Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

ten Art in Bezug auf die Nutzung, die Besucherfrequenz oder Bewegungsdaten bis hin zum gesamten Umfeld einer Immobilie erhoben. Bisher gelingt es aber oft noch nicht, diese aus unterschiedlichen Quellen stammenden Daten zusammenzuführen – zumal das sozusagen den Blick von außen auf ein Gebäude betrifft.Wenn es darum geht, wie es um die Innenausstattung oder die Energieperformance einer Bestandsimmobilie steht, dann wissen wir noch viel zu wenig darüber. Über das Innenleben von neuen Gebäuden hinge- gen wissen wir sehr viel mehr, weil große Investoren zum Teil bereit sind, in ihren Immobilien sogenannte „Smart Meter“ zu implementieren, über die man erfährt, wie es um die Nutzung und den Verbrauch von Energie oder die Wasserversorgung bis hin zur Abwassersituation bestellt ist. Darf man daraus schließen, dass Sie hohe Erwartungen in das Thema künstliche Intelligenz setzen? Thomas Veith: In der Nutzung von Artificial-Intelligence-An- wendungen liegt mit Sicherheit gerade für die Immobilien- welt eine enorme Chance, wenn es gelingt, damit die aus vielen unterschiedlichen Quellen stammenden Informatio- nen sinnvoll zusammenzuführen. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das der Fall sein wird, aber mit AI werden sich ganz neue Use Cases zur Nutzung von bereits vorhandenen Daten entwickeln lassen. Dass in dieser Beziehung schon heute enorm viel unternommen wird, lässt sich schon daran ablesen, dass eine Assetklasse wie Datacenter in den vergan- genen zwei Jahren einen erheblichen Schub erfahren hat. Gibt es Zahlen dazu? Thomas Veith: Während man bis vor Kurzem davon ausge- gangen ist, dass zum Betrieb eines Datacenters im Durch- schnitt eine Kapazität von 300 Gigawatt ausreicht, sind wir inzwischen beim Doppelten angekommen. Das hat dazu geführt, dass sich eine Stadt wie Frankfurt, einer der großen Knotenpunkte für die europäische Internetinfrastruktur, mittlerweile schwertut, neue Datacenter zu genehmigen, ein- fach weil deren Energieversorgung nicht mehr sichergestellt werden kann. Andererseits versucht man, die enorme Hitze, die ein solches Datacenter produziert, zum Beheizen von Wohnungen zu nutzen, was natürlich unter dem Nach- haltigkeitsaspekt sehr vielversprechend erscheint. Womit wir beim Thema ESG angelangt sind, ein Faktor, der ge- rade für die Immobilienwirtschaft eine immer größere Rolle spielt. Thomas Veith: Und das nicht ohne Grund. Denn die Immo- bilienwirtschaft ist schließlich extrem relevant, um die mit Blick auf den Klimawandel notwendige Transformation überhaupt schaffen zu können. Denn am Ende sorgen Ge- bäude für rund 40 Prozent des weltweiten CO 2 -Ausstoßes und etwa 50 Prozent des globalen Müllaufkommens. Und unter dem „S“-Aspekt von ESG sollte man nicht vergessen, dass Menschen imweltweiten Schnitt zirka 90 Prozent ihrer Lebenszeit in Gebäuden verbringen.Daher werden Themen wie die Gewinnung von erneuerbarer Energie über die Aus- stattung von Gebäuden mit Solarpanels, eine effizientere Nutzung von Energie zum Beheizen von Wohn- und Büro- räumen, aber auch ein noch zu oft vernachlässigtes Thema wie die Biodiversität sowie die Begrünung von Häusern bis hin zu großen Innenstadtflächen die Branche noch für min- destens zwei Jahrzehnte in Atem halten. Als Hemmschuh wirkt aber auch dabei eine Regulierung, die nach wie vor einer ständigen Weiterentwicklung, besser gesagt Verände- rung unterliegt. Das führt oft dazu, dass ein Gebäude, das zum Zeitpunkt seiner Planung noch alle regulatorischen Voraussetzungen in Bezug auf Nachhaltigkeit erfüllt hat, bei seiner Fertigstellung unter ESG-Gesichtspunkten bereits als veraltet gilt. Das zeigt ein wenig das Dilemma auf, in dem sich die Immobilienbranche diesbezüglich befindet. Wir danken für das Gespräch! HANS HEUSER 78 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Thomas Veith | PwC Deutschland FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Während man bis vor Kurzem davon ausging, dass zum Betrieb eines Datacenters im Schnitt eine Kapazität von 300 Gigawatt ausreicht, sind wir inzwischen beim Doppelten. « Thomas Veith, Partner und Global Real Estate Leader bei PwC Deutschland

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