Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

Selbst das relativ diversifizierte 50-Anleihen-Portfolio hat eine hohe Chance, innerhalb eines Jahres eine Outperformance zu erzielen – sie liegt bei 77 Prozent. Mit zunehmendem Zeithorizont kehren sich die Ergebnisse jedoch um: Nach 20 Jahren schneiden die meisten konzentrierteren Portfolios schlechter ab. Des Weiteren zeigt die Grafik, dass die Wahr- scheinlichkeit, Outperformance mit den beiden Portfolios zu erzielen,mit den Jahren abnimmt und beim 20-jährigen Zeitfenster in beiden Fällen weniger als 50 Prozent beträgt. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Anhänger des passiven Investierens, da offenbar langfristig mit konzen- trierten genauso wie mit breiter aufgestellten, jedenfalls aktiv gemanagten Fixed-Income-Portfolios das Übertreffen eines Index immer unwahrscheinlicher wird. Free Lunch namens Diversifikation Sowohl aktive als auch passive Fonds können Diversifizie- rungsvorteile bieten. Tatsächlich lagen die vermeintlichen Vorteile der Diversifizierung bei festverzinslichen Wertpapie- ren hinter der Gründung des ersten Investmentfonds, der vor fast 250 Jahren im Holland des 18. Jahrhunderts sein Debüt feierte und dessen Bestände tatsächlich aktiv ausge- wählt wurden. Dabei handelt es sich laut Geert Rouwen- horsts „The Origins of Mutual Funds“ von 2004 um den 1774 mit dem Ziel aufgelegten Fonds „Eendragt Maakt Magt“ (Einheit schafft Macht), Anlegern mit begrenzten Mitteln eine Möglichkeit zur Diversifikation zu bieten. Der Fonds investierte in eine Reihe globaler staatlicher und pri- vater Credits. Leider besteht für aktive Manager, die eine kurzfristige Outperformance an den Kreditmärkten anstreben, mögli- cherweise die Versuchung, den Vorteilen der Diversifikation aus dem Weg zu gehen. Das ist bedauerlich, denn eine konzentrierte Anleihenauswahl könnte zwar kurzfristig die Outperformancechance erhöhen, wie die Simulationsrech- nung dies auch vermuten lässt. Auf lange Sicht sei aber ungewöhnlich viel Glück erforderlich, so die Autoren, um langfristig nicht die jahrzehntelange Outperformance zu- nichte zu machen. Ein solcher Unterschied zwischen kurz- und langfristigen Ergebnissen ist bemerkenswert und nicht völlig hypothetisch, wie die Praxis anhand der historischen Wertentwicklung aktiv verwalteter Rentenfonds zeigt. Empirische Bestätigung Sowohl auf den Aktien- als auch auf den Rentenmärkten ist die relative Performance entscheidend für die Beliebtheit passiver Anlagen. Einer der Gründe für die Beliebtheit von Indexfonds für US-amerikanische Large Caps liegt darin, dass in fast jedem der letzten 20 Jahre die Mehrheit der aktiv verwalteten US-Large-Cap-Fonds schlechter abgeschnitten hat als der S&P 500. Das weiß man bei S&P Dow Jones In- dices seit 2002, als S&P DJI begann, regelmäßig sogenannte SPIVA Scorecards – SPIVA steht dabei für S&P Indices Ver- sus Active – zu publizieren, die die Leistung aktiv verwalteter Fonds mit geeigneten S&P-DJI-Benchmarks auf globaler Ebene vergleichen. SPIVA Scorecards berichteten zunächst nicht über die Rentenmärkte. Als die Verfügbarkeit von Rentenindizes und damit verbundenen kostengünstigeren Indexprodukten zunahm, wurde es leichter, deren Perfor- mance mit jener von aktiv verwalteten Fonds zu vergleichen. Das Haus verfügt nun über Daten mit Zeithorizonten von zehn und 15 Jahren in Euro und US-Dollar. Die Grafik „Aktiv zahlt sich nicht aus“ illustriert die langfristige Bilanz aktiv verwalteter Rentenfonds im Vergleich zu den wichtigs- ten Benchmarks der Assetklassen Staatsanleihen, Investment Grade Corporates und High Yield Bonds. Zusammenfassung Passive Rentenfonds sind zwar alles andere als sexy und wer- den in der öffentlichen Wahrnehmung stiefmütterlich behandelt, scheinen aber nach den Untersuchungen von S&P Dow Jones Indices auf lange Sicht das bessere Ende für sich zu haben. Im Vergleich zum Fortschritt der passiven Aktienanlagen sind sie infolge des späteren Beginns unge- fähr eine Dekade zurück, sollten aber aufholen können. Irgendwie fühlt man sich beimWettstreit zwischen passiven und aktiven Rentenanlagen unweigerlich an die Fabel vom Hasen und der Schildkröte erinnert, in der Letztere mit stetiger Beharrlichkeit als Erste durchs Ziel kommt. DR. KURT BECKER Aktiv zahlt sich nicht aus Anteil der Underperformer unter den Rentenfonds nach Assetklassen Sowohl aktiv gemanagte US-Dollar- als auch Euro-Staatsanleihen-, Corporate-IG- und High-Yield-Bond-Fonds erbringen über 15 respektive zehn Jahre mit überwiegender Mehrheit nur Underperformance. Quelle: S&P DJI 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % High Yield Investment Grade Govern- ment High Yield Investment Grade Govern- ment Anteil Underperformance 81 % 94 % 80 % 90 % 79 % 72 % US Dollar (15-Jahres-Periode) Euro (10-Jahres-Periode) 86 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Anleihen passiv » Kurzfristig kann ein aktiv gemanagtes konzentriertes Rentenportfolio ein breites Indexportfolio outperformen. « Tim Edwards, PhD Managing Director Index Investment Strategy bei S&P Dow Jones Indices

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