Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024

Market Quality“vonMicha Bender, Benjamin Clapham (bei- de Goethe University Frankfurt) und Benedikt Schwemm- lein (Deutsche Bundesbank) zufolge sind es je nach Handels- platz beziehungsweise Land zwischen 40 und 55 Prozent. Es gibt verschiedene Gründe dafür, weshalb der Anteil in Europa deutlich höher ist. Zum einen ist die Auktion zeit- lich vom fortlaufenden Handel getrennt (Infobox „Unter- schiede bei Schlussauktionen“). Zum anderen ist der Han- delstag in Europa zwei Stunden länger als in den USA. Da- durch dünnt sich die Liquidität intraday stärker aus. Das ist wiederum ein Anreiz für Marktteilnehmer, zum Schlusskurs zu handeln. Eine ganz andere Entwicklung zeigt sich in einigen Schwellenländern, in denen der Anteil der Schluss- auktion auch heute noch gering ist. Nach Angaben von BMLL Technologies werden beispielsweise in Shenzhen (China) nur ein bis zwei Prozent des Handelsvolumens in der Schlussauktion abgewickelt. Gründe für den Anstieg Franck Raillon von der französischen Aufsichtsbehörde AMF bringt im Paper „Growing Importance of the Closing Auction in Share Trading Volumes“ auf den Punkt, was den Trend hin zur Schlussauktion erklärt. Dabei nennt er vier Hauptfaktoren: zum einen die Zunahme passiver Invest- ments, bei denen für eine genaue Indexnachbildung häufig zum Schlusskurs gehandelt wird. Dafür spricht, dass der Volumenanteil der Schlussauktion am Monatsende sowie bei Index-Rebalancings besonders hoch, aber an volatilen Tagen viel niedriger ist. Zweitens die Verpflichtungen zur Best Execution sowie zur Trade-&-Cost-Analyse, denen Fondsmanager seit MiFID II unterliegen. Der Handel zur Schlussauktion macht diese Auflagen praktisch überflüssig. Drittens kann durch eine Teilnahme an der Schlussauktion der Einfluss potenziell schädlicher Arbitrageure aus dem Bereich des Hochfrequenzhandels vermieden werden. Und viertens ist zu beobachten, dass einmal vorhandene Liquidi- tät weitere Liquidität anzieht.Daraus kann eine selbstverstär- kende Dynamik entstehen, indem sich auch andere Markt- teilnehmer und Algorithmen, die nach Liquidität suchen, zunehmend auf die Schlussauktion fokussieren. Das führt wiederum zu besseren Ausführungen, was noch mehr An- leger darauf aufmerksam macht. Der Anstieg des relativen Die Marktdaten zeigen, dass sich der Börsenhandel bei Aktien immer mehr in Richtung Ende des Handelstags bewegt. Dieses Verhaltensmuster der Anleger verändert die Liquiditätssituation innerhalb der Handelstage. Unterschiede bei Schlussauktionen E s gibt verschiedene Arten von Schlussauktionen. Die zwei gängigs- ten Mechanismen beschreibt Elliot Banks, Chief Product Officer bei BMLL Technologies, in seinem Beitrag „Soun- ding the Bell“. In den USA, Kanada und Japan findet die Schlussauktion parallel zum laufen- den Handel statt. Die Teilnahme erfolgt durch Aufgabe von Aufträgen für die Schlussauktion (Market on Close oder Limit on Close). Im Rahmen des Closing- Cross-Prozesses werden diese mit dem fortlaufenden Markt zusammengeführt. Durch Maximierung des Handelsvolu- mens wird dabei der Schlusskurs ermit- telt, zu dem die Aufträge ausgeführt werden. Beim zweiten, vor allem in Europa beliebten Mechanismus wird die Schlussauktion vom fortlaufenden Han- del getrennt. Dabei gibt es im Anschluss an den fortlaufenden Handel eine Auf- rufphase, in der zunächst Aufträge ein- gereicht werden. Erst dann folgt die Phase der Preisermittlung. Anschlie- ßend werden die betreffenden Orders zu diesem Kurs ausgeführt. Quelle: Banks, E. (2023), Sounding the Bell: Understanding the Closing Auction for Optimal Execution in Global Equity Markets, BMLL Technologies N o . 3/2024 | institutional-money.com 119 Schlussauktion | THEORIE & PRAXIS FOTO: © RONSTIK | STOCK.ADOBE.COM Der Trend hin zur Schlussauktion ist bislang ungebrochen.

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