Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

Zinsportfolio wieder aufzustocken. Das darf gern auf über 60 Prozent anwachsen, allerdings ohne harte Einschnitte in den übrigen Investmentprogrammen. Wir nutzen hier die Chancen, die der Markt uns bietet. Auf Sicht von drei Jah- ren erwarten wir, dass alle anderen Assetklassen an Gewicht verlieren werden und sich somit der Anleihenanteil erhöht. Das klingt nicht nach großer Anspannung … Frank Egermann: Nein, das Portfolio einer Pensionskasse, die in Generationen denkt, sollte idealerweise so langweilig sein, wie es ist, Gras beim Wachsen zuzuschauen – oder Farbe beim Trocknen. Das Geschäftsmodell verlangt nach plan- baren Erträgen und braucht nicht spannend zu sein. Wir freuen uns über ein Zinsumfeld, das seinem Namen auch gerecht wird. Planbar und langfristig! Die Zahl der Rentner nimmt aufgrund der Altersschichtung über- proportional zu.Welche Konsequenzen hat das beim BVV in der Kapitalanlage? Frank Egermann: Sie haben recht, wir sind jetzt in einer Phase, in der die Auszahlungen die Beiträge überschreiten. Daraus ergeben sich allerdings keine Restriktionen in der Kapitalanlage. Noch sind allerdings die Portfolio-Cashflows nicht negativ, weil wir ja auch Erträge erhalten. Zudem bietet unser Neugeschäft über die drei Versorgungsträger Pensionskasse, Unterstützungskasse und zunehmend Pen- sionsfonds Kompensation. Wie ist die Duration in der Kapitalanlage des BVV? Frank Egermann: Bei den 50 Prozent des Portfolios, das wir selbst verwalten, liegt die Duration je nach Berücksichtigung von Kündigungsrechten der Schuldner etwa bei 12 bis 14. Insofern liegt unsere nach Kündigungswahrscheinlichkeit gewichtete Duration bei 13. Kommen wir zum Thema Regulierung.Welcher Teil der Regulie- rung beschert Ihnen im Haus aktuell den höchsten Aufwand? Marco Herrmann: Aktuell sind die Versicherungsaufsicht- lichen Anforderungen an die IT (VAIT) und jetzt der Digital Operational Resilience Act (DORA) die beiden Themen, die uns ammeisten stressen, da sie nicht nur die IT, sondern das gesamte Unternehmen betreffen.Wir sind hier aber auf einem guten Weg. Der BVV ist mehrfach ausgezeichnet worden für nachhaltiges/ zukunftsfähiges Kapitalanlagenmanagement in Pensionskassen und Zusatzversorgungskassen. Was machen Sie anders? Frank Egermann: Wir machen gar nicht so viel anders, aber wir freuen uns natürlich, wenn wir ausgezeichnet werden. Dass es bei uns gut läuft, führe ich auf vier Elemente zurück: • Unsere Prozessstrukturen: Wir sind ein sehr prozessorien- tiertes Haus mit klarer Verantwortung und kurzenWegen. • Unsere Portfolioausrichtung: Sie wissen ja: Diversifikation ist das einzige kostenfreie Risikomanagement-Tool, das es gibt. Wir diversifizieren unser Portfolio sehr weit und haben zirka 50 Mandate vergeben. • Unsere Nachhaltigkeitsstrategie: Wir nehmen das Thema sehr ernst. Statt des magischen Dreiecks der Vermögens- anlage aus Sicherheit, Liquidität und Rentabilität ist nun eine vierte Zielvariante hinzugekommen: die Nach- haltigkeit. • Kosteneffizienz: Wir agieren als Treuhänder. Daher achten wir auf die Kosten, und ich denke, wir zahlen markt- gerechte Gebühren, aber nicht zu viel. Das analysieren wir auch regelmäßig. Wie gehen Sie damit um, dass in letzter Zeit die nachhaltigen Investments mit ihrer Performance hinter den konventionellen Investments liegen? Frank Egermann: In unsere Nachhaltigkeitsstrategie haben wir explizit hineingeschrieben, dass man in Kauf nehmen muss, dass es Phasen gibt, in denen nicht nachhaltige Anla- gen besser performen als nachhaltige. Insofern ändert die derzeitige Situation am Markt unsere Strategie nicht. Wir definieren Nachhaltigkeit jetzt nicht um, sondern halten konsequent an unseren festgelegten ESG-Kriterien fest. Wir danken für das Gespräch! ANKE DEMBOWSKI 58 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Frank Egermann & Marco Herrmann | BVV Versicherungsverein FOTO: © TIM FLAVOR » Auf Sicht von drei Jahren erwarten wir, dass alle anderen Assetklassen an Gewicht verlieren werden und sich somit der Anleihenanteil erhöht. « Frank Egermann, Vorstandsmitglied des BVV Versicherungsvereins