Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

Marco Herrmann: Ich denke, die Mehrzahl entscheidet sich für die chancenorientierte Variante. Nach den ersten Erfahrungen mit dem Sozialpartnermodell: Was müsste der Regulator noch ändern, damit SPM besser voran- kommen? Marco Herrmann: Wir sollten mal aufhören, uns laufend Dinge zu wünschen, sondern die Dinge umsetzen, die schon da sind. Das vom Gesetzgeber avisierte Betriebsren- tenstärkungsgesetz 2.0 wird ja auch keine Bestrafung sein, sondern Erweiterungen der Möglichkeiten auch zum So- zialpartnermodell beinhalten. An der Durchführung und Steuerung der SPM müssen sich die Tarifvertragsparteien beteiligen, hieran wird sich nichts ändern. Aber die Tarif- vertragsparteien agieren bedacht und vorsichtig, denn es stellt sich ja auch die Frage der Reputation. Reden wir mal über die Kapitalanlage beim BVV.Wie hoch sind die Zinsen auf Ihrer Verpflichtungsseite? Frank Egermann: Wir haben verschiedene Rechnungszins- generationen. Im Schnitt liegt unser Rechnungszins bei etwa drei Prozent. Dazu muss man sagen: Als wir bei null Zins waren, waren drei Prozent eine ganze Menge; jetzt sind drei Prozent eher der normale Marktzins, den Sie jetzt über- all einkaufen können. Mussten Sie Ihren Rechnungszins in den letzten Jahren anpassen? Frank Egermann: Im Jahr 2021 haben wir unseren Rech- nungszins in einigen Tarifen angepasst. Nicht aus Not, son- dern weil wir gute Ertragsjahre hatten. Wir haben dann außerordentliche Erträge in Höhe von 800 Millionen Euro realisiert, um den Rechnungszins zu senken. Dabei haben wir die Zinsreserven in der Deckungsrückstellung gestärkt. So etwas würden wir bei entsprechend hohen Erträgen auch künftig machen, um uns langfristig stabil aufzustellen. Wie sieht derzeit Ihre Asset Allocation aus? Frank Egermann: Unser Portfolio besteht insgesamt zu etwa zwei Dritteln aus Zinsträgern, 50 Prozent aus Inhaberpapie- ren, Schuldscheinen, Namenspapieren und so weiter, zu 16 Prozent aus Privatmarktfinanzierungen. Dabei handelt es sich z.B. um Infrastrukturfinanzierungen wie beispielsweise für Windkraft- und Solaranlagen.Das machen wir über Part- ner. Ein Drittel unseres Portfolios sind Eigenkapitalinstru- mente.Davon sind etwa ein Drittel liquide Aktien und zwei Drittel Immobilien, Infrastruktur und Private Equity. Und wie wird Ihre Zielallokation im Sozialpartnermodell im Chancentopf aussehen? Frank Egermann: Dort wird die Zielgewichtung eher 50 zu 50 betragen. 50 Prozent Zinsträger und 50 Prozent Eigen- kapitalinstrumente. Da ist der Sozialpartnerbeirat unserem Vorschlag gefolgt und hat dies so festgelegt. Bewerkstelligen Sie die Kapitalanlage inhouse oder vergeben Sie sie extern? Frank Egermann: Die Portfoliokonstruktion machen wir inhouse. Das Zinsportfolio führen wir selber, das heißt, unser Portfoliomanagement disponiert die einzelnen Trans- aktionen.Die anderen Assetklassen mandatieren wir, nutzen also externe Expertise. Welche Assetklassen bauen Sie in diesem Jahr auf – und welche ab? Frank Egermann: Wenn wir mal 20 Jahre zurückblicken, war damals der Anleihenanteil nicht bei 50, sondern eher bei 80 Prozent. In der Zwischenzeit sind wir hier teils geplant, teils aufgrund der Niedrigzinssituation ungewollt deutlich nach unten gefallen.Wir haben breiter diversifiziert und uns neue Ertragsquellen erschlossen. Aus der geänderten Zinssituation haben wir im letzten Jahr den Schritt abgeleitet, gezielt das 56 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Frank Egermann & Marco Herrmann | BVV Versicherungsverein FOTO: © TIM FLAVOR » Aufgrund unserer Größe und unserer Aufstellung profitieren wir von Effizienz und Skalierbarkeit! « Marco Herrmann, Vorstandsmitglied des BVV Versicherungsvereins

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