Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

die Mitarbeiter, die bereits beim BVV versorgt sind und sich ein attraktives weiteres Produkt für die zusätzliche Entgelt- umwandlung wünschen. Was ausdrücklich nicht von den Tarifvertragsparteien angestrebt und gewünscht wird, ist eine Ablösung bereits bestehender Versorgungssysteme. Seit sechs Jahren (2018) sind Sozialpartnermodelle gesetzlich möglich, drei gibt es mittlerweile: Uniper, Chemie, BVV. Warum dauert es so lange, Sozialpartnermodelle aus der Taufe zu heben? Marco Herrmann: Im Vergleich zu unserer 115-jährigen Un- ternehmenshistorie sind doch sechs Jahre nicht wirklich viel. Und gut Ding will eben Weile haben. Man darf nicht ver- gessen, die Grundlage für die Umsetzung einer reinen Bei- tragszusage muss zunächst eine tarifvertragliche Vereinba- rung sein; zudem haben sich die Tarifvertragsparteien auch an Durchführung und Steuerung zu beteiligen. Die betrieb- liche Altersversorgung ist ein komplexer Themenbereich, mit dem sich die Tarifvertragsparteien erstmal intensiv be- schäftigen mussten, um gemeinsam die Parameter für eine entsprechende Lösung zu setzen. Die zugrunde liegenden Pensionspläne müssen von der BaFin für unbedenklich erklärt werden. Bei der Entwicklung unseres SPM haben wir die BaFin von Beginn an – also seit 2019 – mit einge- bunden. Das war auf jeden Fall richtig! Wie funktioniert denn Ihr SPM? Marco Herrmann: Die reine Beitragszusage führen wir über unseren Pensionsfonds durch.Dort haben wir zwei Produkt- varianten: Zum einen setzen wir eine rückgedeckte Variante ein, die sich durch eine risikoarme und damit schwankungs- arme Kapitalanlage auszeichnet. Des Weiteren haben wir mit unserer chancenorientierten Variante ein Produkt ent- wickelt, das die Kunden deutlich mehr von den Möglich- keiten einer freieren Kapitalanlage profitieren lässt. Die Kapitalanlage führen wir selbst durch. Und welche Puffermechanismen haben Sie eingebaut? Marco Herrmann: In der Theorie gibt es drei Puffer: einen Anwartschafts-, einen Leistungs- und einen kollektiven Puf- fer – in der chancenorientierten Variante setzen wir Letzte- ren ein.Der Hintergrund ist: In der Pensionsfonds-Aufsichts- verordnung (PFAV) ist geregelt, dass es einen Kapital- deckungsgrad gibt, der eine Spannweite von 100 bis 125 Prozent hat. Das Gesetz sagt: Wenn der Deckungsgrad 125 Prozent übersteigt,muss die Leistung erhöht werden.Wenn er unter 100 Prozent fällt, müsste die Leistung reduziert werden. Um das zu vermeiden, setzen wir den sogenannten kollektiven Puffer ein. Er wird aber nur in der Leistungs- phase eingesetzt, denn jeder Puffer kostet auch ein Stück weit Rendite. Und Rendite wollen wir ja in unserem Sozial- partnermodell erzielen. Das will übrigens auch der Sozial- partnerbeirat so, den wir installiert haben. Was hat es mit dem Sozialpartnerbeirat auf sich? Marco Herrmann: Der Sozialpartnerbeirat ist das Gremium, das sich an der Durchführung und Steuerung des Sozial- partnermodells beteiligt. Unser Sozialpartnerbeirat ist pari- tätisch mit Vertretern der Tarifvertragsparteien besetzt. Dies entspricht demGrundgedanken, der uns bereits seit unserer Gründung vor 115 Jahren begleitet. Insoweit ist für uns nicht sozialpartnerschaftliches Miteinander neu, sondern lediglich die reine Beitragszusage. Und wie ist das Interesse Ihrer Mitglieder, in das Sozialpartner- modell zu wechseln? Marco Herrmann: Wir sind seit 115 Jahren mitgliederorien- tiert aufgestellt, und das wissen unsere Mitglieder. Wir ver- zeichnen ein spürbares Interesse von Unternehmen, beim SPM mitzumachen und dort insbesondere bisher Unver- sorgte reinzubringen. Bei unserem SPM geht es also nicht um einen Wechsel von einem System ins andere, sondern dass die Leute erstmals da hinein gehen – oder als Add-on. Wir sind zuversichtlich, alsbald die ersten betrieblichen Umsetzungen anzugehen. Was glauben Sie, für welche Variante werden sich Ihre Versicherten eher entscheiden: sicherheitsorientiert oder chancenorientiert? 54 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Frank Egermann & Marco Herrmann | BVV Versicherungsverein FOTO: © TIM FLAVOR » Wir zahlen marktgerechte Gebühren, aber nicht zu viel. Das analysieren wir auch regelmäßig. « Frank Egermann, Vorstandsmitglied des BVV Versicherungsvereins

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