Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

zu Modellen mit exogener Technologie, bei denen die Klimapolitik durch das Trittbrettfahren anderer Länder behindert werde, die dazu in der Lage seien, egoistisch wei- terhin Investitionen in fossile Brennstoffe zu tätigen, wäh- rend andere Länder Maßnahmen wie eine CO 2 -Besteue- rung einführen.Mit endogener und gesteuerter Technologie könne es natürliche Ergänzungen geben, denn sobald eine Reihe von Ländern beginne, die Grenzen sauberer Techno- logien voranzutreiben, würden andere Länder es für profi- tabel halten, diese Technologien zu nutzen. Fünftens legen die Autoren dar, dass (weniger umweltschädliche) fossile Übergangsbrennstoffe, die die Emissionen kurzfristig redu- zieren, den Übergang zu sauberer Energie eher verhindern als unterstützen können, weil sie die Anreize für Investitio- nen in grüne Innovationen verringern. Schließlich unter- streicht das vorgestellte Rahmenwerk auch die besondere Rolle zivilgesellschaftlichen Handelns als zusätzlichen Hebel zur Förderung grüner Innovationen. Acemoğlu, Aghion, Barrage und Hémous sind nicht die einzigen Wissenschaftler, die die Rolle von grünen Innova- tionen bei der Bewältigung der Klimakrise betonen. Sie ver- weisen aber darauf, dass ihrer Ansicht nach sowohl die wis- senschaftliche Literatur als auch die gegenwärtigen politi- schen Diskussionen die entscheidende Notwendigkeit einer Neuausrichtung beziehungsweise Umlenkung des techno- logischen Wandels nicht ausreichend betonen. Tatsächlich betrachten die vorherrschenden Ansätze in der Wirtschafts- wissenschaft die Technologie als gegeben, und selbst wenn sie die Bedeutung von Innovationen im Kampf gegen den Klimawandel anerkennen, wird der Frage, wie aktuelle Innovationsbemühungen auf grüne Technologien umge- lenkt werden können und sollten, nicht genügend Auf- merksamkeit geschenkt, merken die Autoren an. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der aktuelle Wis- sensstand im Energiesektor und verwandten Branchen auf- grund der langen Investitionsgeschichte in diesen Bereichen einen Bias zugunsten fossiler Brennstofftechnologien auf- weist. Dies impliziert, dass entfesselte Märkte – die Autoren sprechen im Original hier tatsächlich von „unfettered mar- kets“– wahrscheinlich keine ausreichenden Investitionen in neue grüne Technologien generieren werden. Positiv zu ver- merken ist, dass sich höhere Preise für fossile Brennstoffe und höhere Steuern in den Augen der Autoren als wirksa- me Instrumente zur Neuausrichtung des technologischen Wandels hin zu saubereren Alternativen erweisen. Aktuelle politische Debatte Trotz der weit verbreiteten Erkenntnis, dass erneuerbare Energien und andere sauberere Technologien eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen müssen, konzentrierte sich ein Großteil der wissenschaftlichen Literatur, die die Politik informiert, bisher auf Modelle mit exogenen Techno- logien. Dieser Schwerpunkt wird durch die bahnbrechende Arbeit von William Nordhaus veranschaulicht, einschließ- lich des Dynamic-Integrated-Climate-Economy-(DICE)-Mo- dells, das in zahlreichen Politikbewertungen verwendet wird. Dieses Rahmenwerk führt die globale Erwärmung durch Treibhausgase und wirtschaftliche Schäden durch ein sich erwärmendes Klima in ein ansonsten standardmäßiges exo- genes Modell des Wirtschaftswachstums ein. Es geht davon aus, dass die Produktion Treibhausgase erzeugt, sich die Basis- technologie exogen verbessert und die Wirtschaft möglicher- weise Zugang zu einer saubereren Backstop-Technologie hat. Außen vor bleibt jedoch, dass politische oder andere Fakto- ren die Richtung zukünftiger Technologie beeinflussen könnten. Unter Backstop-Technologie werden im Übrigen Produktionsverfahren subsumiert, die auf den Einsatz von endlichen Ressourcen verzichten, indem sie durch unbe- grenzt zur Verfügung stehende Ressourcen ersetzt werden. In diesem Rahmenwerk sind die einzige Quelle der Ineffizienz nicht internalisierte Schäden durch Treibhaus- gasemissionen – jeder Hersteller ignoriert die Tatsache, dass Der Frage, wie aktuelle Innovationsbemühungen auf grüne Technologien umgelenkt werden können, wird nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. N o . 2/2024 | institutional-money.com 89 Grüne Technologien | THEORIE & PRAXIS FOTO: © MALP | STOCK.ADOBE.COM, INSEAD Produktion, die auf endliche Ressourcen verzichtet. » Anreize für Investitionen in grüne Technologien müssen geschaffen werden. « Philippe Aghion, Professor am Collège de France und an der INSEAD

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