Institutional Money, Ausgabe 3 | 2024
D ie Idee, dass sich das Momentum von Aktien auf die entsprechenden Unternehmensanleihen von Firmen überwälzen kann, ist keineswegs neu. Schon vor rund 25 Jahren wurde dieser Effekt von William Gebhardt, Soeren Hvidkjaer und Bhaskaran Swaminathan erstmals in ihrer Forschungsarbeit mit dem Titel „Stock and Bond Market Interaction: Does Momentum Spill Over?“ für Investment Grade Bonds dokumentiert. Die Forscher ent- deckten damals, dass Unternehmen, die im Vorjahr beson- ders hohe (niedrige) Aktienrenditen erzielten, im folgenden Jahr auch besonders hohe (niedrige) Anleihenrenditen auf- wiesen. Als Erklärung für den Zusammenhang fanden sie heraus, dass sich die Anleihenratings von Firmen mit positivem Aktienmomentum im Jahr nach der Portfoliobildung verbes- serten. Sie wiesen mehr Hochstufungen und weniger Herab- stufungen auf als Unternehmen mit negativemMomentum. In den gestiegenen Aktienkursen dürften also auch Informa- tionen enthalten sein, die auf eine Abnahme des Ausfallrisi- kos hinweisen. Allerdings scheint der Markt erst mit zeitli- cher Verzögerung darauf zu reagieren, woraus sich die beob- achtete Überwälzung ergibt.Das Momentumwird gewisser- maßen von den Aktien zu den Bonds durchgereicht. Die Anleihen selbst weisen allerdings keinen Momentum-Effekt auf. Die spätere Robeco-Studie „Momentum Spillover from Stocks to Corporate Bonds“des Autorentrios Daniel Haesen, Patrick Houweling und Jeroen van Zundert zeigte, dass der Effekt auch bei High Yield Bonds auftritt. Das 52-Wochen-Hoch In einer neuen Studie haben nun Javad Keshavarz und Stace Sirmans (beide Auburn University) untersucht, ob sich ähn- lich wie Momentum auch der 52-Wochen-Effekt auf Unter- nehmensanleihen überträgt („The 52-Week High, Downside Risk, and Corporate Bond Returns“) . Entdeckt wurde der Effekt vor 20 Jahren von Thomas George und Chuan-Yang Hwang im oft zitierten Paper „The 52-Week High and Momentum Investing“.Dabei geht es um die Entfernung der aktuellen Kurse vom höchsten Stand, den sie in den vorhe- rigen 52 Wochen erzielt haben. Long-(Short-)Positionen werden anschließend in Aktien eröffnet, deren Kurs nah am (weit entfernt vom) 52-Wochen-Hoch liegt. Das Ergebnis ist erstaunlich und ähnelt dem Momentum-Effekt: Aktien, die nah an ihren 52-Wochen-Hochs notieren, erzielen im An- schluss daran überdurchschnittliche Renditen. Die gängige Wenn sich überdurchschnittliche Renditen von Aktien auf Anleihen eines Unterneh- mens übertragen, bezeichnet man das als Momentum Spillover . Eine neue Studie dokumentiert diesen Zusammenhang nun auch für den 52-Wochen-Effekt . Im Windschatten Kein Reversal Long-Short-Alphas der PTH-Strategie Dargestellt sind die mittleren monatlichen Alphas der Price-to-High-Quintil-Portfolios basierend auf einem 5-Faktor-Modell für den Anleihenmarkt. Bei längeren Haltedauern nehmen die Durchschnittsrenditen zwar ab, aber es erfolgt kein Reversal. Quelle: Keshavarz, J. / Sirmans, S. (2024), The 52-Week High, Downside Risk, and Corporate Bond Returns, S. 42 0 10 20 30 40 50 60 24 Monate 12 Monate 6 Monate 3 Monate 2 Monate 1 Monat High Yield Gesamt Investment Grade Risikoadjustierte Rendite in Basispunkten Haltedauer 102 N o . 3/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Corporate Bonds FOTO: © AUBURN UNIVERSITY » Der 52-Wochen-Effekt kann die Querschnittsrenditen von Corporate Bonds vorhersagen. « Stace Sirmans, Associate Professor of Finance, Raymond J. Harbert College of Business, Auburn University
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