Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

Anstieg der Inflation und in der Folge ein extrem schnelles Anheben der Zinsen durch die Notenbanken beigetragen. Hinzu kamen medienträchtige Meldungen über Insolven- zen bei großen Projektentwicklern. Zusammengenommen hat das natürlich seine Spuren hinterlassen, weil es zu einem merklichen Repricing ganzer Anlageklassen gekommen ist, insbesondere bei langfristigen Vermögenswerten wie Immo- bilien und Infrastruktur und zum Teil auch in den Bond- märkten. Seit sich aber sowohl bei der Preisentwicklung als auch bei den Zinsen zumindest eine gewisse Stabilisierung eingestellt hat, kehrt inzwischen nach und nach auch wieder das Vertrauen in die Märkte zurück. Woran machen Sie das fest? Thomas Veith: An einer unserer Wahrnehmung nach zumin- dest teilweise wieder schwindenden Unsicherheit in Bezug auf die Bewertung von Immobilien und Infrastrukturinvest- ments. Denn trotz partiell anhaltender Krisendiskussion spricht doch eine spürbare Zunahme von Transaktionen dafür, dass man als institutioneller Investor wieder etwas optimistischer in den weiteren Verlauf des Jahres blicken darf. Die bis ins vergangene Jahr hineinreichende starke Ver- unsicherung aufgrund großer Unterschiede zwischen Kauf- und Verkaufspreisen hatte den Transaktionsmarkt geradezu gelähmt. Aber diese Spannungen bauen sich zunehmend ab. Auch im Core-Bereich des Marktes haben sich die Spreads wieder eingeengt. Deshalb finden auch in diesem Segment inzwischen wieder vereinzelt entsprechende Trans- aktionen statt. Das deutet auf eine Rückkehr von Liquidität und Marktaktivität hin. Daher hat sich die Situation insge- samt insofern verbessert, als wieder mehr Vertrauen in die Anlageklasse Immobilien einkehrt.Wobei man sicher nicht erwarten darf, dass der Markt in sechs Monaten schon wie- der dort angelangt sein wird, wo er vor zwei Jahren stand. Zumal das bisher ja eher etwas wie der Metablick auf das Segment Immobilie war. Am Ende aber ist die Immobilie doch nur eine Art Hülle für eine jeweils bestimmte wirtschaftliche Aktivität. Deshalb wird man doch angesichts einer Vielzahl von Nutzungsarten sicher abschichten müssen. Thomas Veith: Gewiss! Und wenn Sie mich nach den positi- ven Megatrends fragen, so würde ich zwei Segmente heraus- greifen. Das ist zum einen das Thema Wohnen. Insbesonde- re der Bedarf an bezahlbaremWohnraum ist keineswegs auf Deutschland beschränkt, wo uns das Thema regelmäßig im alltäglichen Nachrichtenstrom begegnet. Aber wenn man einmal über den Tellerrand des eigenen Heimatmarktes hin- ausblickt, stellt man fest, dass die Schaffung von Wohnraum weltweit eine enorme Herausforderung darstellt. Die wäh- rend der Corona-Pandemie zeitweise aufgekommene Be- fürchtung, die Menschen könnten scharenweise der Stadt den Rücken kehren, um aufs Land zu ziehen, hat sich ja nicht manifestiert. Ich würde sogar sagen, ganz imGegenteil. Nicht nur hier in Frankfurt, auch in anderen Großstädten ist die Nachfrage ungebrochen hoch. Deshalb ist es für einen Normalverdiener geradezu aussichtslos, in solchen Städten eine Wohnung zu finden, die er bezahlen kann. Was einige Marktbeobachter von einem dadurch drohenden Bu- merang sprechen lässt, der die Gesamtwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnte.Wenn zum Beispiel dringend benötigte Fachkräfte nicht kommen, weil sie keine adäquate Wohnung finden. Thomas Veith: Gleichzeitig schaffen wir es aufgrund von gestörten Lieferketten und enorm gestiegenen Baukosten nicht, mehr und genügend Wohnraum zu schaffen. Und auch das betrifft nicht nur Deutschland und Europa, sondern ist ein globales Phänomen,was aber je nach Region zu unterschiedlichen Konsequenzen führt. Wobei sich am Ende doch immer die Frage stellt: Wie können Staat und Politik hier insgesamt unterstützen? Braucht es mehr oder sogar eher weniger Regulierung? Und welche Subventions- maßnahmen würden helfen, eine Verbesserung zu erreichen? Thomas Veith: Auf Deutschland bezogen würde ich sagen, dass uns die Regulierung immer noch oft genug imWeg steht, sei es in Form von Mietenregulierung auf der einen oder viel zu hohen Baustandards auf der anderen Seite. Bei 72 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Thomas Veith | PwC Deutschland FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Es ist zu einem merklichen Repricing ganzer Anlageklassen, aber insbesondere bei langfristigen Vermögenswerten wie Immobilien und Infrastruktur und zum Teil auch in den Bondmärkten gekommen. « Thomas Veith, Partner und Global Real Estate Leader bei PwC Deutschland Die Zeichen für eine Rückkehr von Liquidität und Marktaktivität stehen gut.

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