen,machten sich Natalia Wolfstetter, Direc- tor of Morningstar Research, und Michael Born, Manager Research Analyst bei Morningstar, in einer Anfang August 2024 publizierten Studie zur Aufgabe. Globales Phänomen Eine der wichtigsten Erkenntnisse ihrer Arbeit besteht darin, dass zwar der US-Markt in den Schlagzeilen steht, weil er von einigen wenigen Mega Caps dominiert wird, jedoch ist eine enge Marktführerschaft durch wenige Titel ein Merk- mal vieler Aktienmärkte weltweit geworden. Wie in der Grafik „Global steigende Konzentration“ ersichtlich, hat sich der Anteil der fünf wichtigsten Indexbestandteile des Mor- ningstar Global Target Market Exposure (TME) Index im Vergleich zu 2008 von fünf auf 15,5 Prozent Ende Mai 2024 verdreifacht. Bis 2023 fiel die Konzentration in den Regionen Asien ex Japan und Emerging Markets noch höher aus als in den USA. In Europa war – ähnlich Japan – hingegen nur ein relativ geringer Konzentrationsanstieg der Top Five zu kon- statieren.Wohl angetrieben durch den Optimismus im Zu- sammenhang mit künstlicher Intelligenz, waren US-Aktien ein wichtiger Treiber für die zunehmende globale Konzen- tration, da sie rund zwei Drittel der globalen Aktien- marktkapitalisierung ausmachen, wie man anhand des parallelen Verlaufs der Top-Five-Gewichtsentwicklung in der Grafik sehen kann. Da die asiatischen Emerging Markets einen großen Teil der Indizes für Schwellenländer repräsen- tieren, spiegelt sich dies auch im Morningstar Emerging Markets Target Market Exposure Index wider. Dass es sich Die gestiegene Indexkonzentration bereitet vielen Investoren Sorgen. Doch wie sieht es in den anderen Märkten mit dieser Entwicklung aus, speziell in Europa? Und wie sollen aktive europäische Aktienfonds damit umgehen? Konzentrationsprobleme Global steigende Konzentration Top-5-Anteil auf globaler Basis verdreifacht In einer Betrachtung von 30. Juni 2008 bis 30. April 2024 ist zwar die USA an der Spitze der Konzentration der Top-5-Titel, doch bis 2023 war die Konzentration in den Regionen Asien ex Japan und Emerging Markets noch höher. In Europa war – ähnlich Japan – hingegen nur ein relativ geringer Konzentrationsanstieg der Top 5 zu beobachten. Basis sind TMEs (Target Market Exposure Indizes) von Morningstar. Quelle: Morningstar 2008 2013 2018 2023 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Morningstar US TME Morningstar EM TME Morningstar Asia xJpn NR EUR Morningstar Japan TME Morningstar DM Europe TME NR EUR Morningstar Global TME Gewicht der Top-5-Index-Positionen 130 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Aktienindizes FOTO: © MORNINGSTAR » In den Stilen Growth und Blend geht es bei europäischen Aktien nicht ohne ein gewisses Maß an Konzentration. « Natalia Wolfstetter, Director of Morningstar Research
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